Das Johann-Schöner-Gymnasium ist jetzt offiziell eine Inklusions-Schule.
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Gymnasium Karlstadt jetzt offizielles Inklusions-Gymnasium

Gymnasium Karlstadt jetzt offizielles Inklusions-Gymnasium

Jetzt ist es offiziell: Das Johann-Schöner-Gymnasium bekommt heute die Urkunde, die dem Gymnasium das Schulprofil "Inklusion" verleiht. Überreicht wird das Dokument von Kultus-Staatssekretärin Anna Stolz, die das Gymnasium früher selbst besucht hat.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Ding Dong – der Pausengong ertönt, die Klassentüren öffnen sich. Die Schülerinnen und Schüler des Johann-Schöner-Gymnasiums drängen durch die Gänge auf den Pausenhof. Dort essen und toben Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung ganz selbstverständlich miteinander. Seit heute ist das Gymnasium in Karlstadt ganz offiziell ein Inklusions-Gymnasium.

Schüler legen Wert auf normalen Umgang miteinander

Rund 850 Schülerinnen und Schüler besuchen das Johann-Schöner-Gymnasium im Landkreis Main-Spessart. Darunter sind auch Kinder und Jugendliche, die hör- und/oder sehbehindert sind, die körperlich-motorisch eingeschränkt sind oder aus dem Autismus-Spektrum kommen – und das bereits seit vielen Jahren. "Wir möchten eben, dass auf jeden Fall jeder, der auf ein Regelgymnasium möchte und geeignet ist, dass der das dann auch vor Ort machen kann, dass er die Bedingungen hat. Und wir wollen hauptsächlich Begegnungsmöglichkeiten schaffen, dass alle davon profitieren, dass man quasi einen normalen Umgang miteinander pflegt, auch außerschulisch dann, dass die Schule darauf vorbereiten kann", sagt die Inklusionsbeauftragte Hannah Amthor.

Umgang im Klassenverband funktioniert gut

Im Klassenverband funktioniere der normale Umgang miteinander relativ gut – je nach Schwere der Behinderung. Das bestätigt auch Schülerin Sophia Gerhard: "Inklusionsschule bedeutet halt, wenn alle Menschen gleichbehandelt werden und jeder auch die gleichen Chancen hat irgendwie auf Bildung, auch wenn man jetzt ein Handicap hat, aber dass man genauso lernen kann. Es spielt für uns keine große Rolle, dass jemand eine Einschränkung hat."

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Zusätzliche Stunden für Schüler mit Behinderung

Mit dem neuen offiziellen Schulprofil Inklusion bekommt die Schule jetzt zusätzliche Stunden vom Kultusministerium – Budgetierungsstunden sind den Schülern zugerechnet, zusätzliche Anrechnungsstunden gibt es für Organisation, Verwaltung und Koordination. Die beiden Inklusionsbeauftragten Marion Brisko und Hannah Amthor sowie die anderen Lehrkräfte schauen, dass die Schüler und Schülerinnen mit Beeinträchtigungen die Lernbedingungen bekommen, die sie brauchen. Der Landkreis Main-Spessart als Schulträger hat für Barrierefreiheit zumindest im Hauptgebäude gesorgt, beispielsweise dank Rampen und Aufzug. Außerdem gibt es barrierefreie Toiletten, einen großen Saal mit Induktionsschleife und eine mobile Tonübertragungsanlage für Schwerhörige.

Erhöhter Betreuungsbedarf

Schülerinnen und Schüler werden nach Angaben der Schule auch psychosozial betreut in Form von Einzelgesprächen, die mehrmals im Jahr geführt werden. Hier werden Problemfelder, die sich aus dem Unterricht ergeben, besprochen, Lösungen gesucht und praktische Umsetzungen geplant, heißt es auf der Website der Schule. Dazu kooperiert das Karlstadter Gymnasium eng mit dem MSD (Mobiler Sonderpädagogischer Dienst z.B. des Blinden-Instituts oder der Dr.-Karl-Kroiss-Schule in Würzburg), was sich in vielen Gesprächen zum Teil gemeinsam mit den Eltern, Schülern und der Schulleitung niederschlägt.

Inklusionsbeauftragte koordiniert enge Zusammenarbeit

Eine Inklusionsbeauftragte dient als Schnittstelle zwischen Schülern, Fachlehrern, Eltern, MSD und der Schulleitung. Sie sammelt und bündelt Informationen und koordiniert notwendige Abläufe. Außerdem erhalten die Jugendlichen auch Einzel-Förderstunden in den Fächern, die ihnen aufgrund ihrer Einschränkung Probleme bereiten. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen dem Inklusionsteam, dem MSD und der Schulleitung sei eine zeitnahe Lösung von auftretenden Problemen gewährleistet, schreibt die Schule.

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Die Schüler der 6d erfahren im Rahmen eines Projekts am eigenen Leib, wie es sich anfühlt mit Einschränkungen zu leben

Inklusion ist ein Menschenrecht

Vor inzwischen 15 Jahren hat die UN-Behindertenrechtskonvention Inklusion als Menschenrecht für Menschen mit Behinderungen erklärt. Inklusion bedeutet dabei, dass alle Menschen selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Das heißt: Menschen mit Behinderungen müssen sich nicht mehr integrieren und an die Umwelt anpassen, sondern diese wird von vornherein so ausgestattet, dass alle Menschen gleichberechtigt leben können – egal wie unterschiedlich sie sind.

Ziel: Gemeinsame Erlebnisse schaffen

Auch am Johann-Schöner-Gymnasium soll das so sein, sagt die Inklusionsbeauftragte Hannah Amthor: "Wir wollen gemeinsame Erlebnisse schaffen. Zum Beispiel nutzen wir die Mountainbikes gemeinsam mit der Förderschule hier in Karlstadt und wollen weiter zusammen tanzen, Theater spielen und auch Sport machen." Und sie wünscht sich: "Dass man nicht immer so mit dem Finger drauf zeigt, sondern dass das einfach normal läuft, dass man einfach was zusammen erlebt. Das ist einfach der Kern unserer Aufgabe."

Alle Schüler profitieren

Alle Schülerinnen und Schüler am Johann-Schöner-Gymnasium Karlstadt werden vom Schulprofil Inklusion profitieren, so das Kultusministerium auf Anfrage von BR24. Es werden Unterrichtsformen und Schulleben sowie Lernen und Erziehung auf die Vielfalt der Schülerinnen und Schüler mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf ausgerichtet, sodass letztlich nicht nur die Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf profitieren, sondern das Schulprofil für die gesamte Schulfamilie eine Bereicherung darstellt, so das Kultusministerium.

Staatssekretärin Stolz verleiht Urkunde

Zum Besuch von Staatssekretärin Anna Stolz nehmen die Schüler der 6d des Johann-Schöner-Gymnasiums an einem besonderen Parcours teil. Sie erfahren in einem Selbstlernkurs, wie es ist, nicht gut hören, sehen zu können oder Rollifahrer zu sein. Die Schüler finden das ziemlich spannend: "Mich interessiert dieses Projekt, weil wir bekommen da mit, wie es anderen Leute ergeht, wenn sie in der Schule sind und eine Einschränkung haben. Und das finde ich jetzt interessant", sagt Jonathan Karl. Und Julius Lemmich fügt hinzu: "Mich interessiert es auch, weil ich finde, es ist gut, wenn auch eingeschränkte Leute die Chance haben, gut zu lernen. Wenn man zum Beispiel nicht hören oder sehen kann oder im Rollstuhl sitzt."

Weitere Schulen mit Inklusions-Profil

Neben dem Johann-Schöner-Gymnasium Karlstadt gibt es im Regierungsbezirk Unterfranken noch zwei weitere Gymnasien (Kronberg-Gymnasium Aschaffenburg, Julius-Echter-Gymnasium Elsenfeld) mit dem Schulprofil Inklusion. Insgesamt tragen im Schuljahr 2021/22 im Freistaat Bayern 432 Schulen das Profil Inklusion, darunter 146 Grundschulen, 103 Mittelschulen, 39 Realschulen und 22 Gymnasien. Das teilt der Bayerisches Kultusministerium auf BR24-Anfrage mit. Darüber hinaus werde aber auch an zahlreichen anderen bayerischen Schulen im Bereich Inklusion bereits sehr viel geleistet, so das Ministerium. Auch in Zeiten der Pandemie, die wie in allen Bereichen auch bei der Inklusion neue Herausforderungen bringt, würden viele Schulen neue und kreative Wege, um ihre Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf bestmöglich zu unterstützen, heißt es.

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