Zwei Mitarbeiter in der neuen Cannabis-Produktionsanlage bei der Herstellung von medizinischen Cannabis.
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Neue Cannabis-Produktionsanlage in Unterfranken

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Medizinisches Cannabis: Neue Produktionsanlage in Unterfranken

Im Landkreis Schweinfurt wurde heute unter größter Geheimhaltung eine riesige Cannabis-Produktionsanlage in Betrieb genommen. Dort wird Cannabis ausschließlich für medizinische Zwecke produziert. Dahinter steckt ein Unternehmen aus Berlin.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Die Cantourage Group SE stellt im Landkreis Schweinfurt Arzneimittel auf Basis von Cannabis her. Von außen ist die Produktionsanlage des Pharma-Unternehmens nicht erkennbar. Das ist auch beabsichtigt, denn die Betreiber haben keine Lust auf unerwünschte Besucher. Deshalb darf auch der genaue Standort der Anlage nicht verraten werden. Dort wird Cannabis in großen Mengen verarbeitet, das von Plantagen aus der ganzen Welt zugeliefert wird.

Vom Landkreis Schweinfurt nach ganz Europa

Die angelieferten Cannabispflanzen werden hier getrocknet, zugeschnitten, von Keimen befreit, getestet, abgewogen, verpackt und dann versandt. Zu den Kunden gehören Apotheken in Deutschland oder Großhändler im Ausland. An Endverbraucher verkauft das Unternehmen momentan noch nicht. Seit drei Jahren wird im Landkreis Schweinfurt medizinisches Cannabis produziert. Allein im Februar wurden dort rund 250 Kilogramm verarbeitet und verschickt.

Massive Erweiterung der Produktion

Jetzt hat das Unternehmen seine Kapazität massiv erweitert. "Wir haben ein neues Gebäude gebaut und bezogen und können damit unsere Produktion etwa verdreifachen", sagt Philip Schetter, der Vorstandsvorsitzende der Cantourage Group SE. "Wir sind sehr froh, weil wir sehen, dass das Thema in Deutschland weiter Fahrt aufnimmt. Aber auch andere Medizinmärkte, insbesondere Großbritannien, wachsen gerade stark und jetzt haben wir genug Kapazitäten, um die Märkte versorgen zu können."

Jeden Tag werden große Menge Cannabis in der Produktionsanlage angeliefert und in verarbeiteter Form wieder versandt.
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Jeden Tag werden große Menge Cannabis in der Produktionsanlage angeliefert und in verarbeiteter Form wieder versandt.

Seit der Legalisierung am 1. April gibt es sprunghaft gestiegenes Interesse an Cannabis als Medizin, sagt Schetter. Aktuell gäbe es 200.000 bis 300.000 Cannabis-Patienten. Schetter geht davon aus, dass sich die Zahlen in den nächsten Jahren verfünffachen werden. Deshalb beitreibt das Unternehmen inzwischen sogar eine Plattform für Telemedizin, die Ärzte und Patienten verbindet.

Einziger Produktionsstandort des Unternehmens

Dass das Unternehmen im Landkreis Schweinfurt produziert, ist kein Zufall. "Wir haben diesen Standort ganz bewusst gewählt, es ist unser einziger Produktionsstandort", sagt Philip Schetter. "Hier in der Region gibt es eine lange Tradition in der Herstellung von Arzneidrogen oder Heilkräutern. Hier haben wir eine Vielzahl von guten Unternehmen, mit denen wir eng zusammenarbeiten und auch eine Vielzahl von sehr gut ausgebildeten Mitarbeitern." Fast 30 Angestellte arbeiten unter strengen Sicherheitsvorkehrungen in der Produktionsanlage.

Gute Perspektive für Cannabis-Markt

Das Unternehmen gehört zu den Marktführern für medizinisches Cannabis in Europa und hat seinen Sitz in Berlin. Durch die Legalisierung von Cannabis in Deutschland sieht Philip Schetter ein riesiges Potential zur Weiterentwicklung. "In Deutschland gibt es etwa fünf Millionen Cannabis-Konsumenten, die sich aktuell ausschließlich über den Schwarzmarkt versorgen müssen", sagt Philipp Schetter. "Das Thema Eigenanbau kommt jetzt mit dazu, perspektivisch auch das Thema Anbauvereinigung. Von diesen fünf Millionen Konsumenten wird vielleicht der eine oder andere künftig auch den Weg in die Apotheke finden, um sein Cannabis dort zu beziehen.

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