Die Anwohnerinnen und Anwohner in Gerlenhofen sind verärgert.
Bildrechte: BR/ Peter Allgaier

Die Anwohnerinnen und Anwohner in Gerlenhofen sind verärgert.

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Nach Protesten: Bahnübergang in Gerlenhofen wird geschlossen

Ein lauter Pfeifton, den Züge vor einem unbeschrankten Bahnübergang als Warnsignal abgeben, stört die Anwohner im schwäbischen Gerlenhofen massiv. Der Ferienausschuss der Stadt Neu-Ulm hat für eine vorläufige Schließung des Bahnübergangs gestimmt.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Ein unbeschrankter Bahnübergang erhitzt die Gemüter in Gerlenhofen, einem Neu-Ulmer Ortsteil. Weil dort einige schwere und auch tödliche Unfälle passiert waren, geben Züge vor Erreichen des Bahnübergangs als Warnsignal ein lautes Pfeifen ab. Ein Geräusch, das viele Menschen in Gerlenhofen massiv stört und auf die Barrikaden bringt. Rund 600 Menschen hatten eine Unterschriftenaktion unterzeichnet. Der Ferienausschuss der Stadt Neu-Ulm hat sich nun der Sache angenommen - und am Mittwochabend für eine vorläufige Schließung des unbeschrankten Bahnübergangs gestimmt.

Zugpfeifen empfinden die Menschen als "Psychoterror"

Der Sitzungssaal des Rathauses war im Zuschauerbereich bis auf den letzten Platz gefüllt. Besucher hatten Schilder mitgebracht auf denen "Psychoterror" oder "Stoppt das Hupen!" zu lesen war. Die Neu-Ulmer Stadtratsfraktionen betonten, es sich mit ihrer Entscheidung nicht leicht zu machen. Die Verwaltung der Stadt hatte den Stadträten zwei Alternativen zur Wahl gestellt. Entweder der Bahnübergang bleibt geöffnet bei gleichzeitiger Beibehaltung des Warntons. Oder er wird geschlossen, wobei dann auf das Pfeifsignal verzichtet werden kann.

Bahnübergang wird geschlossen - Anwohner müssen Umwege fahren

Der Ferienausschuss votierte einstimmig für eine Schließung des Übergangs, bis er voraussichtlich im Herbst 2025 umgebaut sein wird. Denn das dauernde Pfeifen gefährde die Gesundheit der Anwohner, so der Tenor über Fraktionsgrenzen hinweg.

Doch auch die Schließung hat weitreichende Folgen: So werden Häuser auf der anderen Seite der Gleise abgeschnitten, Anlieger müssen dann Umwege in Kauf nehmen. Manche befürchten zudem ein wildes Queren der Gleise, wenn der Bahnübergang geschlossen wird.

"Ich kann keine Verantwortung dafür übernehmen, wenn sich Menschen einfach nicht an Regeln halten“, betonte Neu-Ulms Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger (CSU). Einen Zaun, der die Menschen am Überqueren der Gleise hindert, werde es daher nicht geben.

Entscheidung des Ausschusses sorgt für Unmut

Die Schließung des Bahnübergangs sorgt auch für Unmut. "Ich bin mit der Entscheidung überhaupt nicht zufrieden", sagt ein Mann nach der Ausschusssitzung. Es gebe Tausende solcher Übergänge, die ausgestattet mit Warntafeln und Blinklichtern gut funktionierten - nur der in Gerlenhofen nicht. "Weil die Leute nicht aufpassen. Und der wird deswegen jetzt geschlossen. Das ist nicht gerecht." Auch ein weiterer Mann schließt sich dieser Meinung an: "Ich wohne seit 40 Jahren an der Ecke, der Bahnübergang ist sicher. Jetzt haben wir noch mal ein paar Warnschilder hingemacht. Aber die Leute springen auch bei Rot drüber. Für mich ist die Schließung nicht nachvollziehbar."

Schließung des Bahnübergangs passiert nicht sofort

Oberbürgermeisterin Albsteiger stellte klar, dass die Schließung nicht sofort umgesetzt werden kann: "Wir wollen den Pfeifton zwar so schnell wie möglich abstellen, aber wir müssen dazu jetzt Gespräche mit der Bahn führen und entsprechende Verträge schließen“, sagte die Bürgermeisterin.

Die Bahn hatte sich im Voraus offen für eine Schließung gezeigt. Andere Maßnahmen wie etwa eine deutliche Reduzierung der Geschwindigkeit der Züge samt Aussetzung des Warntons waren abgelehnt worden. Dies hätte erhebliche Verzögerungen des Fahrplans zur Folge, so die Bahn.

Neuer Bahnübergang kostet mehr als zwei Millionen Euro

Zu Beginn der Sitzung des Ferienausschusses hatte Mike Hartmann von der Fuchs Ingenieurbüro Verkehrsbau GmbH den Stand der Planungen für den neuen Bahnübergang vorgestellt. 2,1 Millionen wird er kosten, den Großteil davon trägt der Bund und die DB Netz AG. Neue Geh- und Radwege sollen gebaut werden, auch eine Halbschranke wird installiert. Dass an der Strecke bald ein zweites Gleis verlegt wird, sei bei den Umbauplänen schon einkalkuliert, so Hartmann. Derzeit führe man mit den Eigentümern noch Gespräche über benötigte Grundstücke.

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