Die beiden Würzburger Peter Schnitter und Rainer Schenk stehen auf einer Brücke.
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Lebenslange Freundschaft seit 84 Jahren

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Lebenslange Freundschaft seit 84 Jahren - so geht's

Die beiden Würzburger Peter Schnitter und Rainer Schenk sind befreundet, seit sie sich 1939 im Kindergarten kennengelernt haben. Aber wie pflegt man lebenslange Freundschaften? Die beiden Rentner haben ein Geheimnis.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Begonnen hat alles im Kindergarten in Würzburg, das war 1939. Da laufen sich Peter Schnitter und Rainer Schenk zum ersten Mal über den Weg. Heute, 84 Jahre später, können die 86- und 87-jährigen Männer sich kein Leben ohne einander vorstellen. Seit ihrem Renteneintritt vor 20 Jahren treffen sich der pensionierte Richter und der pensionierte Arzt alle zwei Wochen zum Frühstück, sie plaudern über alte Zeiten, schauen Fotos an und spazieren durch Würzburg.

Gegenseitige Unterstützung und regelmäßiger Austausch

"Die Freundschaft war das ganze Leben immens wichtig. Denn wir haben uns gegenseitig beraten – er juristisch mich, ich medizinisch ihn. Aber auch bei anderen Themen haben wir uns viel ausgetauscht. Und wir haben uns immer wieder getroffen, auch wenn mal Pausen dazwischen waren." Denn ihre gemeinsame Kindergartenzeit dauert nur wenige Wochen, aber die zwei Buben sehen sich auf Geburtstagen immer wieder, halten den Kontakt. Das Realgymnasium, heute das Siebold-Gymnasium in Würzburg, besuchen sie dann wieder gemeinsam.

Verbindende Leidenschaft – die Musik

Hier beginnt ihre große gemeinsame Leidenschaft, die Musik, besonders Jazz-Musik. Von Klavier über Gitarre, E-Bass, Klarinette und Saxophon haben die beiden sich ausprobiert. Sie hatten mehrere Bands, bis vor wenigen Jahren traten sie noch gemeinsam auf. Die erste Band gründeten sie auf dem Gymnasium, wie Schenk erzählt: "Dann bin ich zum Direktor der Schule und habe gefragt, ob wir hier üben können: Ja, sagt er, im Musiksaal, da steht ein Klavier, den Flügel dürft ihr nicht nehmen. Und was spielt ihr denn?" "Volkslieder" lautete die Ausrede der beiden. Als sie dann bei einer ihrer Jazz-Proben erwischt wurden, wurde einfach daheim weitergeprobt.

Viele gemeinsame Erinnerungen

Solche Geschichten gibt es viele. Die beiden Senioren schauen sich alte Fotos an und kommen ins Erzählen. "Weißt du noch, Peter, als wir mit deinem neuen Fiat im Berliner Ring aus der Kurve geflogen sind?", fragt Schenk seinen Freund. Natürlich weiß er das noch, es ist ja nicht nur ein Mal passiert.

Ein Foto aber gibt es, das die beiden ganz besonders amüsiert. Schnitter spielt Klarinette, eine junge Frau legt ihren tropfnassen Kopf auf seine Schulter. Das war, als sie im Tennisclub gespielt haben. Die Dame wollte wohl ihre Trunkenheit mit kaltem Wasser ausgleichen. Das Foto hat es sogar auf das Cover einer CD ihrer Band geschafft.

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Rainer Schenk und Peter Schnitter vor ihrem ehemaligen Gymnasium in Würzburg.

Der Freundschafts-Effekt: Wahrscheinlichkeit zu sterben geringer

Solche gemeinsamen Erlebnisse und auch ähnliche Charaktereigenschaften verbinden und sind laut Prof. Roland Deutsch Basis einer lebenslangen Freundschaft. Roland Deutsch ist Lehrstuhlinhaber der Sozialpsychologie an der Universität Würzburg. Er sagt, Freundschaften hätten zahlreiche positive Auswirkungen: "Es gibt sehr belastbare Hinweise darauf, dass Freundschaften die psychische Gesundheit fördern, dass Freundschaften die körperliche Gesundheit fördern."

Laut dem Professor gebe es sogar Hinweise darauf, dass die Wahrscheinlichkeit zu sterben geringer sei, wenn man ein gut funktionierendes soziales Netzwerk hat. Und da helfe eine langjährige Freundschaft enorm. Essenziell sei zudem eine Vertrauensperson, mit der man über alles sprechen kann. Trotz Gefahren sieht Deutsch die Sozialen Medien für die Bildung langer Freundschaften eher positiv: "Es ist deutlich leichter, den Kontakt zu halten, auch etwa bei Umzügen", sagt er.

"Man muss alt genug werden"

Auch die beiden alten Freunde hat es zum Studieren raus aus Würzburg und unter anderem nach Berlin, Göttingen und Heidelberg gezogen. Soziale Medien hatten sie noch nicht, aber sie haben oft telefoniert. Und in erster Linie hatten sie auch ein wenig Glück, eine so lange Freundschaft erleben zu dürfen, wie Schnitter sagt: "Vor allem muss man alt genug werden. Das ist das Problem daran. Wenn man früh stirbt, kann man von langer Freundschaft nicht mehr reden."

Da hätten die beiden Glück, so Schnitter, vor allem dass sie noch "relativ munter" seien. Sie hoffen, dass zu ihren 84 Jahren Freundschaft noch einige Jahre hinzukommen. Gute Voraussetzungen haben sie – jeweils ein Elternteil von ihnen ist über 90 Jahre alt geworden.

Rainer Schenk (links) und Peter Schnitter treffen sich regelmäßig zum gemeinsamen Frühstück.
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Rainer Schenk (links) und Peter Schnitter treffen sich regelmäßig zum gemeinsamen Frühstück.

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