in Mann in bayerischer Tracht steht in einem Wahllokal in einer Wahlkabine.
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Bayern hat gewählt: Was sagt die BR24-Community dazu?

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"Erwartbar" vs. "erschreckend": BR24-User kommentieren die Wahl

Bayern hat gewählt, User bei BR24 haben ihre Sichtweisen dazu dargelegt: "Dein Argument" fasst die Standpunkte zur Landtagswahl zusammen und ordnet sie angesichts der Ergebnisse ein.

Über dieses Thema berichtet: BR24live am .

AfD und Freie Wähler gewinnen Stimmanteile hinzu, die anderen bisher im Bayerischen Landtag vertretenen Parteien verlieren. Laut dem vorläufigen amtlichen Endergebnis ist die CSU stärkste Kraft, ihr Regierungspartner Freie Wähler landet auf Platz zwei. Die drei Ampelparteien schreiben rote Zahlen, die FDP fliegt sogar aus dem Parlament. Im kommenden Landtag werden die Abgeordneten von CSU, Freien Wählern und AfD zusammen wohl gut zwei Drittel der Wählerstimmen repräsentieren.

BR24-Community: Warum ist das Ergebnis, wie es ist?

Auch wenn manche Kommentatoren der BR24-Community nach den ersten Hochrechnungen schon ahnten, es bleibe erwartungsgemäß alles beim Alten, ist das Diskussionspotenzial groß. Bis in die Nacht war der Kampf um Platz zwei im Landtag offen. Die eine User-Seite kommentiert: Der Grünen-Anteil sei zu hoch. Die andere: Das Ergebnis der AfD sei erschreckend. Wer oder was ist "Schuld" am Wahlergebnis? Mehrere User formulieren ihre Antworten darauf.

So ist unter anderem von "Schuezer" zu lesen: "Das Wahlergebnis zeigt leider ganz deutlich, wer das Erstarken der AfD zu verantworten hat, die Ampelparteien!" Doch "elvisfan" kontert: "Ich sehe das Erstarken im Bayern deutlich bei der CSU und FW. Die haben die AfD erst salonfähig gemacht. Oder weshalb wechselten so viele CSU-Wähler zur AfD?" Laut Umfragen von Infratest dimap verliert die CSU rund 110.000 Stimmen an die AfD, bei den Freien Wählern sind es rund 60.000 Stimmen. Untereinander wechseln zwischen CSU und Freie Wähler jedoch mehr Wähler.

In der Grafik: Wählerwanderung bei der Landtagswahl in Bayern

AfD mit starten Zuwächsen - überraschend?

User "winti" stimmt zwar zu, dass die Wahl im Zeichen der Berliner Ampel gestanden habe, fügt aber an: "Dann hätte jedoch die CSU auch profitieren müssen, was nicht eintrat. Leider wuchs die AfD mal wieder am stärksten. Lange lässt sich diese Partei wohl nicht mehr aufhalten. Aber zwischen populistischen Parolen und durchsetzbaren Lösungen ist der Weg noch weit."

Dass die AfD starke Zugewinne einfährt, kommt für zahlreiche User nicht überraschend. So werde der Wähler-Wunsch von den Parteien immer wieder ausgeklammert, heißt es etwa: "Die Situation der Bahn und des ÖPNV ist ein Beispiel, wie die Parteien den Wunsch der Wähler ignorieren", schreibt "Gordel". "Es geschieht nichts, zumindest nichts Wesentliches. Nicht nur dieses, sondern auch andere Ziele und Bedürfnisse der Bevölkerung werden glatt ignoriert und lieber auf die Stabilität der eigenen Posten geschaut." Auch "johann10" fragt sich, warum sich so viele über den Zuwachs der AfD aufregten: "Seit vielen, vielen Jahren wird konsequent am Willen des Wählers 'vorbeiregiert'. Was das auslösen kann, erlebt gerade die derzeitige Bundesregierung."

Doch User fragen sich auch: Wie gut sind die AfD-Wähler über die Pläne der Partei informiert? "Der Wunsch nach weniger Zuwanderern und die Wut über die Einschränkungen bei der Heizung beherrschen da wohl alles", mutmaßt "GeduldamEnde". Da laut vorläufigem Endergebnis - sollte die alte Regierungskonstellation die neue werden - die AfD stärkste Oppositionskraft wird, wird sich zeigen, wie die Partei in dieser Rolle agiert.

"Lechfelderin" hofft, durch das Lösen von Problemen in Deutschland der AfD den Wind aus den Segeln zu nehmen. Auch "andi71" unterstützt und hält fest: "Das, was rechtspopulistische bis extreme Parteien seit den 1920ern wirklich beherrschen, ist Wahlwerbung, die den Wähler anspricht."

Quittung für den CSU-Chef?

Doch ist die Wahl neben einer Watschn für die Ampel auch eine Quittung für CSU-Chef und Ministerpräsident Markus Söder? Die CSU verliert bei der Wahl im Vergleich zu vor fünf Jahren leicht. Heißt: Schlechtestes Wahlergebnis seit 73 Jahren. "Kyle" schreibt, die Bedeutung der Partei nehme ab: "Söder hat definitiv falsche Schwerpunkte im Wahlkampf gesetzt und es versäumt, ein eindeutiges Zeichen gegen antidemokratische Einstellungen in Bayern zu setzen. Seine unnötige Bindung an Aiwanger schwächte die Demokratie zusätzlich." User erinnern jedoch bei derartigen Statements: Die Grünen und andere Parteien haben mehr verloren als die CSU.

Vertrauensverlust in die Parteien

Den Vertrauensverlust in die Politik sehen manche User auch schon bei jungen Wählern. "Unter anderem, weil man sich nicht mehr gehört fühlt und als Normal-/Schlechtverdiener mehr 'ausgenommen' wird als Gutverdiener und Wohlhabende", meint "MacAngler". Doch warum man dann direkt AfD wählen müsse, können manche Nutzer nicht nachvollziehen. Eine Erinnerung an dieser Stelle an die U18-Wahl dieses Jahr: Dort legte die AfD am meisten zu, wird zweitstärkste Kraft bei den Jugendlichen.

User "FelixKirberg", der nach eigener Aussage ein noch nicht wahlberechtigter Heranwachsender ist, fühlt sich derweil alleingelassen: "Wähler Ü50 leben hier ihre konservativen Fantasien aus, ohne an die Folgen zu denken, die wir junge Generation anschließend tragen müssen. Ihr entscheidet hier über unsere Zukunft!"

Selbstkritische Analyse bei der SPD

Von der SPD erhoffen sich manche BR24-User jetzt eine selbstkritische Analyse. Kommentatoren vermissten im Wahlkampf landespolitische Themen - SPD-Spitzenkandidat Florian von Brunn erklärte zwar am Wahlabend, auf solche Themen gesetzt zu haben, gestand aber auch direkt ein, seine Partei sei damit nicht durchgedrungen.

Koalitionsverhandlungen: Wer mit wem?

Jetzt geht es in die Koalitionsverhandlungen - Bayerns Verfassung schreibt einen vergleichsweise kurzen Zeitraum vor, bis sich der Landtag konstituieren muss und ein neuer Ministerpräsident gewählt wird. Die Freien Wähler treten bereits selbstbewusst auf und fordern ein weiteres, viertes Ministerium. User sind zuversichtlich, dass sich da etwas finden ließe.

In den Kommentarspalten wird deutlich, dass sich manche User durchaus auch Gespräche zwischen CSU und AfD wünschten - doch auf politischen Ebene ist das aktuell ausgeschlossen. Manchmal kommt noch der Wunsch nach einer schwarz-grünen Koalition durch. Doch die CSU betonte am Wahlabend, sie wolle ihren Ankündigungen vor der Wahl treu bleiben. Zumal User argumentieren, dass die beiden Parteien inhaltlich doch weit voneinander entfernt seien.

Bleibt also die offene Frage, die auch "andi71" stellt: Wie viel Verantwortung wird Markus Söder seinem bisherigen Vize Hubert Aiwanger (Freie Wähler) übertragen? Bleibt er überhaupt stellvertretender Ministerpräsident? Wirtschaftsminister wolle er auf jeden Fall bleiben, kündigte Aiwanger schon am Abend bei BR24 an.

In der Grafik: Koalitionsrechner nach der Landtagswahl

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