Polizisten stehen in Würzburg neben einem Regionalzug, in dem ein 17-jähriger Afghane mit Axt und Messer Passagiere attackiert hat.
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Polizisten stehen in Würzburg neben einem Regionalzug, in dem ein 17-jähriger Afghane mit Axt und Messer Passagiere attackiert hat.

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Fünf Jahre nach der Axt-Attacke von Würzburg: Was bleibt?

In Deutschland war es einer der ersten islamistisch motivierten Anschläge: Die Axt-Attacke in Würzburg. Am Sonntag jährt sich das Attentat zum fünften Mal. Zwar haben alle fünf Opfer den Angriff überlebt, doch Narben sind geblieben.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Der 18. Juli 2016, kurz nach 21.00 Uhr: Ein 17-jähriger Afghane sitzt im Zug von Treuchtlingen in Mittelfranken nach Würzburg. Plötzlich geht er mit Axt und Messer auf eine Urlauberfamilie aus Hongkong los. Bei seiner Flucht durch den Würzburger Stadtteil Heidingsfeld attackiert er eine Fußgängerin, bevor er von Beamten eines Spezialeinsatz-Kommandos getötet wird. Fünf Menschen hat er zum Teil lebensgefährlich verletzt.

Terrormiliz IS reklamiert Anschlag für sich

Der Täter kannte seine Opfer nicht, hatte sie zufällig ausgesucht. In einem Video hatte er angekündigt, sich an "Ungläubigen" für das Leid zu rächen, das sie seinen Glaubensbrüdern antäten. Die Terrormiliz IS reklamierte den Anschlag für sich. Es ist eines der ersten Attentate eines IS-Anhängers auf deutschem Boden. Nur sechs Tage später, am 24. Juli, kommt es keine 100 Kilometer weiter in Ansbach zum ersten islamistischen Selbstmordattentat in Deutschland.

Narben erinnern die Opfer noch immer an das Attentat

Besonders schwer hat das Attentat von Würzburg die chinesische Familie aus Hongkong getroffen. Ein Ehepaar war mit Sohn, Tochter und deren Verlobtem auf Urlaubsreise durch Deutschland. Die Tochter erlitt schwere Kopfverletzungen, ebenso ihr Ehemann. Wochenlang mussten die Chirurgen am Uni-Klinikum um sein Leben ringen, zwei Monate lang lag er im künstlichen Koma. Neurologische Schäden sind geblieben, der IT-Ingenieur muss regelmäßig Medikamente nehmen. Inzwischen können beide wieder in ihrem Beruf arbeiten und befinden sich auch nicht mehr in psychologischer Behandlung zur Aufarbeitung des Traumas. Doch die Narben sind geblieben und stören – erinnern sie doch immer wieder an das grausame Attentat. Das hat die junge Frau jetzt an Hans-Peter Trolldenier von der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft in Würzburg geschrieben. Er hatte die Familie nach dem Attentat unterstützt und ist seitdem in regelmäßigem Kontakt mit der Familie.

Rettungsdienst optimiert Einsatzstrategie

Auch für die Mitglieder des Rettungsdienstes sind die Bilder der Axt-Attacke noch immer präsent – erst recht nach der Messerattacke in Würzburg vor wenigen Wochen. Doch vieles hat beim Einsatz jetzt besser geklappt, berichtet Notarzt Uwe Kinstle. Der Johanniter hat beide Attentate miterlebt, war beide Male in der Führungsmannschaft des Rettungsdienstes: "Unsere Rettungsfahrzeuge sind jetzt anders ausgestattet. Wir haben zum Beispiel spezielle Vorrichtungen zum Abbinden von Wunden. Das gab es in Heidingsfeld noch nicht und ist inzwischen Standard auf bayerischen Rettungswagen." Auch die Kommunikation und Abstimmung innerhalb der Blaulichtfamilie – also von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst – habe dieses Mal noch schneller funktioniert. Informationen seien im Minutentakt weitergegeben worden.

Grundlage für die verbesserte Einsatzstrategie war eine wissenschaftliche Auswertung des Attentats von Heidingsfeld. Vertreter aller Hilfsorganisationen und weitere Beteiligte haben gemeinsam mit Prof. Thomas Wurmb, Leiter der Notfall- und Katastrophenmedizin am Uniklinikum Würzburg, das Ereignis systematisch analysiert, Probleme identifiziert und Lösungen erarbeitet.

Polizei kann bei Erstversorgung unterstützen

Auch die Polizei Unterfranken hat nach dem Anschlag von 2016 einiges verändert. Die Fahrzeuge sind jetzt mit Sanitätsmaterial ausgestattet und die Beamten haben zusätzliche Erste-Hilfe-Ausbildungen erhalten, um bei der Erstversorgung unterstützen zu können. Außerdem wurden die Betreuungskonzepte angepasst – sowohl für Opfer, als auch für die Polizei selbst. Einen großen Unterschied macht auch das Social Media-Team der Polizei, das erst kurz nach dem Anschlag in Heidingsfeld an den Start ging, so Polizeipräsident Gerhard Kallert. "Über Social Media konnten wir die Bevölkerung dieses Mal sehr schnell informieren und über diverse Upload-Portale haben wir viele Videos und Fotos zur Auswertung erhalten."

Rettungskräfte vor der Würzburger S.Oliver-Arena nach dem Axt-Attentat
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Rettungskräfte vor der Würzburger S.Oliver-Arena nach dem Axt-Attentat

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