Gedenkstein an die KZ-Außenstelle in Bayreuth
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Gedenkstein an die KZ-Außenstelle in Bayreuth

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"Großer Aha-Effekt": Projekt will an KZ-Außenlager erinnern

Der 9. November ist ein Tag des Gedenkens. Die Reichspogromnacht vor 85 Jahren hatte die Deportationen von jüdischen Menschen in Konzentrationslager zur Folge. Ein Projekt will auch an die Orte erinnern, die nicht bei jedem im Bewusstsein sind.

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"Es ist immer ein großer Aha-Effekt, wenn man beispielsweise von Pottenstein spricht. Dem See neben der Teufelshöhle, der als Erholungsgebiet für SS-Leute von Zwangsarbeitern angelegt wurde. Da merkt man, dass Informationsbedarf da ist", sagt die Geschichtslehrerin Maresa Olschner vom Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium in Bayreuth. Die NS-Zeit steht im Lehrplan der 9. Klassen, verbunden mit einem Besuch in einem Konzentrationslager. Oberfränkische Schulen fahren meist ins KZ Flossenbürg in der Oberpfalz. Was für viele Jugendliche zu diesem Zeitpunkt noch neu ist: Auch direkt vor der eigenen Haustür gab es KZ-Außenlager.

Bewusstsein schärfen: KZ-Außenlager in Oberfranken

Fünf KZ-Außenlager lassen sich in Oberfranken eindeutig belegen: Bayreuth, Pottenstein im Landkreis Bayreuth, Hof-Moschendorf, Helmbrechts im Landkreis Hof und Gundelsdorf im Landkreis Kronach. Alle gehörten zum Flossenbürger Lagerkomplex. Um sich genau damit an Schulen gezielter auseinandersetzen zu können, haben Studierende der Universitäten Bamberg und Bayreuth elf Plakate im Rahmen eines Projektes am Institut für Fränkische Landesgeschichte (IFLG) für den Unterricht entworfen.

"Zuvor haben wir nachgeforscht, wo es die Außenlager in Oberfranken gab, wie und warum sie entstanden sind und wer die Menschen in diesen Lagern waren – und wie sich vor Ort daran erinnert wird", so IFLG-Dozent Benedikt Martin Ertel. Das fertige Material können sich oberfränkische Schulen kostenfrei am Lehrstuhl bestellen. "Sie sollen Anregungen für Unterrichtsdiskussionen liefern", so Ertl.

Geschichten der Opfer im Mittelpunkt

In Bayreuth erinnert beispielsweise ein eher unauffälliger Gedenkstein daran, dass am Nordring auf dem Gelände der "Alten Spinnerei" 85 Häftlinge aus dem KZ Flossenbürg im "Institut für physikalische Forschung" an der Entwicklung von Steuerelementen für ferngelenkte Waffen arbeiten mussten. Auch in Helmbrechts findet sich lediglich ein Gedenkstein an das Lager, in dem nur Mädchen und Frauen waren. Im Nachbarort Schwarzenbach an der Saale kämpft die Gedenkstätte "Langer Gang" gegen das Vergessen.

1945 wurde das Lager in Helmbrechts angesichts der näher rückenden amerikanischen Truppe geräumt, die Frauen und Mädchen auf einen Todesmarsch nach Volary geschickt. Eine davon war Helena Bohle-Szacki. Ihre Geschichte lernen die Schüler durch die Arbeit der Studierenden kennen: Sie war 16 Jahre alt, als sie ins oberfränkischen Helmbrechts kam. In Zwölf-Stunden-Schichten arbeiteten die Frauen dort für die Rüstungsindustrie, produzierten Flugzeugteile und Munition. Helena überlebte und hat ihre Lagererfahrungen als Zeitzeugin weitergegeben.

Informationsangebote für Jugendlichen nötig

Die elf leicht verständlichen Plakate skizzieren Schicksale wie das von Helena. Aber auch die von Sinti und Roma, Homosexuellen oder von der eher unbekannte Häftlingsgruppe der "Rotspanier": spanische Exilanten, die in Frankreich zur Arbeit für die deutschen Besatzer gezwungen wurden. Die Bayreuther Geschichtslehrerin Maresa Olschner hat die Plakate bereits bestellt und will sie in ihrer Klasse testen. "Das ist ein Format, mit dem wir arbeiten können", so Olschner. Generell würde sich die Lehrerin aber noch viel mehr zeitgemäße Informationsangebote für die Jugendlichen wünschen.

Bildrechte: Benedikt Martin Ertel
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Die bayerischen Außenlager des Konzentrationslagers Flossenbürg

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