Eine Bedienung trägt in einem Lokal ein Tablett mit Bier.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Marc Tirl

Nach mehr als einem halben Jahr Lockdown fehlt in viele unterfränkischen Restaurants und Hotels das Personal.

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Nach dem Lockdown: Unterfränkischer Gastronomie fehlt Personal

Fast überall sinken die Inzidenzen und Restaurants und Hotels dürfen endlich wieder öffnen. Doch nach mehr als einem halben Jahr im Lockdown stehen viele unterfränkische Betriebe vor dem nächsten Problem: Das Personal fehlt.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Eigentlich müsste die Freude bei Marion Neubauer groß sein. Endlich darf sie wieder Gäste empfangen, in ihrem Landhotel und Weingasthof "Schwarzer Adler" in Wiesenbronn (Lkr. Kitzingen). Doch ihr fehlt das Personal: Im Laufe des letzten Jahres haben drei von sechs Mitarbeitern gekündigt. So ist es kaum möglich, den Gästen einen guten Service zu bieten. "Wir überlegen jeden Tag, wie bekommen wir es hin?"

Jeder zehnte Mitarbeiter hat sich neuen Job gesucht

Nach Angaben des Hotel- und Gaststättenverbands hat die Branche in Bayern in der Corona-Krise etwa zwölf Prozent der Mitarbeiter verloren. Das spiegelt sich auch in Unterfranken wider. Entsprechend schwer fällt vielen der Neustart nach mehr als einem halben Jahr Lockdown, besonders im ländlichen Raum. Studentische Aushilfen wie etwa in Würzburg gibt es hier kaum. Die meisten sind auf Festangestellte angewiesen.

Reaktion auf Personalmangel

Angesichts des Personalmangels nimmt Marion Neubauer weniger Restaurantgäste an und hat in ihrem Biergarten Bereiche abgesperrt, um an den verbliebenen Tischen auch mit den wenigen Mitarbeitern einen guten Service bieten zu können. "Lange Wartezeiten toleriert der Gast nicht, sonst hat man schnell einen schlechten Ruf", begründet Neubauer ihre Entscheidung. Sie hofft, nicht auch noch ihre Öffnungszeiten reduzieren zu müssen. Gleichzeitig will sie ihr verbliebenes Personal nicht überstrapazieren: "Es ist schwierig eine Balance zu finden."

Wechsel in vergleichsweise krisensichere Branchen

Etliche der ehemaligen Fachkräfte aus Gastronomie oder Hotellerie sind in den vergleichsweise krisensicheren Lebensmitteleinzelhandel oder zu Impf- bzw. Testzentren gewechselt. Auch wenn einige Arbeitgeber sogar das Kurzarbeitergeld aufgestockt hatten, fehlte bei vielen das Trinkgeld, das in der Branche eine große Rolle spielt. Hinzu kam oft auch Langeweile im monatelangem Lockdown, manche wollten endlich einfach wieder arbeiten.

Wird Platz im Restaurant zum Luxusgut?

Inwiefern sich verlorenes Personal zurückgewinnen lässt, ist ungewiss. Viele unterfränkische Wirte und Hoteliers sind skeptisch, hatte ihre Branche doch schon vor Corona ein Image-Problem. Die Bezahlung sei weniger das Problem, meint Marion Neubauer. Alle ihre Angestellten würden mehr als den Mindestlohn erhalten. Die Arbeitszeiten seien das größere Problem: "Die Wochenendarbeit ist immer nur in der Gastronomie so ein großes Thema. Dabei ist das doch auch in vielen anderen Branchen der Fall", beklagt die Wirtin. "Wenn das so weitergeht wird es zum Luxus werden, einen Platz in einem Restaurant zu bekommen."

Obendrein ist vielen Ehemaligen eine Rückkehr in den Service momentan noch zu unsicher – angesichts einer etwaigen vierten Welle im Herbst und einem möglicherweise erneutem Lockdown. Gleichzeitig berichten einzelne Supermärkte davon, dass Servicekräfte bereits wieder in ihren eigentlichen Beruf zurückgekehrt sind.

Ungewisse Zukunft für Familienbetrieb "Schwarzer Adler"

Den "Schwarzen Adler" in Wiesenbronn gibt es seit fünf Generationen. Aktuell zweifelt Marion Neubauer daran, wie sinnvoll es ist, den Familienbetrieb an ihren 24-jährigen Sohn weiterzugeben. Er ist gelernter Koch und Hotelfachmann, wollte nach seinen Ausbildungen eigentlich andere Betriebe in der weiten Welt kennenlernen. Doch weil zu Hause das Personal fehlte, kam er zurück nach Unterfranken. Eine wirkliche Lösung ist für Marion Neubauer nicht in Sicht: "Wir schauen einfach von Woche zu Woche."

Nach dem Lockdown: Unterfränkischer Gastronomie fehlt Personal
Bildrechte: BR
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Nach dem Lockdown: Unterfränkischer Gastronomie fehlt Personal

"Darüber spricht Bayern": Der neue BR24-Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!