Fünf Jahre HIRI
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Der Mikrobiologe Falk Ponnath forscht am HIRI, dem Würzburger Helmholtz-Institut.

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Fünf Jahre HIRI: Medizinische Spitzenforschung aus Würzburg

Das HIRI in Würzburg hat Geburtstag. Die Abkürzung steht für "Helmholtz Institut für RNA basierte Infektionsforschung". Für Laien wirft das mehr Fragen auf als Antworten. Klar ist: Auf das HIRI richten sich große Hoffnungen – weit über Bayern hinaus.

Über dieses Thema berichtet: Rundschau Magazin am .

Seit fünf Jahren wird am HIRI, also dem "Helmholtz Institut für RNA basierte Infektionsforschung", nun schon geforscht. Die Labore und Büros befinden sich auf dem Medizin Campus des Würzburger Universitätsklinikums und haben in den vergangenen Jahren ein rasantes Wachstum erlebt. 110 Menschen arbeiten inzwischen für das HIRI. Neun Forschungsgruppen befassen sich unter verschiedenen Fragestellungen mit menschlichen RNA-Molekülen. Vier davon haben seit Bestehen des HIRI bereits einen sogenannten ERC-Grant erworben, bekommen also vom Europäischen Forschungsrat jeweils 1,5 Millionen Euro für ihr Projekt. Mit anderen Worten: Das HIRI findet international Beachtung. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Es geht in Würzburg um unser aller Gesundheit.

Akribische Arbeit in den Laboren

Schaut man den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern über die Schulter, erschließt sich das nicht unmittelbar. Denn das, was sie tun, sieht immer irgendwie gleich aus. In einem der Labore stehen zum Beispiel auf engstem Raum drei durchsichtige Kästen – anaerobe Kammern genannt. Zwei Frauen und ein Mann stecken bis über die Ellenbogen in wenig modischen Gummihandschuhen. Die wiederum ragen in die gläsernen Boxen hinein. Alle pipettieren Flüssigkeiten in winzigen Mengen von einem Röhrchen ins andere. Und doch geschieht alles nach einem exakten Plan.

Fuso-Bakterien dienen eigentlich der Gesundheit

Falk Ponnath etwa forscht gerade für seine Doktorarbeit. Der 32-jährige Mikrobiologe befasst sich am Würzburger HIRI seit vier Jahren mit sogenannten Fuso-Bakterien. Nie gehört, möchte man sagen, was geht das mich an? Sehr viel sagt Ponath: Schließlich sind Fuso-Bakterien buchstäblich in aller Munde.

Sie gehören einfach zur Mundschleimhaut. Jeder hat sie, jede braucht sie. Doch Fuso-Bakterien können auch verrückt spielen, erklärt Falk Ponnath. Zum Beispiel, indem sie Parodontitis auslösen und so das Zahnfleisch zerstören. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, steht mittlerweile fest, dass diese Bakterien sich über das Blut auch im Körper verteilen und gezielt an Krebszellen andocken. Dort richten sie dann richtig Schaden an: Sie verstärken Entzündungen und begünstigen das Wachstum von Tumoren und Metastasen.

Plötzlich spielen körpereigene Zellen verrückt

Falk Ponnath will verstehen, wodurch das Bakterium zum Feind des Menschen mutiert. Gelingt es ihm, die dafür verantwortlichen Vorgänge auf molekularer Ebene zu erklären, kann er eines Tages vielleicht die zerstörerische Wirkung der Fuso-Bakterien verhindern. Oder sie im Idealfall sogar als "Trojanisches Pferd" zur Krebsbekämpfung nutzen. Dann würde sich ihre Fähigkeit, im Körper gezielt Krebszellen aufzuspüren, zum Positiven wenden.

Corona-Pandemie: Protein am HIRI identifiziert

Nur eines von zahlreichen Projekten, mit denen sich das Würzburger Helmholtz-Institut beschäftigt, erklärt HIRI-Direktor, Professor Jörg Vogel. Im Zuge der Corona-Pandemie hätten sie sich auch intensiv und erfolgreich mit Sars-Cov-2 befasst. So ist es den Würzburger Forschenden vor gut einem halben Jahr gelungen, ein Protein namens ZAP als Virenhemmer zu identifizieren. Patienten, die über dieses Protein verfügten, wiesen eine bis zu 20-fach geringere Virenlast auf als andere. Das hatte für die Diagnostik im Krankenhausalltag unmittelbare Folgen. Denn auf dieser Basis lassen sich schwere Krankheitsverläufe frühzeitig vorhersehen und medikamentös behandeln.

Die Zukunft gehört der personalisierten Medizin

"Die RNA-basierte Infektionsforschung hat uns in der aktuellen Pandemie gerettet", zeigt sich Professor Jörg Vogel überzeugt. Nur aufgrund langjähriger Vorarbeiten auf diesem Gebiet sei es möglich gewesen, die m-RNA-Impfstoffe so schnell zu entwickeln.

Auch wenn das HIRI daran keinen direkten Anteil hatte, so beackere man doch genau dieses Forschungsfeld. Jörg Vogel geht davon aus, dass es, wie bei Corona, in nicht allzu ferner Zukunft auch Impfstoffe gegen Krebs geben wird. Und zwar speziell auf den einzelnen Patienten und seine Tumorzellen zugeschnitten. Dieser sogenannten personalisierten Medizin gehört nach Vogels Worten die Zukunft.

RNA Forschung im Helmholtz-Institut Würzburg
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Vor fünf Jahren ist das Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung in Würzburg gegründet worden.

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