Hochwasser- und Sturzflutschutz wird in Bayern verbessert
Bildrechte: BR/Martin Gruber

Ausbau von Hochwasserschutz in Simbach

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In Bayern wird Hochwasserschutz bei Extremwetter wichtiger

Bayern investiert jährlich150 Millionen Euro in den Hochwasserschutz, mit Schwerpunkt Niederbayern. In Gefahrenlagen und bei Starkregen zählt aber die Eigeninitiative von Kommunen und Eigentümern.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Ein Pfingsthochwasser droht Bayern derzeit nicht, anders als beim Jahrhunderthochwasser 2013 mit einem Rekordschaden von 1,6 Milliarden Euro. Seitdem hat der Freistaat den Hochwasserschutz ausgebaut und in die Überwachung der Pegelstände an den bayerischen Flüssen investiert. Vor allem in Niederbayern wurden auf über 600 Kilometern alte Deiche saniert oder zurückgesetzt, um der Donau mehr Raum zu geben, außerdem wurden weitere Hochwasserschutzwände und Deiche errichtet.

Schaden durch Extremwetterereignisse steigt

Vor zehn Jahren hatte die Donau weite Bereiche Ostbayerns geflutet, mit einem Hochwasserscheitel der Klasse HQ100, so die Fachbezeichnung für ein 100-jährliches Hochwasser mit extremer Flutwelle. Ganze Ortschaften standen unter Wasser. Die Gefahr für solche Ereignisse wächst, denn mit der Erderwärmung nehmen Extremwetter und Starkregen zu. Die Versicherungen werten die Schadensbilanz seit Jahren aus, und warnen vor den Folgen des Klimawandels.

Grafik: Wie hoch waren Schäden durch Naturgefahren in Bayern?

Diskussion um Flutpolder hält an

Entlang der Donau sollen nach den Plänen des Freistaats insgesamt neun Flutpolder helfen, eine Katastrophe wie 2013 zu verhindern. Flutpolder sorgen bei einem drohenden Hochwasser für Entlastung und schützen Ortschaften vor Überflutung. In mehreren Gemeinden gibt es allerdings Widerstand gegen die Pläne, etwa in Wörthhof im Landkreis Regensburg. Kritisiert werden etwa die Dimensionen der Schutzanlagen, und dass wertvolle Landwirtschaftsflächen für eine gezielte Flutung vorgesehen sind. Die Böden könnten durch Schadstoffe aus einem Hochwasser verseucht werden. Der Freistaat setzt weiter auf Dialog, erklärt Umweltminister Thorsten Glauber (FW). Ein verbesserter Schutz ist etwa an der Wertach im Landkreis Augsburg gelungen, an Inn und Salzach sind neue Schutzmaßnahmen geplant.

Trotz Milliardeninvestitionen des Freistaats in den Hochwasserschutz sind nicht alle Bürger auf das Risiko ausreichend vorbereitet. Oft ist der Einbau wasserdichter Kellerfenster und Türen sinnvoll, vor allem bei Gebäuden in Tälern, in Gegenden mit hohem Grundwasserspiegel und an Hanglagen. Auch Kanäle, Gräben oder Schutzmauern können für Grundstückseigentümer sinnvoll sein. Murenabgänge durch Starkregen bedrohen vor allem das Oberland. Weil Sturzflutschutz anders als der Hochwasserschutz eine Gemeinschaftsaufgabe ist, müssen Eigentümer im Rahmen ihrer Möglichkeit vorsorgen. Bislang haben erst 40 Prozent einen entsprechenden Elementar-Versicherungsschutz.

Vielerorts fehlt ein Sturzflut-Risikomanagement

Bayernweit kommt die Risikovorsorge nur langsam voran. Anders als Hochwasser an einem Fluss, das sich langsam aufbaut und dann umliegende Orte bedroht, können plötzliche Sturzfluten überall auftreten, wie 2021 in Landshut und bei der Katastrophe im Ahrtal in Nordrhein-Westfalen. Der Freistaat bezuschusst deshalb lokale Starkregen-Gefahrenkarten für Kommunen mit 75 Prozent, denn kleinere Wasserläufe, die bei Unwettern zu gefährlichen Sturzbächen anschwellen können, fallen als sogenannte Gewässer 3. Ordnung in die Zuständigkeit von Städten und Gemeinden, erklärt Markus Huber vom Tiefbauamt Landshut.

Erst 200 Kommunen haben eine entsprechende Analysekarte in Auftrag gegeben, so wie die Stadt Landshut. Huber betont den Nutzen dieser Simulation, die Berechnungen stimmten exakt mit dem Flutverlauf 2021 überein. Die Landshuter Experten informieren damit ihre Bürger über Risiken und sind mit der Ertüchtigung von Gräben, Kanälen und der Befestigung von Kieswegen beschäftigt. Größere Schutzmaßnahmen diskutiert die Stadt noch mit Behörden, Verbänden und Landwirten. Huber fordert eine finanzielle Unterstützung durch den Staat für aufwendige Baumaßnahmen. Ohne ein entsprechendes Finanzierungs-Programm falle den Kommunen schwer, ihren Sturzflut-Schutz deutlich zu verbessern.

Zwei Milliarden Euro für neues Gewässermanagement

Weil mit dem Klimawandel sowohl Dürren wie Starkregen zunehmen, hat Bayern vor zwei Jahren ein neues Aktionsprogramm "PRO Gewässer 2030" beschlossen. Der Hochwasserschutz wird integriert in umfassende Maßnahmen, mit denen der Landschaftswasserhaushalt gestärkt und die Grundwasser-Neubildung erhöht werden sollen. Umweltminister Thorsten Glauber erklärt, wenn das Wasser in der Fläche bleibe, statt rasch in große Flüsse abzufließen, könnten damit rund 150.000 Menschen in Bayern besser geschützt werden.

Kommunen erhalten eine Förderung von rund zehn Prozent für gemeinsame Projekte, etwa Versickerungsflächen. Sie sind auch Teil des Schwammstadt-Konzepts, das beispielsweise Bamberg und Erlangen verfolgen. Eine veränderte landwirtschaftliche Nutzung, etwa weniger Maisanbau, und die Renaturierung der Gewässer sollen helfen, Regenwasser im Boden zu halten. Besserer Hochwasserschutz durch natürlichen Rückhalt könnte gleichzeitig auch Sturzflutschäden verringern. Umweltminister Glauber betont, es gebe die Chance auf bis zu 90 Prozent Förderung für Maßnahmen, wenn sie auch ökologische und soziale Kriterien, etwa Artenschutz und Aufklärungsarbeit der Bevölkerung umfassen.

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