Blau-gelber Bus in Kempten der Linie 61 nach Schrattenbach
Bildrechte: BR/Katharina Reichart

Ohne Ticket, aber mit Gästekarte: ÖPNV für Urlauber

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Landkreis Oberallgäu: Urlauber fahren künftig Ticket-frei

Einfach in Bus oder Zug einsteigen, Gästekarte zeigen und mitfahren: Damit soll öffentlicher Nahverkehr im Oberallgäu und der Stadt Kempten für Urlauber künftig attraktiver werden. Finanziert wird das Gästeticket über den Kurbeitrag.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Kein Suchen nach dem richtigen Tarif, kein umständlicher Ticketkauf mehr: Im Landkreis Oberallgäu soll es ab Ende des Jahres ein einheitliches Gästeticket für Bus und Bahn geben. Das Konzept dafür hat Landrätin Indra Baier-Müller (Freie Wähler) gemeinsam mit Bürgermeistern aus dem Landkreis vorgestellt.

Einfacherer Zugang zum ÖPNV

Den Urlaubern und Urlauberinnen soll mit dem Gästeticket der Zugang zum öffentlichen Personennahverkehr leichter gemacht werden. Denn sie müssen laut dem Projektverantwortlichen Sandro Drechsel keine zusätzlichen Tickets mehr kaufen: "Mit dem Gästeticket können sie einfach einsteigen und mitfahren", sagt er. Ausgenommen sind die lokalen Wanderbusse, zum Beispiel auf der Strecke von Hinterstein Richtung Giebelhaus. Der Landkreis und seine Gemeinde wollen außerdem einen Beitrag zur Verkehrswende und zum Klimaschutz leisten, da durch das ÖPNV-Ticket der individuelle Verkehr reduziert werde.

Einige Gemeinden – zum Beispiel Oberstdorf, Oberstaufen, aber auch die Kommunen im Bereich Alpsee-Grünten – bieten ihren Übernachtungsgästen bereits an, Busse mit einer kostenlosen Gäste-Fahrkarte zu nutzen. Diese Angebote sind allerdings meist lokal auf die Gemeinden beschränkt und schließen die Nutzung der Bahn aus. Mit Einführung des übergreifenden Tickets wären die Einzellösungen der Kommunen hinfällig.

Wegen Gästeticket erhöht sich Kurtaxe

Finanziert werden soll das Gästeticket über den Kurbeitrag. Pro Übernachtung und Urlauber (ab sechs Jahren) müssen Gemeinden, die sich beteiligen, rund einen Euro für das Ticket abführen. Das bedeutet, dass in der Folge die Kurabgabe in vielen Gemeinden steigen wird. Derzeit liegt der Satz in der Marktgemeinde Wertach zum Beispiel bei 2 Euro pro Nacht für Personen ab 16 Jahren, in der Gemeinde Oberstdorf bei 3,20 Euro pro Nacht für Personen ab 17 Jahren.

Die 28 Gemeinden des Landkreises entscheiden in den kommenden Wochen darüber, ob sie sich an dem Gästeticket beteiligen wollen. Mehr als 20 Gemeinden haben laut Baier-Müller schon signalisiert, mitmachen zu wollen. Da einige Gemeinden, vor allem im nördlichen Bereich des Oberallgäus, keine Kurorte sind und deshalb keinen Kurbeitrag verlangen, müsse dort genau überlegt werden, wie und ob die Umlage für das Gästeticket finanziert werden kann.

Kooperation mit anderen Urlaubsregionen

In vielen Urlaubsregionen, zum Beispiel im Schwarzwald oder in Südtirol, gibt es ÖPNV-Tickets dieser Art bereits. Auch in den umliegenden Landkreisen wie im Ostallgäu oder Richtung Bodensee können mit einer Gästekarte bereits Bus und Bahn genutzt werden.

Langfristiges Ziel ist es deshalb, mit diesen Gebieten Kooperationen zu vereinbaren, sodass das Oberallgäuer Gästeticket auch über den Landkreis hinaus genutzt werden kann.

Dieser Artikel ist erstmals am 07.02.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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