Eine junge Ärztin schaut in das Ohr eines Patienten.
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Der Landkreis Hof hat vor wenigen Jahren ein Förderprogramm gestartet, um Landärzte zu gewinnen.

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Stipendium für Landärzte: Wie Hof dem Mangel begegnet

Vor allem ländlichen Regionen droht eine ärztliche Unterversorgung. Damit es nicht so weit kommt, hat der Landkreis Hof vor wenigen Jahren ein Förderprogramm gestartet. Das zeigt jetzt einen ersten Erfolg.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

"Eigentlich ist es sinnbildlich, wir warten auf Sie", begrüßt Hofs Landrat Oliver Bär (CSU) die Frau, die etwas verspätet zu dem Pressetermin stößt, der eigentlich nur ihretwegen stattfindet.

Wir sind in einer Arztpraxis in Schwarzenbach an der Saale: Heute warten auf Fanni Bartsch die Journalisten, langfristig wartet der Landkreis Hof auf Nachwuchsärzte, wie sie einer ist. Die 25-Jährige ist so etwas wie das Aushängeschild für das Förderprogramm des Landkreises Hof, das Mediziner langfristig in die Region locken soll.

Zum Start dieses Programms wurde Bartsch 2019 medienwirksam als erste Stipendiatin gefeiert. Jetzt, fünf Jahre später, hat sie ihr Studium abgeschlossen und ihre Facharztausbildung begonnen – ebenfalls als erste Absolventin des Förderprogramms.

Region Hof: Durchschnitt der Hausärzte liegt bei 58 Jahren

Dass es überhaupt ein Förderprogramm braucht, um Ärzte ins Hofer Land zu lotsen, erklärt Landrat Bär: "Der Durchschnitt der Hausärzte in Stadt und Landkreis Hof liegt bei 58 Jahren. Wir haben eine Herausforderung, was den Nachwuchs anbetrifft. Wir müssen etwas tun."

Etwas getan, das hat der Landkreis, indem er vor fünf Jahren das Stipendienprogramm startete. Drei Förderungen können pro Jahr vergeben werden, aktuell zählt das Programm zehn Studierende – restlos ausgebucht sind die Plätze also nicht immer.

Wer sich dafür qualifiziert, bekommt während seines Medizinstudiums insgesamt bis zu 25.200 Euro. Im Gegenzug verpflichten sich die Absolventen, nach ihrer Ausbildung als Arzt im Hofer Land zu arbeiten – mindestens vier Jahre lang. Und danach? Für Landrat Bär stellt sich diese Frage gar nicht. "Ich bin der festen Überzeugung, dass nahezu alle bleiben werden. Wer hier in der Region arbeitet, wer die Menschen hier in der Region kennenlernt, der wird sich auch in die Region verlieben."

3.000 Patienten in einem 7.000-Einwohner-Ort

In die Region verliebt, das hat sich Fanni Bartsch jetzt schon. Ein Paradebeispiel für das Förderprogramm ist sie aber eigentlich nicht. Denn die finanzielle Förderung hat für sie nicht die Hauptrolle gespielt, nach dem Studium in Jena wieder in den Landkreis Hof zurückzukommen. "Ich bin in Schwarzenbach zur Schule gegangen, habe hier meine komplette Jugend verbracht", sagt Bartsch. Nach ihrem Medizinstudium in Jena wollte sie deshalb ohnehin wieder nach Oberfranken zurück.

Das Studium hat sie im Dezember erfolgreich abgeschlossen, seit Februar läuft ihre Facharztweiterbildung für Allgemeinmedizin. Die braucht sie, um Hausärztin zu werden. Wo Bartsch später einmal arbeiten will, weiß sie schon jetzt: in der Praxis von Katrin Schubert in Schwarzenbach an der Saale. Hier hat Bartsch fast alle ihre Praktika gemacht hat. Und hier ist der Bedarf an Ärzten groß. Rund 3.000 Patienten aus der Region kommen hierher – in einen Ort mit gerade einmal 7.000 Einwohnern.

Nachwuchsärztin für Schwarzenbach an der Saale

"Diese Woche ist eine Kollegin im Urlaub, wir sind zu zweit und haben Probleme, die Patienten abzuarbeiten", schildert Schubert die Situation in ihrer Praxis. Die Fachärztin für Allgemeinmedizin freut sich jetzt schon, wenn Nachwuchsärztin Bartsch bei ihr anfängt. Bis es so weit ist, dauert es aber noch. Denn gerade absolviert Bartsch noch den ersten Teil ihrer Weiterbildung in einem Krankenhaus - nur wegen eines Notfalls dort, schaffte sie es nicht pünktlich zum Pressetermin. Spätestens in drei Jahren kann sie dann die Praxis in Schwarzenbach an der Saale unterstützen.

Zahl der Ärzte in Bayern steigt

Unterdessen ist die Zahl der Ärztinnen und Ärzte in Bayern weiter gestiegen. Die Bayerische Landesärztekammer zählte zum Jahreswechsel 70.616 berufstätige Kammermitglieder. Das war eine Zunahme gegenüber dem Vorjahr um zwei Prozent und die höchste Zahl, die die Kammer jemals erfasst hat. Innerhalb eines Jahrzehnts betrug der Zuwachs somit gar mehr als 16 Prozent.

Dennoch droht inzwischen in 35 Planungsbereichen im Freistaat eine Unterversorgung an Arztpraxen – vor zehn Jahren waren es nur sieben. Die Zahl der Planungsbereiche in Bayern, die als definitiv unterversorgt gelten, stieg innerhalb eines Jahrzehnts von vier auf 13.

Dafür, dass trotz steigender Arztzahlen der Bedarf nicht mehr überall gedeckt werden kann, gibt es nach Einschätzung der Ärztekammer vor allem zwei Gründe. Zum einen werde die Bevölkerung im Schnitt älter, zum anderen der Behandlungsbedarf größer.

Fanni Bartsch untersucht einen Patienten.
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Nach ihrem Medizinstudium in Jena kehrt Fanni Bartsch dorthin zurück, wo sie aufgewachsen ist: nach Schwarzenbach an der Saale.

Grafik: Hausärztemangel in Bayern

(Jeder Punkt steht für einen der 204 Planungsbereiche, in die Bayern bei der hausärztlichen Versorgung eingeteilt ist. Ist der Punkt nicht grün, sind hier weniger Hausarztstellen besetzt, als noch im Jahr 2019)

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