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Anschläge Würzburg und Ansbach Neue Details, offene Fragen

Die Attentäter von Würzburg und Ansbach: Insbesondere das Umfeld der Täter wirft nach Information des ARD-Politmagazins report München weitere Fragen auf. Auch internationale Terror-Experten diskutieren über die Anschläge.

Von: O. Bendixen, H. Loven, S. Meining, J. Regis, A. Tillack

Stand: 02.08.2016

 Ermittler der Polizei arbeiten am Tatort eines Bombenanschlags am 25.07.2016 in Ansbach (Bayern). Bei dem mutmaßlich islamistisch motivierten Anschlag sind am Sonntagabend zwölf Menschen verletzt worden. Der mutmaߟliche Täter sei ein 27-jähriger Flüchtling aus Syrien gewesen, sagte Innenminister Herrmann bei einer Pressekonferenz. Der junge Mann, der öfter in psychiatrischer Behandlung gewesen sei, wollte offensichtlich die Bombe mit scharfkantigen Metallteilen in seinem Rucksack bei einem Musikfestival mit etwa 2500 Besuchern zünden. Ihm wurde aber der Einlass verwehrt.  | Bild: dpa-Bildfunk/Daniel Karmann

Das familiäre Umfeld des Ansbacher Attentäters - nach Informationen des ARD-Politmagazins report München gibt es neue Erkenntnisse: So gab der spätere Ansbacher Attentäter, der über Bulgarien und Österreich im Juli 2014 nach Deutschland einreiste, gegenüber österreichischen Behörden an, er sei in zweiter Ehe verheiratet. Seine syrische Frau Samia T. würde in Schweden leben. Das österreichische Innenministerium wollte keine Fragen zu diesem Sachverhalt beantworten.

Mehr dazu heute Abend in report München, 21:45 Uhr, Das Erste

In einem psychologischen Gutachten, das auf Aussagen von Mohammed D. beruht, wird die Ehefrau indes beiläufig erwähnt. D. habe seiner zweiten Frau alles Gute gewünscht. Auf Anfrage erklärte der Gutachter von Mohammed D., der Lindauer Heilpraktiker und Traumatherapeut, Axel von Maltitz, es habe sich wohl um eine Zweckheirat gehandelt. Mohammed D. habe die Frau kurz vor der Ausreise geehelicht, um so die Asylchancen zu vergrößern.

Das Paar habe sich geschworen, dass der eine den anderen als Ehepartner nachhole. Die Frau habe dann aber nach ihrer Ankunft in Schweden relativ bald die Scheidung eingereicht. Auch hierzu stellen sich neue Fragen: Gab es diese zweite Ehefrau aus Aleppo überhaupt und wenn ja: Was weiß sie über ihren Ehemann Mohammed D.?

Auch Thema auf internationaler Konferenz

Die beiden Anschläge in Franken waren auch Thema einer internationalen Fachkonferenz im Londoner King’s College. Auf der Konferenz, die vom arabischen Think Tank „Trends. Research & Advisory“ und dem britischen „International Centre for the Study of Radicalisation and Political Violence“ organisiert wurde, erklärte der Terrorismusexperte Prof. Peter Neumann gegenüber report München:

"Natürlich ist das ist eine neue Dynamik, das sind andere Fälle als zum Beispiel in Paris und Brüssel weil wir es hier mit Flüchtlingen zu tun haben; mit Flüchtlingen, die sich entweder in Deutschland radikalisiert haben oder bereits radikalisiert nach Deutschland gekommen sind. Das muss sich erst noch herausstellen."

Prof. Peter Neumann, King‘s College London

Würzburger Attentäter kommunizierte verschlüsselt

Vor Problemen stehen die Fahnder auch im Fall des minderjährigen Attentäters von Würzburg, Riaz A., der zuletzt bei einer Familie untergebracht war. Riaz A. soll verschlüsselt kommuniziert haben. Zur Entschlüsselung benötigen die Fahnder die Hilfe ausländischer Behörden, so Ermittlerkreise gegenüber report München. Vor Ort bleibt die Bluttat unerklärlich. In einem Exklusivinterview mit report München erklärte der Bürgermeister der Gemeinde Gaukönigshofen, dem letzten Wohnort von Riaz A.:

"Dass ein Mann, der quasi mit den Kindern noch gespielt hat, um 20 Uhr dann sagte, ich gehe jetzt mal weg, es dauert etwas länger, dann mit dem Fahrrad nach Ochsenfurt fährt, in den Regionalexpress einsteigt und dann um halb elf die, ja, die Ausländer dann verletzt."

Bernhard Rhein, 1. Bürgermeister Gaukönigshofen

Die beiden Kinder der Familie sind jetzt in psychologischer Betreuung. Am Sonntag vor der Tat war der Attentäter noch auf dem Pfarrfest. Hier hätte er Gelegenheit gehabt, viel mehr Menschen schnell zu töten. Dass der Täter hier niemanden habe verletzten wollen, habe persönliche Gründe, so der ehrenamtliche Bürgermeister.

"Ich denke, er ist hier gut aufgenommen worden und vielleicht hat er doch ein bisschen gesagt: Ok, das sind Gutmenschen, da mach ich auf keinen Fall was. Dann traf er ja eine Bekannte von Ochsenfurt, die ihn auch betreut hat, da ging er auch weiter. Es war aber trotzdem schlimm genug, dass er dann in einem nächsten Abteil Fremde, für ihn Fremde fand, die er dann schwerst verletzt hat. Und das war für mich und für alle hier – keiner weiß warum und wir sind eigentlich ratlos, warum er das gemacht hat."

Bernhard Rhein, 1. Bürgermeister Gaukönigshofen

Die Terroranschläge von Würzburg und Ansbach: Je mehr Puzzleteile ans Licht kommen, desto verwirrender wird das Gesamtbild.


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