Eine Hausärztin in Neuendettelsau untersucht einen Patienten.
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Vor wenigen Wochen wurde in Neuendettelsau das Krankenhaus geschlossen. Nun bekommen Hausärzte und Patienten die Folgen zu spüren.

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Nach Klinikschließung: Aufwändige Suche nach freien Betten

Vor wenigen Wochen wurde im mittelfränkischen Neuendettelsau das Krankenhaus geschlossen. Nun bekommen Hausärzte und Patienten dort offenbar die Folgen zu spüren: Es wird immer schwieriger, in der Umgebung ein freies Krankenhausbett zu finden.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Der Neuendettelsauer Dieter Lehner-Kohl bekam an einem Januarabend von seiner Hausärztin eine unerwartete Nachricht: Die Werte seines Bluttests vom Vormittag seien alarmierend, hieß es – er müsse sofort ins Krankenhaus. Doch ein freies Klinikbett ließ sich nicht finden, obwohl seine Hausärztin die nächstgelegenen Häuser abtelefonierte. Die Suche nach einem Krankenhausbett ist für die Menschen in der Region nach der Klinikschließung in Neuendettelsau deutlich schwieriger geworden.

Aufwändige Suche nach Klinikbetten

Cornelia Monteiro ist die Hausärztin von Dieter Lehner-Kohl. Dass sie Krankenhäuser neben ihrem getakteten Praxisalltag oder sogar im Feierabend noch abtelefonieren müsse, sei seit der Klinikschließung in Neuendettelsau nicht selten, berichtet sie. Vor Mitte Dezember konnte sie fast alle ihre Patientinnen und Patienten in der Klinik im Ort unterbringen. Nun aber passiere es mehrmals in der Woche, dass sie kein freies Bett finde und mit teils großem zeitlichem Aufwand nach einer Lösung suchen muss, während ihr Wartezimmer immer voller wird. Dass sie damit nicht allein ist, bestätigen auch andere Neuendettelsauer Hausärzte.

Rettungsdienst länger unterwegs

Auf ihrer Suche nach einem freien Bett für ihren Patienten Dieter Lehner-Kohl rief Cornelia Monteiro direkt beim Rettungsdienst an, um sich dort Rat zu holen: "Die haben gesagt, sie wissen auch nicht, was passiert, wenn er mit Einweisung ins Krankenhaus kommt – ob er nicht weggeschickt wird", so Monteiro. Zwar boten die Sanitäter an, ihren Patienten mit der Einweisung per Rettungswagen in eine Klinik zu bringen, aber auch sie müssten herumtelefonieren, um ein freies Bett zu finden. Oft genug, so schilderten sie es der Hausärztin weiter, würden sie "im Kreis herumfahren", bis sie endlich ein freies Krankenhausbett gefunden hätten.

Die zuständige Integrierte Leitstelle bestätigt B24, dass sich die Fahrtzeit für Rettungswagen von Neuendettelsau aus seit der Schließung der Klinik verlängert habe. Grundsätzlich habe man jedoch bisher für jeden Patienten eine geeignete Klinik finden können.

Ansbach und Schwabach die nächsten Kliniken

"Es sind eben mehrere Krankenhäuser für unseren Landkreis zuständig, aber keins ist so richtig nah", schildert Hausärztin Cornelia Monteiro das Dilemma. Das Ansbacher Krankenhaus ANregiomed ist 30 Autominuten entfernt, Rothenburg und Dinkelsbühl sind sogar 45, beziehungsweise 50 Minuten weit weg. Auch das Krankenhaus Schwabach ist eine Möglichkeit, doch in die gut 20 Kilometer entfernte Stadt kommt man schlecht mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

Auf eigene Gefahr zuhause geblieben

Dieter Lehner-Kohl blieb im Januar auf eigene Gefahr über Nacht zuhause. Seine Hausärztin erklärte ihm, bei welchen Symptomen er unverzüglich den Rettungsdienst rufen müsse. Sein gesundheitlicher Zustand verbesserte sich zunächst. Doch zwei Wochen später wurde es wieder akut – diesmal hatte Dieter Lehner-Kohl Glück und bekam einen Platz im Krankenhaus in Schwabach. Dort wurde er zwölf Tage stationär behandelt. Nach einem schweren bakteriellen Infekt wurde bei ihm eine Autoimmunerkrankung festgestellt. Inzwischen geht es dem Neuendettelsauer jedoch besser.

Angst vor schlechter Versorgung

Dass ihr Krankenhaus in Neuendettelsau im Dezember schließen musste, wusste Familie Kohl. Sie befasste sich mit dem Thema und demonstrierte sogar gegen die Schließung. Nun bekam sie die Folgen zu spüren. "Wenn man dann direkt betroffen ist, fühlt sich das schon nochmal ganz anders an," erklärt Erika Kohl. Ihr Mann macht es konkret: "Da kriegt man auch Angst vor der Zukunft, also was noch kommt."

Dieter Lehner-Kohl und seine Frau hoffen nun, dass keine weiteren Schließungen von Krankenhäusern im Landkreis Ansbach folgen. Denn auch die anderen Häuser schreiben rote Zahlen.

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