Nahaufnahme von Maxi Schwarzhubers Fahrrad und seinen Unterschenkelprothesen in blauen Laufschuhen.
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Prothese statt Unterschenkel – ohne Beine will Maxi Schwarzhuber in zwei Tagen quer durch Deutschland radeln.

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Ohne Füße: Extremsportler will Deutschland durchradeln

Ohne Füße mit dem Rad quer durch Deutschland – in nur zwei Tagen. Ist das möglich? Maxi Schwarzhuber will es wissen. Der unterschenkel-amputierte Extremsportler aus Wolnzach trainiert derzeit hart für seinen Trip im Mai.

Durchtrainiert spult Maxi Schwarzhuber seine Trainingsrunden ab. Mit seinem Rad hat er schon die Alpen überquert. Auch zu Fuß hat der 29-Jährige schon viele Medaillen geholt: beim Halbmarathon, Marathon und Triathlon. Eine völlig neue Erfahrung - denn vor seiner Operation konnte der Wolnzacher lange Zeit nicht normal gehen oder nur unter extremen Schmerzen. Seit er ein Kleinkind war, kämpfte er mit Nervenentzündungen in den Beinen. Als Jugendlicher dachte Maxi Schwarzhuber sogar wiederholt an Suizid und entschied sich mit aller Macht dagegen.

Durch die Amputation in ein neues Leben

Sein neues Leben begann mit einem extremen Entschluss: Vor fünf Jahren ließ er seine beiden dauerentzündeten Unterschenkel amputieren. Seitdem setzt er sich immer weitere Ziele: Zehnkilometerlauf, Halbmarathon, Marathon. Und nun startet er zu einer ganz besonderen Deutschlandtour. Sein Ziel: 1.001 Kilometer von Flensburg nach Oberstdorf in weniger als 48 Stunden. Anfang Mai geht es los. Aktuell trainiert der Wolnzacher mit Touren durch die Hallertau.

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Sein Thema ist Disziplin

Der Extremsportler ist eigentlich Informatiker, doch schon lange verdient er sich sein Geld als Redner und Coach. Sein Hauptthema ist die Disziplin, verbunden mit der Frage, wie viel ein starker Wille bewegen kann. Die Etappen zu seinem neuen Ziel hat er im Kopf. In Flensburg geht es los. Über Hamburg und die Mittelgebirge bis nach Oberstdorf. Im Norden ist die Herausforderung der Wind, dann geht es weiter Richtung Mittelgebirge. "Das sind relativ viele Höhenmeter und da ist man ja schon lange Zeit unterwegs", sagt Schwarzhuber.

"Und zum Schluss geht es insgesamt nach oben nach Oberstdorf und dann kommt sicher die Müdigkeit, also die Erschöpfung. Das wird dann noch mal richtig zäh." Maxi Schwarzhuber, Extremsportler

Gewalttrip mit vielen Herausforderungen

Auf Maxi Schwarzhuber warten viele Herausforderungen: Zwei Tage nur Flüssignahrung. Zwei Tage und Nächte im Sattel. Nur eine Stunde Schlaf für die ganze Tour, aufgeteilt in 15 Minuten-Häppchen – Powernapping. Mehr lässt das enge Zeitfenster von 48 Stunden für über 1.000 Kilometer nicht zu. Selbst bei der Tour de France sind die Etappen deutlich kürzer. Die Deutschlandquerung ist ein Gewalttrip, dessen ist sich Maxi Schwarzhuber bewusst: "Also, das vorherrschende Gefühl bei so einer krassen Tour ist Müdigkeit und Erschöpfung – und es sind relativ wenige Glücksmomente. Die kommen dann eher danach, aber das ist ja die Herausforderung, mit diesen schlechten Gefühlen umgehen zu können und weiter zu machen."

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Derzeit trainiert Maxi Schwarzhuber in der Hallertau für seine Deutschland-Durchquerung.

Zusatzprobleme durch Prothesen

Mit Müdigkeit und Erschöpfung werden auch die Sportler und Helfer kämpfen, die Maxi Schwarzhuber auf seiner Tour begleiten. Doch für ihn als Prothesenträger wird es noch ungleich schwerer. Noch nie hat ein Mensch ohne Unterschenkel so schnell aus eigener Kraft ganz Deutschland durchquert. "Die größte Herausforderung für mich mit Prothesen ist das Schwitzen, weil durch das Schwitzen bekomme ich immer weniger Kontrolle im Stumpf und das bedeutet Energieverlust", sagt der Extremsportler. Und ihm fehlten durch die Unterschenkelmuskulatur rund 30 Prozent der Gesamtmuskulatur, die man normalerweise im Bein habe.

Erfolgschancen nicht allzu hoch

Seine Chancen, innerhalb von 48 Stunden ins Ziel zu kommen, schätzt der Sportler auf 30 Prozent. Aber er will alles geben, um sein Ziel zu erreichen. Seine Tour beginnt am 6. Mai in Flensburg. Sie lässt sich live verfolgen – über die Website des Extremsportlers, und auch der BR berichtet weiter.

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