Hinweisschild für Kinderimpfung in Münchner Praxis.
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Geheimtipp Arztpraxis: Kinderimpfungen in München

Die Adressen werden fast wie "Geheimtipps" gehandelt: Viele Eltern bemühen sich um Termine in Arztpraxen, die bereits jetzt Kinder unter zwölf Jahren gegen Corona impfen. Dafür nehmen sie auch weite Wege in Kauf, wie ein Beispiel in München zeigt.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Vor der Kinderarzt-Praxis nahe dem Münchner Westpark hat sich auch an diesem Abend eine lange Schlange gebildet. Eine Familie mit zwei kleinen Mädchen ist zum Beispiel extra aus dem Landkreis Weilheim-Schongau gekommen. "Wir haben eine Inzidenz über 1000", erklärt der Vater, der sich "tagelang in Twitter-Chats rumgetrieben" hat, um eine Corona-Impfung für seine Töchter zu organisieren und eine Praxis zu finden: "Wir wollen nicht, dass unsere Kinder durchseucht werden, sondern dass sie geschützt sind".

60 Corona-Impfungen in der Stunde

"Die Zahlen gehen so hoch, es hat keinen Sinn zu warten", findet auch eine Mutter, die mit ihrem Sohn gerade aus einem der Behandlungszimmer kommt. Es läuft wie am Schnürchen in der Praxis. Schnell wird die Warteschlange kürzer. 60 Kinder bekommen eine Spritze – und einige danach gleich noch eine kleine Spielzeug-Belohnung von den Eltern. Auch wenn es "nur ganz kurz" wehgetan hat, wie ein Bub beteuert.

Reduzierte Erwachsenendosis für Kinder

Während viele Ärztinnen und Ärzte noch warten, bis Mitte Dezember die Kinderampullen mit dem Corona-Impfstoff geliefert werden und die Ständige Impfkommission grünes Licht gibt, haben Martina von Poblotzki und Nikos Konstantopoulos längst losgelegt. Sie führen im Rahmen ihrer Therapiefreiheit sogenannte "off label"-Impfungen durch. Die Kinder bekommen dabei eine reduzierte Erwachsenendosis.

"Amerika hat gezeigt, dass der Impfstoff effektiv und sicher ist", betont Martina von Poblotzki: "Nach diesen Daten war uns schnell klar, dass wir das auch anbieten." Schließlich sei es "nur eine Frage der Verdünnung, und die herzustellen, ist wirklich keine Zauberei." Jeder Kinderarzt sei in der Lage, "0,1 Milliliter Impfstoff aufzuziehen", ergänzt Nikos Konstantopoulos, der deswegen den "Hype" um Erwachsenen- oder Kinderimpfstoff nicht nachvollziehen kann: "Es ist der gleiche Impfstoff letztendlich."

Noch mehr Anfragen nach Kinder-Impfung

Mehr als 500 Kinder wurden in der Praxis mittlerweile gegen Corona geimpft. Berichte über schwere Reaktionen hätten sie nicht bekommen, berichten die Ärzte, dafür aber Dankesbriefe und ständig weitere Anfragen – sogar aus dem Ausland. Unter denen, die nach einem Termin fragen, sind auch Eltern von chronisch kranken Kindern, die nicht länger warten wollen – so wie an diesem Tag zum Beispiel eine Mutter, deren Tochter Diabetes Typ 1 hat.

Anderen ist die Impfung einfach nur wichtig, "weil wir nicht davon ausgehen, dass die Krankheit so harmlos ist, wie viele tun", wie eine Mutter es formuliert. Vor "Long Covid" wolle sie ihr Kind bewahren, sagt eine andere. Ein Vater, der mit seinem Sohn gerade noch auf die Spritze wartet, sieht die Impfung einfach "als wichtigen Beitrag für die Gesellschaft und zum Schutz meines Kindes".

Kinder-Impfung für Familien "Weg, aus Pandemie rauszukommen"

Nach einer guten Stunde ist die Terminliste für diesen Tag abgearbeitet. Auch der Arzt Nikos Konstantopoulos geht mit einem guten Gefühl nach Hause: "Die Kinder müssen auch von der Pandemie befreit werden", betont er. Die Kinder- und Jugendpsychiatrien seien seit Corona noch voller, "das muss uns auch was zeigen". Er und sein Team sähen es jedenfalls als ihren "Auftrag, den Familien einen Weg zu geben, aus der Pandemie auch rauszukommen."

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