Feuerwehrleute löschen brennendes Stroh
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Brandübung in Unterfranken

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Gefährliche Trockenheit: Wie Feuerwehren Flächenbrände bekämpfen

Trockenheit und Hitze treffen Unterfranken im bayernweiten Vergleich besonders stark. Oft reicht ein kleiner Funke, um große Zerstörung anzurichten und Felder oder Waldstücke in Flammen zu setzen. Umso wichtiger sind daher Feuerwehren – und Übungen.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Eine Wand aus Rauch und Feuer – der Instinkt schreit Flucht, die Uniform sagt: tu was! Helfen und der Gefahr entgegengehen gehört für Feuerwehrleute zum Job dazu. Egal, ob bei Berufs- oder bei Freiwilligen Feuerwehren. Dafür braucht es nicht nur Mut. Für einen erfolgreichen Einsatz braucht es vor allem eingespielte Teams und Übung.

"Man müsste mindestens einmal im Jahr üben"

Im unterfränkischen Volkach haben Feuerwehrleute aus mehreren Wehren genau das gemacht – zwischen Weinbergen und Waldrand. Denn in Unterfranken ist es oft besonders heiß und trocken. Das bedeutet dann auch: hohe Waldbrandgefahr. Schon ein kleiner Funke kann ein Feuer entzünden. Regelmäßig kommt es in den Sommermonaten in Unterfranken zu kleineren und größeren Flächen- oder Waldbränden.

"Man müsste mindestens einmal im Jahr so eine Übung machen, vor der Vegetationszeit", sagt Christian Baum von der Feuerwehr in Fahr am Main. Wenn es in den kommenden Jahren noch trockener werde, könne es auch öfter zu Bränden kommen. Nachdem das Jahr 2023 das wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war, könnte auch dieses Jahr neue Extreme bringen. Und wenn Böden, Felder oder Wälder trocken sind, greifen Flammen schnell über.

Gefahrenfaktor Wind

Wie gefährlich dynamische Brände sein können, zeigt ein Beispiel aus dem Juli 2023. Im Landkreis Kitzingen hatte - wie so oft - ein Getreideacker gebrannt, die Einsatzkräfte rückten aus und liefen in Richtung der Flammen. Die Lage schien im Griff. Doch dann drehte der Wind und vergrößerte das Feuer wieder. Die Flammen griffen am Ende sogar auf ein Auto eines Feuerwehrlers über, das am Feldrand stand – ursprünglich mehrere Hundert Meter vom Brand entfernt. Das Auto brannte komplett aus.

Aus solchen Situationen lernen die Einsatzkräfte. "Deswegen haben wir Windmessgeräte und Trillerpfeifen dabei. Jede Einheit hat einen sogenannten Beobachter, der immer schaut: Dreht der Wind? Wie ist der Wind aktuell", sagt Maximilian Freund von der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Volkach. Wenn nötig pfeift der Beobachter Rückzug, "damit unsere Mannschaft, die das Feuer löscht, zurückgeht und sich in den nicht verrauchten Bereich zurückzieht". Auch für den Fall, dass der Beobachter ein neues Feuer entdeckt, gibt es einen speziellen Pfeifton. Denn der Wind kann Funken und Glutnester weitertragen.

Zusammenarbeit der Feuerwehren muss sitzen

Je eingespielter die Feuerwehr also arbeitet, desto besser. Zumal eine Feuerwehr in Bayern maximal zehn Minuten nach der Alarmierung am Brandort sein muss. Das ist im Bayerischen Feuerwehrgesetz so vorgeschrieben. So eine Übung wie jetzt haben die Volkacher Feuerwehren bisher noch nicht gemacht. Dahinter steht ein neu erarbeitetes Konzept, das die Stärken und Ausrüstung der einzelnen Wehren berücksichtigt: "Auch die Feuerwehren, die keinen Wassertank auf dem Fahrzeug haben, sind dann dafür da, im Hintergrund eine lange Schlauchstrecke zu errichten", sagt Feuerwehr-Sprecher Moritz Hornung.

Absprachen und Arbeitsaufteilungen müssen sitzen, weiß auch Kreisbrandmeister Erwin Strobel: "Wenn ich so eine Wasserförderung über lange Schlauchstrecken mache, dann muss ich gewisse Sachen vorbereiten." Zum Beispiel müsse klar sein, wo die Verstärkerpumpe steht. Strobel sagt, er merkt deutlich, dass Übungen helfen: "Wenn heute eine Feuerwehr so einen Einsatz geübt hat und es käme in den nächsten vier Wochen zu genau dieser Situation, dann läuft es wie am Schnürchen."

Dynamik und Anzahl der Vegetationsbrände nimmt zu

"Grundsätzlich ist eine Vegetationsbrandbekämpfung für die Feuerwehr nichts Neues. Die gibt es ja schon immer. Allerdings hat die Dynamik und auch die Anzahl der Vegetationsbrände zugenommen", sagt Christian Lorenz, Fachbereichsleiter für Sonderausbildungen an der Staatlichen Feuerwehrschule Regensburg. Diese Feuerwehrschule ist für Ausbildungsangebote zu Vegetationsbränden zuständig, bietet zum Beispiel spezielle Lehrgänge oder Merkblätter an.

Als Vegetationsbrände gelten Brände in freier Natur, also auf Feldern oder auch in Wäldern. In der Waldbrandstatistik des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft [externer Link] heißt es: Im Jahr 2022 wurden allein etwa 3.000 Hektar Waldfläche durch Feuer vernichtet. Das sei mehr als dreimal so viel Fläche wie seit 1991 im Durchschnitt pro Jahr abgebrannt ist.

Feuerwehren stark gefordert

Für die aktuelle Übung der Volkacher Feuerwehren wurde Stroh auf einer Fläche zwischen Wald und Weinbergen verteilt und gezielt angezündet. Hier wird sichtbar, wie schnell die Flammen sich ausbreiten – und das im April.

"Die Feuerwehren sind durchaus sehr, sehr stark gefordert. Zeitlich gesehen auch über viele Stunden oftmals hinweg", sagt Christian Lorenz. Um die Ausbildung der Kolleginnen und Kollegen muss sich jede Feuerwehr selbst kümmern. Dass eine Einsatzlage den Feuerwehrleuten "davonläuft" seien diese in der Regel nicht gewöhnt. "Bei Flächenbranden ist es so, dass die Lage sich fortbewegt und wir dadurch auch mobil sein müssen und unsere Taktiken, Techniken und Fahrzeuge anpassen müssen."

Bildrechte: BR/Achim Winkelmann
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Ein Feldbrand in Unterfranken im Sommer 2023

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