Ein Fingerabdruck
Bildrechte: Polizei Unterfranken

Dem Fingerabdruck auf der Spur

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Fingerabdrücke: Spurensuche zwischen Routine und Fortschritt

Seit über 100 Jahren nutzen Kriminalisten Fingerabdrücke, um Straftäter zu überführen. Die Abdrücke sind noch immer so wichtig wie die DNA-Analytik. Denn der technische Fortschritt bringt auch die Auswertung von Fingerabdruck-Spuren weiter.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Dem Täter auf der Spur, das bedeutet noch immer: dem Fingerabdruck auf der Spur. Zwar ist für Kriminalisten längst Routine, bei einer Straftat nach Fingerabdrücken zu suchen. Doch es braucht technische Hilfsmittel, um sie zu sichern und zu überprüfen. Und diese Hilfsmittel werden immer besser.

Spurensicherung entwickelt sich weiter

Dank moderner chemischer und physikalischer Verfahren können ihre Fachleute nun auch schwierige Spurenträger untersuchen. So können sie auf nassen Flächen jetzt deutlich mehr Fingerabdrücke sichtbar machen und damit Täter überführen. Ähnlich ist es bei Papier. In Fingerabdrücken gibt es Fett und Eiweiß. Sie werden auch auf Papier übertragen – und durch neue Methoden öfter entschlüsselt als früher. "Wir verfügen nun über verfeinerte Methoden und auch über bessere Aufnahmetechnik im Foto- oder Videobereich", bestätigt Alexander Losert, Leiter der Spurensicherung bei der Kriminalpolizei Würzburg, "dadurch können wir mehr sehen, besser auswerten – und damit eben ein höheres Treffergebnis erzielen."

Daneben werden auch älteren Methoden fortlaufend weiterentwickelt oder durch ähnliche Verfahren ersetzt. Selbst Reste von Fingerabdrücken oder verwischte Abdrücke geben nun oft noch wichtige Erkenntnisse her. Vergleichbare Asservate wären mit den alten Methoden vor einigen Jahren noch durchs Raster gefallen. Zudem ist die technische Ausstattung in den Laboren bei den bayerischen Polizeipräsidien und auch beim Bayerische Landeskriminalamt heute deutlich besser und umfangreicher.

Fingerabdrücke überführen Drogenschmuggler

Wie wichtig Fingerabdrücke noch immer sind, bewies kürzlich ein Fall in Würzburg. Dabei entdeckten Experten in einem Transporter ein professionelles Schmuggelversteck. "Und darin wurden drei Kilo Kokain transportiert", erläutert Florian Felber, Kriminaltechniker bei der Kripo Würzburg. Es gelang ihm, einen Fingerabdruck an der Verpackung des Rauschgifts sichtbar zu machen. "Dieser Abdruck führte zu einem Treffer in der Datenbank in den Niederlanden", so Felber, "und damit konnten die Behörden dort Ermittlungen zu Hintermännern aufnehmen."

Spuren-Datenbank für 25 Länder

Entscheidend dafür: die zentrale Spurendatenbank. Sie basiert auf der Digitalisierung und Codierung der anatomischen Merkmale, die im Fingerabdruck abgebildet sind. Diese Datenbank "läutete vor 30 Jahren bundesweit eine neue Ära ein und verbesserte die Möglichkeiten zur Feststellung von Spurenverursachern erheblich", urteil das Bayerische Landeskriminalamt. Davor mussten Tatortspuren einzeln und mühsam mit Erkenntnissen zu Straftätern abgeglichen werden.

Zugriff auf das in Deutschland gelagerte Vergleichsmaterial haben auch andere Staaten. Wie eben die Niederlande. Im Mai 2005 beschlossen 25 Länder in einem Vertrag, sich gegenseitig Zugriffsmöglichkeiten auf ihre Datenbanken und technische Abgleiche zu gewähren. Allein in der deutschen Fingerabdruck-Datenbank sind rund fünf Millionen Personen gespeichert, davon 600.000 in Bayern. Zudem befinden sich dort etwa 500.000 ungelöste Tatortspuren in der Datenbank.

Cold Cases: Neue Spuren-Auswertungen können helfen

Wegen der neuen Recherchemöglichkeiten im In- und Ausland und der stetigen Verbesserung der Software wurde im LKA eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die sich in Zusammenarbeit mit den bayerischen Polizeipräsidien um sogenannte Cold Cases kümmert, also Straftaten, die schon vor etlichen Jahren verübt wurden. "Dass eine Fingerspur allein zur Aufklärung eines Cold Case führt, ist eher unwahrscheinlich", sagt Andreas Laacke, Pressesprecher der Kriminalpolizei Würzburg. Doch er hält es "für durchaus wahrscheinlich", dass solch eine Fingerspur "in Zusammenhang mit Zeugenaussagen und mit DNA-Spuren zu einem Täter führt."

Ältester ungeklärter Mordfall beim LKA von 1944

Beim LKA datiert der älteste dort anhängige und ungeklärte Mordfall aus dem Jahr 1944. Solche Altfälle werden in der Behörde regelmäßig neu recherchiert, weil die Möglichkeit besteht, dass der damalige Täter mittlerweile erkennungsdienstlich behandelt worden sei. Ungeklärte Spuren bleiben bis zur Verjährung einer Straftat in der Spurendatenbank und werden laufend mit neu registrierten Fingerabdrücken verglichen. Dadurch können jederzeit neue Verdächtige ausgemacht werden, die im Einzelfall überprüft werden und möglicherweise zu einem Ermittlungserfolg führen.

Fingerabdruck-Analyse: Zeit und Mühe zahlen sich oft aus

Spurenträger aus länger zurückliegenden Tötungsdelikten werden dem LKA regelmäßig für eine daktyloskopische Spurensicherung übersandt. Dabei handelt es sich "überwiegend um Asservate, denen bei vergangenen Ermittlungen keine Bedeutung beigemessen wurde, weshalb sie bisher noch überhaupt nicht auf daktyloskopische Spuren untersucht wurden", so das LKA.

Bei "entsprechend fachgerechter Lagerung der Spurenträger" sei es viele Jahre nach der Tat noch möglich, Spuren sichtbar zu machen. Nach eigenen Angaben recherchiert das LKA jährlich rund 60.000 Spuren in der Datenbank und erstellt über 1.400 daktyloskopische Gutachten. Ein Großteil führe zur Klärung von Straftaten. Deshalb seien diese stetigen daktyloskopischen Recherchen zwar oft zeitaufwendig und mühsam, aber dennoch lohnend. Wobei sich Daktyloskopie nicht allein auf Fingerabdrücke beschränkt: Kriminalisten identifizieren Personen zuweilen auch anhand der Papillarlinien von Handflächen und in seltenen Fällen von Fußsohlen.

Seit Einführung der Spurendatenbank wurden in Bayern insgesamt über 20.000 Spurenverursacher identifiziert. Recherchen zu alten Fällen haben schon zur Klärung von Tötungsdelikten sowie Sexual- und Raubstraftaten geführt, die bereits mehr als 20 Jahren zurücklagen.

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