Die Teilnehmer der Flughelfer-Ausbildung müssen lernen, Behälter an einem noch fliegenden Hubschrauber zu befestigen.
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Die Teilnehmer der Flughelfer-Ausbildung müssen lernen, Behälter an einem noch fliegenden Hubschrauber zu befestigen.

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Löschen aus der Luft: Wie die Feuerwehr Flughelfer ausbildet

Das Waldbrandrisiko in Bayern soll in den kommenden Tagen steigen. Um im Ernstfall vorbereitet zu sein, bildet die Feuerwehrschule Würzburg Flughelfer aus, die bei Löscharbeiten mit Helikoptern vom Boden aus unterstützen. Keine ungefährliche Aufgabe.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Nicole Holzapfel kniet auf dem Boden. Konzentriert beobachtet sie, wie sich der Hubschrauber annähert: Näher und näher, bis er weniger als zwei Meter über dem Boden schwebt. Ab jetzt muss jede Bewegung sitzen. Gemeinsam mit zwei Kameraden läuft die Feuerwehrfrau direkt zwischen die gefährlichen Kufen. Ein gezielter Handgriff, dann ist die Schleppleine am Helikopter befestigt. Ein großer Behälter mit Geräten zur Brandbekämpfung hängt daran: Schaufeln, Wasserspritzen, Feuerpatschen.

Per Luft kann der Hubschrauber die Gerätschaften direkt in ein Gefahrengebiet transportieren. Holzapfel und ihre Kameraden sind zufrieden. "Natürlich hat man da Respekt", gibt die 28-Jährige zu. "Das Arbeiten unter einem Hubschrauber ist enorm gefährlich. Aber ich würde sagen, es hat gut geklappt."

Staatliche Feuerwehrschule Würzburg bildet Flughelfer aus

Behälter an noch fliegenden Hubschraubern befestigen – das ist nur eine von vielen Fähigkeiten, die ein sogenannter Flughelfer beherrschen muss. Im Rahmen eines fünftägigen Lehrgangs an der Staatlichen Feuerwehrschule Würzburg wurden diese Woche 25 Feuerwehrleute aus ganz Bayern dazu ausgebildet. Bei der Waldbrandbekämpfung aus der Luft sollen sie vom Boden aus Unterstützungsarbeit leisten. Die Sicherung von Landeplätzen, das Anbringen von Transportbehältern und auch der Umgang mit der Rettungswinde, der "Winch", gehören zu den Aufgaben der Flughelfer.

Bei einer großangelegten Löschübung auf dem militärischen Standortübungsplatz in Veitshöchheim wurden dafür verschiedene Szenarien durchgespielt. Insgesamt fünf Helikopter von Bundeswehr, Landespolizei und einem privaten Unternehmen waren dafür im Einsatz. Die teilnehmenden Feuerwehrleute übten so die punktgenaue Einweisung der Hubschrauberpiloten und das vorsichtige Annähern. Es gehe darum, die Sicherheits- und Gefahrenbereiche eines Hubschraubers genau zu kennen, erklärt Lehrgangsleiter André Stöcklein. "Die Maschine ist nicht in der Luft festgenagelt, sondern bewegt sich", so Stöcklein. Würde eine Einsatzkraft zwischen Hubschrauber und Last geraten oder gar in den Rotorbereich, dann könne es lebensgefährlich werden.

Deutschlandweit einmalig: 17 Flughelfer-Standorte im Freistaat

Die fertig ausgebildeten Flughelfer sollen dann im Falle eines Waldbrands schnell vor Ort sein können. Bayernweit sind dafür 17 Flughelfer-Standorte aufgestellt, die mit Löschwasserbehältern ausgestattet sind. Immer zwei Teams werden bei einem Brandfall herangezogen. Das System sei deutschlandweit einmalig, so Stephan Brust, Abteilungsleiter Technik der Feuerwehrschule Würzburg. Bereits 1980 wurde es eingerichtet, als Reaktion des Freistaats auf die Wald- und Heidebrände Mitte der 70er Jahre in Niedersachsen.

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Hubschrauber der Landes- und Bundespolizei, aber auch Maschinen der Bundeswehr unterstützen bei der Brandbekämpfung aus der Luft.

In Bayern bewährt: Schnelle Brandbekämpfung durch Luftunterstützung

Es gebe jedoch bereits viele Anfragen aus anderen Bundesländern, die gern ähnliche Konzepte etablieren würden, so Brust. Denn in Bayern habe es sich bereits bewährt. Die Flughelfer unterstützen dabei nicht nur in unwegsamem Gelände wie in den Alpenregionen. Auch in anderen Gebieten sei der Einsatz von Hubschraubern von Vorteil, um gerade am Anfang das Feuer klein zu halten und die Bodentruppen rasch auszustatten, so Stephan Brust. Durch das schnelle Heranschaffen von Materialien und Löschwasser könnten Brandherde effektiver bekämpft werden.

Erhöhte Waldbrandgefahr in Bayern

Gerade durch die zunehmend steigende Waldbrandgefahr im Freistaat sei die Unterstützung der Flughelfer mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Insbesondere im Nordwesten Bayern herrsche laut der Bayerischen Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft (LWF) aktuell eine erhöhte Waldbrandgefahr mit einem Gefahrenindex zwischen drei und vier. Besonders in Franken hätten die Luftretter sehr viele Einsätze, bestätigt Brust von der Staatlichen Feuerwehrschule. Die für die nächsten Tage prognostizierten heißen Temperaturen könnten das Risiko erneut erhöhen. Hauptrisikofaktor für die Auslösung eines tatsächlichen Brandes ist laut LWF nach wie vor der Mensch.

Zweiter Lehrgang in der kommenden Woche

Die Staatliche Feuerwehrschule in Würzburg ist aktuell die einzige, die die Flughelfer-Ausbildung anbietet. Nach dem Lehrgang dieser Woche wird in der kommenden noch ein zweiter Lehrgang mit weiteren Teilnehmern durchgeführt.

Rund 200 Flughelfer sind im Freistaat bereits fertig ausgebildet. Nach circa fünf Jahren sollen die Teilnehmer ihre Kenntnisse dann erneut auffrischen. Auch Nicole Holzapfel von der Flughelfergruppe im Landkreis Cham ist bereits zum zweiten Mal dabei. "Trotzdem lerne ich immer noch viel dazu", so Holzapfel. "Und es macht einfach auch richtig viel Spaß."

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