Hildegard Lustig und Daniela Schmidt (mit Maske) im Gästebad von Hildegard Lustig.
Bildrechte: BR/Susanne Pfaller

Gastgeberin Hildegard Lustig beim "Wohnungs-Check" mit Daniela Schmidt vom Landratsamt Pfaffenhofen.

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Hilfe für Flüchtlinge: Wohnungs-Check im Landkreis Pfaffenhofen

Immer mehr Bürgerinnen und Bürger bieten Wohnraum für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine an. Das Landratsamt Pfaffenhofen hat Teams zusammengestellt, um die potenziellen Unterkünfte zu prüfen.

Hildegard Lustig aus Scheyern im Landkreis Pfaffenhofen hat ein Zimmer frei, das sie für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine zur Verfügung stellen möchte. Doch: Ist das Zimmer auch geeignet? Bautechnikerin Daniela Schmidt überprüft das Angebot. Hildegard Lustig führt sie in ihrem Wohnhaus zum Gästezimmer und öffnet dort den Schrank. Die Vertreterin der Hochbauverwaltung freut sich über den freien Stauraum und auch über das große Fenster. Gemeinsam geht sie mit der potenziellen Gastgeberin die Fragenliste durch.

Wohnraum für Flüchtlinge: Vereinzelt auch bizarre Angebote

Aktuell sind im Kreis Pfaffenhofen mehrere Teams in Sachen Wohnungs-Check unterwegs. Landrat Albert Gürtner will damit auf Nummer sicher gehen, dass die Kriegsflüchtlinge gut untergebracht werden. Schon kurz nach Kriegsbeginn hat der Landrat die Bürgerinnen und Bürger im Landkreis aufgerufen, ihre Häuser für ukrainische Flüchtlinge zu öffnen. Hunderte von Angeboten hat der Landrat erhalten. Fast alle seriös. Doch unter all den ernstgemeinten Offerten finden sich vereinzelt auch bizarre Angebote:

„Da war ein älterer Herr zum Beispiel. Der hat ein großes, leerstehendes Haus. Der hat gesagt, er bräuchte drei ukrainische Frauen. Die könnten dann das Haus mal so richtig durchputzen, denn da käme er nicht so richtig dazu." Albert Gürtner, Landrat im Kreis Pfaffenhofen

Es gibt viele Fragen, bis ein Angebot Wohnraum wird

Um die Angebote richtig einschätzen zu können, stellt Bautechnikerin Daniela Schmidt eine ganze Reihe von Fragen. Sie klärt, wie groß die Räume sind und wie viele Flüchtlinge maximal darin wohnen können. Wichtig ist auch, ob sich der Raum abschließen lässt. Schmidt hat noch viele weitere Fragen: Gibt es Fenster und Heizung? Verfügen die Flüchtlinge über ein eigenes Bad und eine Toilette? Wie viel Stauraum ist vorhanden? Ist die Wohnung möbliert oder braucht es noch Betten und Schränke? Verfügt die Unterkunft über eine eigene Küche? Wo lässt sich Wäsche waschen? "All diese Punkte gehen wir beim Wohnungscheck durch. Sie helfen den Behörden, aber auch den potenziellen Gastgebern, die richtige Antwort zu finden, auf die zentrale Frage: Wie viele Flüchtlinge können hier für wie lange gut unterkommen?", sagt Bautechnikerin Daniela Schmidt.

Auch das Jugendamt kommt zum Wohnungs-Check

Weil unter den Flüchtlingen viele Kinder sind, kommt auch eine Vertreterin des Jugendamts mit zum Wohnungs-Check. Bei Hildegard Lustig ist das Elisabeth Gindert. Sie hat keinen festen Fragenkatalog wie die Bautechnikerin, sondern lässt die potenzielle Gastgeberin erzählen. Das tut die 73-Jährige gerne. Sie berichtet von ihren Kindern und Enkelkindern, die regelmäßig zu Besuch kommen, aber auch von der ukrainischen Mutter, die mit ihren beiden Töchtern für einige Tage bei ihr Unterschlupf gefunden hat und mittlerweile schon wieder weitergezogen ist. Hildegard Lustig will helfen, kennt aber auch die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Sie weiß, dass sie und ihr hilfsbedürftiger Mann nur für wenige Tage eine Anlaufstation bieten können. Auch so eine realistische Einschätzung ist das Ziel eines Wohnungs-Checks.

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