Eine 10-Jährige in den USA sitzt neben ihrer Mutter in einer Kinderarztpraxis und wartet darauf, gegen das Coronavirus geimpft zu werden. Die USA haben damit begonnen, Kinder im Grundschulalter gegen das Coronavirus zu impfen.
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Eine 10-Jährige in den USA sitzt neben ihrer Mutter in einer Kinderarztpraxis und wartet darauf, gegen das Coronavirus geimpft zu werden.

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Start der Corona-Kinderimpfkampagne nach Stiko-Empfehlung

Viele Eltern wollen ihre Kinder schützen, versuchen aber vergeblich einen Impftermin zu bekommen. Die Vorbereitungen laufen. Sobald die Empfehlung der Ständigen Impfkommission vorliegt, kann die Kinder-Impfkampagne in ganz Bayern starten.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Bei hohen Corona-Inzidenzen über 1.000 und angesichts der permanent drohenden Quarantäne von jüngeren Schulkindern wächst der Wunsch vieler Eltern, ihr Kind rasch mit einer Impfung zu schützen. Die bayerische Landeshauptstadt hatte schnellstmögliche Impftermine für die rund 90.000 Kinder der Altersgruppe von fünf bis elf Jahren in München angekündigt, musste aber zurückrudern.

Es fehlten noch rechtssichere Aufklärungsbögen für die neue Kinderimpfung, die jetzt erstellt werden. Zudem müsse die Kinderimpfung noch im Registrierungsportal des Freistaats Bayern (BayIMCO) einprogrammiert und für die Terminvergabe freigeschaltet werden, so die Stadt München. Die Vorbereitungen für täglich rund 1.000 Familienimpftermine auch für Kinder laufen demnach aber auf Hochtouren, in eigens angemieteten Räumen im Gasteig sollen Check-in Schalter und Impfkabinen bis Mitte Dezember startklar sein.

Off-Label-Impfungen bergen Risiken

Eine BR24-Recherche ergab, dass einzelne Praxen bereits sogenannte "Off-Label"-Kinderimpfungen durchführen, das heißt sie impfen mit einer verringerten Dosis des Biontech-Impfstoffs für Erwachsene Kinder. Die betreffenden Ärzte wollen sich dazu allerdings nicht öffentlich äußern, auch aus Sorge vor Anfeindungen durch Impfgegner. "Off-Label-Use" bedeutet, der Impfstoff wird nicht im Rahmen seiner von den Arzneimittelbehörden geprüften, zugelassenen Indikation verwendet.

Kinderärzte könnten im Rahmen ihrer ärztlichen Therapiefreiheit auf eigene Verantwortung solche Impftermine anbieten, erklärt Philipp Schoof, Obmann des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte Deutschlands für München. Für möglicherweise auftretende Impfschäden der Kinder müssten diese Ärzte im Ernstfall dann aber selbst haften und nicht der Impfstoff-Hersteller, das müsse den Eltern auch so mitgeteilt werden.

Impftermine schon bald für Vorerkrankte

Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA hatte den mRNA-Kinderimpfstoff von Biontech bereits Mitte November zugelassen. Wie Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Mittwoch erklärte, werde die Lieferung des Impfstoffes an die EU-Mitgliedsstaaten nun schon am 13. Dezember und nicht wie zunächst angenommen eine Woche später erfolgen. Die Kinderärzte warten nun noch auf die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko). Das Robert Koch-Institut und Arztverbände empfehlen Coronaschutz-Impfungen generell nur innerhalb der Zulassung, die durch Studien abgesichert ist.

Haftungsrisiken sind auch der Grund, warum die Mehrheit der bayerischen Kinderärzte und die öffentlichen Impfzentren jetzt auf den neuen Impfstoff warten und bislang keine Impftermine anbieten können. Die Stiko entscheidet darüber, ob tatsächlich der Nutzen des neuen Impfstoffs für Kinder über fünf Jahren mögliche Impfrisiken überwiegt. Es wird mit einer ähnlichen Stiko-Empfehlung gerechnet, wie zuletzt für die Corona-Impfung für Jugendliche von zwölf bis 17 Jahren, so Thomas Potthast, Kinder- und Jugendarzt in Kempten.

Für Jugendliche lautete die Empfehlung, Immungeschwächte oder Vorerkrankte sollen, alle anderen können auf Wunsch geimpft werden. Falls der Impfstoff wie bislang in einer größeren Sammeldosis angeliefert wird, plant seine Gemeinschaftspraxis "Kinderärzte im Lyzeum" Kempten, Sammeltermine zu vereinbaren, damit der empfindliche Impfstoff rasch und vollständig genutzt werden kann.

Kinderärzte informieren Eltern

Eltern sollten auf eine Information ihrer Kinderärzte warten, so der Rat Schoofs. Die Kinderärzte werden zunächst Impftermine für Kinder mit Vorerkrankungen und einem schwachen Immunsystem reservieren. Auch Kinder, deren nächste Familienangehörige aus gesundheitlichen Gründen nicht selbst geimpft werden können und für die eine Corona-Infektion besonders gefährlich wäre, werden priorisiert. Grundsätzlich werden aber alle Eltern zeitnah von den Arztpraxen informiert, sobald Termine mit dem Kinderimpfstoff möglich sind.

Bis Januar werden für alle impfwilligen Familien genug Impfdosen für die erste Immunisierung der Kinder zur Verfügung stehen. Auch wenn viele Kinderarztpraxen zum Jahresende urlaubsbedingt schließen, kann die Impfkampagne Mitte Dezember starten: Eltern könnten, wenn alles wie geplant bereitsteht, dann mit ihren Kindern Angebote der Impfzentren nutzen, auch wollen größere Kinderarztpraxen mancherorts neben ihrem Notfalldienst auch extra Impfschichten zwischen den Jahren einplanen.

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