Das Tarifsystem des Münchner Verkehrs- und Tarifverbundes (MVV) in München und im Umland hat schon manchen zur Verzweiflung gebracht. Die große Tarifreform im Dezember vor einem Jahr hat zwar einige Probleme gelöst, aber so manche(r) steht nach wie vor ratlos vor den Tarifplänen und Ticketautomaten - bei bald wieder steigenden Fahrpreisen.
Jetzt bringt der MVV ein neues Projekt an den Start: einen elektronischen Tarif, kurz eTarif, der vor allem Gelegenheitsfahrer und Neukunden ansprechen soll.
Einchecken mit Wisch auf dem Smartphone
Unter dem Namen "Swipe + Ride", also "Wischen und fahren", testet der MVV den neuen eTarif, für den man keine Fahrkarten mehr kaufen muss. Stattdessen checkt man über einen Wisch am Smartphone ein und meldet sich am Ziel wieder ab.
Eine App misst mittels GPS die Strecke, die man mit Bus oder Bahn unterwegs war, und erstellt mit diesen Daten eine Rechnung. Für jede Fahrt fällt ein Grundpreis an, dazu kommt ein Entfernungspreis je angefangenem gefahrenen Luftlinien-Kilometer. Der Betrag wird dann über die Kreditkarte eingezogen. Mit dem "Tagesdeckel", einem Höchstpreis pro Tag, hätten die Pilotkunden die volle Kostenkontrolle – "egal wie oft sie an einem Tag mit dem ÖPNV fahren", versichert der MVV.
Das Modell ist besonders für Menschen gedacht, die nur selten öffentliche Verkehrsmittel nutzen, sich nicht mit dem Tarifsystem auseinandersetzen wollen – und ein modernes Smartphone haben.
MVV sucht bis zu 10.000 Testkunden
Zwei Jahre hat das Pilotprojekt Zeit, sich zu bewähren. Der MVV sucht bis zu 10.000 Testkunden, die volljährig sind und sich unter swipe-ride.de registrieren müssen. Mitmachen könnte sich lohnen, denn manche Fahrten kosten mit dem neuen System sogar etwas weniger als die Fahrt mit einem Ticket.
Partner des Pilotprojekts sind neben dem Freistaat Bayern die Landeshauptstadt München, die Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen, Dachau, Erding, Ebersberg, Freising, Fürstenfeldbruck, München und Starnberg sowie die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), die S-Bahn München und die Bayerische Regiobahn (BRB). "Unkomplizierter kann man kaum in den ÖPNV einsteigen", wirbt Ebersbergs Landrat Robert Niedergesäß, Sprecher der MVV-Landkreise, für das Pilotprojekt.
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