Eine Breze auf bayerischem Tischtuch
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Im Süden heißt es "Breze" im Norden "Brezel"

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Mehr kulturelle Identität: Vereine wollen Südhochdeutsch fördern

Breze statt Brezel, Bub statt Junge, kulturelle Identität statt sprachlicher Beliebigkeit: Der Bund Bairische Sprache und der Bayerische Landesverein für Heimatpflege starten die "Aktion Pro Süddeutsch".

Der Bund Bairische Sprache und der Bayerische Landesverein für Heimatpflege motivieren seit vielen Jahren Menschen dazu, im Alltag selbstbewusst ihre angestammten Dialekte zu sprechen. Wenn aber Menschen vom Dialekt in die Hochsprache wechseln, werben die beiden Vereine dafür, die regionaltypischen Formen des Südhochdeutschen (externer Link) zu verwenden, sagt Dialektfachmann Sepp Obermeier. "Nur auf diese Weise ist zu verhindern, dass Bayern seine kulturelle und staatspolitische Identität verliert, zum Land der X-Beliebigen wird."

Bub statt Junge

💬 Mitdiskutieren lohnt sich: Die folgende Passage hat die Redaktion im Rahmen des BR24-Formats "Dein Argument" ergänzt. Hintergrund ist ein Kommentar des Users "Lindau_Ost" dazu, was Südhochdeusch ist.

Diese regionalen Ausprägungen der deutschen Sprache sind, laut dem Bund baierische Sprache, einfacher zu erlernen und anzuwenden als Dialekte. Es geht also bei der angestrebten Förderung von Südhochdeutsch nicht um die Betonung, nicht um eine fränkische oder bairische Aussprache, sondern um die Wortwahl an sich. Die kann nämlich regional unterschiedlich sein. 💬

Beispiele für Unterschiede zwischen Nord und Süd sind etwa die Wörter Junge und Bub, Möhren und Gelbe Rüben, Ziege und Geiß oder auch Brezel und Breze. Es gibt aber auch grammatikalische Unterschiede: Während es in der süddeutschen Standardsprache "der Butter" heißt, sagt man im Norden "die Butter".

Broschüre zu regionaltypischen Formen des Hochdeutschen

Laut Obermeier wird aktuell eine Informationsbroschüre erarbeitet und in den kommenden Wochen sollen kurze Videos auf den Instagram-Kanälen der Vereine veröffentlicht werden. Die Broschüre "Süddeutsche Hochsprache in Altbayern" soll über regionaltypische Formen des Hochdeutschen informieren und zwei Beispiele für didaktisches Unterrichtsmaterial anbieten. Sie richtet sich an Deutschlehrkräfte aller Schularten und soll auch der Arbeit in Deutschkursen für Ausländer Impulse geben, wie der Bund Bairische Sprache und der Bayerische Landesverein für Heimatpflege mitteilten.

Die Videos stammen von der diplomierten Sprechwissenschaftlerin Stefanie Prochazka. Die 34-Jährige aus Fischbachau im oberbayerischen Landkreis Miesbach werde ab dem 21. Februar – dem Tag der Muttersprache – in die korrekte Aussprache der Süddeutschen Hochsprache in Altbayern einführen, kündigt Obermeier an.

Diskriminierung von Südhochdeutsch-Sprechern

Dass die deutsche Hoch- und Schriftsprache in regionalen Varianten existiert, sei in der Öffentlichkeit zu wenig bekannt, so der Fachmann. Oft werde nördliches Deutsch für "reines Hochdeutsch" gehalten, entsprechend häufig ließen sich Diskriminierungen von Südhochdeutsch-Sprechern beobachten. Grund dafür sei ein Mangel an sprachkultureller Bildung. Der Bund Bairische Sprache und der Bayerische Landesverein für Heimatpflege wollen zur Aufklärung und Sensibilisierung beitragen.

Die Aktion richte sich an Einheimische wie an Neubürger, die sich der Sprachkultur ihrer Wahlheimat annähern wollen, weil sie sich mit ihr identifizieren. "Wer einen fremden Dialekt nachmacht, scheitert oft. Die regionale Hochsprache kann man sich dagegen, zumindest in gradueller Näherung, problemlos aneignen", teilten die Vereine mit. Die Aktion soll auch der bayerischen Kulturpolitik einen Anstoß geben, um die Süddeutsche Hochsprache in ihrer altbayerischen, fränkischen und schwäbischen Variante zu fördern.

Mit Informationen von dpa

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