Körnerhirse vor der Ernte im Landkreis Kitzingen
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Körnerhirse vor der Ernte im Landkreis Kitzingen

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Forschung in Schwarzenau: Körnerhirse trotzt Trockenheit

Landwirte sind vom Klimawandel besonders betroffen. Denn viele Nutzpflanzen kommen mit der zunehmenden Trockenheit nicht zurecht. Im unterfränkischen Schwarzenau wird jetzt nach Alternativen gesucht: Die Körnerhirse könnte eine Option sein.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Der letzte Regen in Schwarzenau im Landkreis Kitzingen ist etwa vier Wochen her. Entsprechend trocken ist der Boden. Hier soll Körnerhirse ausgesät werden, Sorghum bicolor, so der botanische Name. In einem großangelegten Versuch wollen Wissenschaftler herausfinden, inwiefern die Hirse auch für bayerische Bauern interessant sein könnte..

Die Kulturpflanze aus Afrika hat sich an Trockenheit und Hitze angepasst. Mit ihrem intensiven Wurzelsystem kann die Hirse sich Wasser und Nährstoffe aus tieferen Bodenschichten holen. Außerdem schützt eine Wachsschicht auf der Blattoberfläche vor Verdunstung.

Forschungszentrum für Trockenlagen in Schwarzenau

Trocken- und Hitzeperioden übersteht die Körnerhirse meist gut und erzielt dabei relativ stabile Erträge, erklärt Agrarwissenschaftlerin Janina Goldbach. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Landesanstalt für Landwirtschaft am Standort Schwarzenau. Der Ort im Landkreis Kitzingen mit einem Jahresniederschlag von 540mm ist einer der trockensten Standorte Bayerns.

Deshalb wird dort gerade ein Forschungszentrum für Landwirtschaft in Trockenlagen aufgebaut. Ein Fokus liegt dabei auf Kulturpflanzen, wie der Hirse. Verschiedene Sorten und Aussaattechniken, unterschiedliche Abstände oder Düngung – all das wird jetzt getestet.

Staubtrocken ist der Boden bei der Aussaat der Körnerhirse im unterfränkischen Schwarzenau.
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Aussaat der Körnerhirse im unterfränkischen Schwarzenau im Drillsaatverfahren.

Weniger Wasser, weniger Düngung, weniger Pflanzenschutz

Schon bei der Aussaat kommt die Hirse mit weniger Wasser zurecht als andere Pflanzen. Weil die Körner mit einem Durchmesser von etwa vier Millimetern kleiner sind als beim Mais, kommt die Hirse auch mit weniger Bodenfeuchte zurecht. Allerdings ist die Pflanze sehr kälteempfindlich, Spätfröste können sie eingehen lassen. In der Regel wird sie deshalb erst Mitte Mai gesät.

Ackerbaulich bietet die Körnerhirse noch mehr Vorteile. Laut Projektleiterin Goldbach braucht sie relativ wenig Nährstoffe, muss also weniger gedüngt werden: im Vergleich zum Mais etwa 30 Prozent weniger. Auch beim Pflanzenschutz kommt sie mit weniger aus: In der Regel reicht eine Unkrautbehandlung – und die eventuell mechanisch. Insektizide und Fungizide sind nicht nötig. Etwa 1,50 Meter hoch wird die Getreideart, bevor sie im Herbst gedroschen wird.

Körnerhirse als Alternative zum Körnermais

Bisher ist die Körnerhirse im Wesentlichen als Viehfutter interessant und kann eine Alternative zum Körnermais sein. In Österreich ist sie laut Goldbach schon ziemlich etabliert. Denn dort kämpfen Landwirte mit dem Maiswurzelbohrer – ein Schädling, der auch in Bayern auf dem Vormarsch ist.

Auch im Hinblick auf die ab 2023 vorgesehene Fruchtwechsel-Regelung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) könnte die Hirse hilfreich sein – besonders für Landwirte mit viel Mais in der Fruchtfolge. Denn die Regelung sieht vor, dass Bauern auf derselben Fläche nicht zwei Jahre in Folge die gleiche Kultur anbauen dürfen. Mais nach Mais – das ist dann nicht mehr möglich, dafür aber Hirse nach Mais.

Potenzial der glutenfreien Hirse für menschliche Ernährung?

Schwierig hingegen sei die Vermarktung der Körnerhirse, gibt Janina Goldbach zu. Wer sie nicht verfüttert, hat kaum Absatzmöglichkeiten. Zwar war die Hirse im Mittelalter in Europa ein weit verbreitetes Grundnahrungsmittel. Doch inzwischen spielt sie zumindest hierzulande keine Rolle mehr. "Weltweit gesehen ist die Körnerhirse die fünftwichtigste Kulturart", so Goldbach. "Vor allem in Afrika nutzen sie viele Menschen, um davon Fladenbrote oder Brei herzustellen. Das hat sich bei uns noch nicht so ganz durchgesetzt." Aber vielleicht erlebt die Hirse als glutenfreies Getreide und angesichts zunehmender Trockenheit ein Comeback.

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