Regenwolken über einem Rapsfeld (Symbolbild).
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Mai 2021: Regenwolken über einem Rapsfeld (Symbolbild).

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Nasser Mai: Enttäuschend, doch gut für Gesundheit und Natur

Nach einem langen Corona-Lockdown im Winter freuten sich viele Menschen auf einen schönen Frühsommer. Aktuell zeigt sich der Mai aber verregnet und kühl. Doch so schlecht ist das gar nicht. Das derzeitige Wetter bringt sogar viel Positives mit.

"Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch", diesen Spruch von Karl Valentin kennt fast jeder. Das kühle und regnerische Maiwetter aber gelassen hinzunehmen, ist für viele Menschen leichter gesagt als getan. Und die wenigsten dürften sich darüber sogar freuen.

"Wir sind alle 'wetterreagierend' und diese Reaktion auf das Wetter läuft überwiegend über die Psyche", erklärt Professor Andreas Matzarakis vom Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung des Deutschen Wetterdienstes. Konkret bedeute das: "Wir freuen uns, wenn es warm und sonnig ist und wir freuen uns nicht, wenn es kalt und nass ist."

Biometeorologe: "Derzeit ideale Bedingungen für den Körper"

Doch eigentlich gibt es gar keinen Grund, das derzeitige Wetter nicht zu schätzen, so der Biometeorologe. Denn es bringe nicht nur wechselhafte Schauer und kühle Temperaturen, sondern auch viel Positives: "Momentan bin ich froh, dass wir keine Hitze haben und dass es regnet." Zum einen brauche die Natur den Regen dringend, zum anderen wären die negativen Auswirkungen des Wetters bei einer frühsommerlichen Hitzewelle viel intensiver.

"Das Wetter ist in dem Bereich, der uns gut tut, immer positiv", sagt Matzarakis. Und in diesem Bereich seien wir eben derzeit mit Temperaturen zwischen 18 und 26 Grad. "Es gibt auch 'positives Wetter', das fängt bei etwa 20 Grad an und ist mit ganz leichtem Wind." Und genau dieses Wetter führe dazu, dass der Blutkreislauf des Menschen angeregt wird - vorausgesetzt natürlich, man verlässt trotz bewölktem Himmel die gute Stube und geht in die Natur raus.

Hitze in Kombination mit der Pandemie wäre fatal

Es gibt aber noch einen weiteren wichtigen Grund, warum das derzeitige Wetter in Bayern gut für die Gesundheit der Menschen ist: "Wenn wir jetzt Bedingungen hätten, wo es sehr heiß ist, wie beispielsweise 2018, wo der Deutsche Wetterdienst schon Ende Mai eine Hitzewarnung herausgeben musste, wäre das in Kombination mit Covid fatal", so der Freiburger Meteorologe.

Der Grund dafür sei aber nicht die Verbreitung der Viren - das Wetter habe darauf kaum einen Einfluss, jedoch das Verhalten der Menschen, sondern die zusätzliche Belastung des Immunsystems, erklärt Matzarakis. Alleine im "Jahrhundertsommer" 2003 habe es in Europa über 50.000 Tote durch Hitze gegeben.

Das derzeitige Wetter sei deshalb auch vor dem Hintergrund der Pandemie ideal. Auch, weil ein gutes und häufiges Durchlüften, wie von den Virologen dringend empfohlen, bei großer Hitze kaum möglich sei.

"Covid und Hitze - das passt nicht zusammen, deswegen ist es momentan ein ideales Wetter." Prof. Andreas Matzarakis, Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung, DWD

Tipp des Meteorologen: Einfach die Blickweise ändern

Wie kann man sich aber trotzdem über das Wetter freuen - auch wenn es regnet? Der DWD- Biometeorologe rät, einfach einmal die Blickweise zu ändern. Denn das derzeitige Wetter könne man perfekt dazu nehmen, sich draußen an der frischen Luft etwas abzuhärten und dadurch das Immunsystem zu stärken. Und: "Auch bei regnerischem Wetter ist ein wunderschöner Park immer noch wunderschön."

Ein schneller und häufiger Wechsel aus Sonne, Regenschauern, Hagel oder Gewittern, dazu Temperaturen von zwölf bis siebzehn Grad. Warum ist eigentlich gerade so kühl? Für den BR-Wetterexperten Michael Sachweh ist die Ursache klar: Eine für die Jahreszeit ungewöhnliche Stärke und Position des sogenannten Jetsreams.

  • Aprilwetter im Mai - Der Jetstream ist schuld!
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Position und Stärke des Jetstreams im Vergleich.

Wetter in Bayern: Der Mai wird immer feuchter

Dass es heuer so viel regnet im Mai, ist zwar für diese Jahreszeit eher ungewöhnlich, kommt aber mittlerweile immer öfter vor. Grundsätzlich ist es nämlich in Bayern so, dass der Frühsommer, also die Monate Mai und Juni, häufig die niederschlagreichsten Monate im Jahr sind. "Insgesamt konnte man seit den niederschlagsärmeren Jahren um 1990 feststellen, dass der Mai insgesamt feuchter geworden ist", sagt dazu Lothar Bock vom Regionalen Klimabüro München des Deutschen Wetterdienstes.

So sei die durchschnittliche Mai-Niederschlagsmenge in Bayern Ende der 1980er-, Anfang der 1990er- Jahre bei etwa 80 Liter pro Quadratmeter gelegen und in den letzten Jahren auf etwa 90 bis 100 Liter pro Quadratmeter angestiegen.

Für die Natur ist das derzeitige Wetter ein Segen

Lothar Bock und sein Team vom Deutschen Wetterdienst haben außerdem festgestellt, dass die zwei nassesten Mai-Monate in Bayern in den letzten 15 Jahren aufgetreten sind. "2007 fielen knapp 168 Liter pro Quadratmeter, 2013 über 160 Liter", so der Meteorologe. Der Mai 2021 habe bisher knapp 100 Liter pro Quadratmeter zustande gebracht und liege damit noch im Durchschnitt der letzten Jahre. Es würden aber bis Monatsende, vor allem im Süden Bayerns, voraussichtlich noch etwa 20 bis 50 Liter dazukommen.

"Für die Natur, insbesondere auch für die gebeutelten Wälder, ist das derzeitige kühl-feuchte Wetter ein Segen. Auch für die Landwirtschaft ist das erstmal nicht schlecht." Lothar Bock, Regionales Klimabüro München des DWD

Derzeit treffe die alte Bauernregel "Ist's im Mai kühl und nass, füllt's dem Bauern Scheun und Fass" weitestgehend zu. Obwohl zu viel Nässe und kühle Temperaturen den Freilandkulturen, wie etwa Erdbeeren, eher schaden würden, wachsen Hopfen, Sommergetreide oder Raps gut in diesem niederschlagsreichen Monat.

Wirt: "Auf Regen folgt immer Sonnenschein, das wird schon wieder"

Das derzeitige Wetter bringt also auch viel Gutes mit: für die Natur und sogar für unsere Gesundheit. Doch für die Wirte, die jetzt nach monatelangem Lockdown endlich wieder ihre Außenterrassen und Biergärten öffnen dürfen, ist der Regen wahrlich kein Segen.

Der Wirt des Münchner Augustiner-Kellers, Christian Vogler, hält es da wie Karl Valentin und sieht den verregneten Start in die Biergartensaison gelassen. Weil sein Garten in den vergangenen Monaten nicht genutzt werden durfte, sind heuer sogar Kastanien vom letzten Herbst aufgegangen, erzählt er. Er will sie nun ausgraben und an einem neuen Standort einpflanzen - damit seine Gäste in ein paar Jahren, wenn im Mai vielleicht wieder große Hitze herrscht, im kühlen Schatten sitzen können.

Der Wirt des Münchner Augustiner-Kellers, Christian Vogler.
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Der Wirt des Münchner Augustiner-Kellers, Christian Vogler.

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