Schwarz gekleidete Frau schaut über eine Sandsteinmauer auf karges Land, vor ihr ein Kirchturm mit Kreuz.
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"Die Wächterin" von Martina Priessner ist ein Film über eine syrisch-orthodoxe Nonne, die eine Kirche bewacht und deshalb bedroht wird.

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Filmfestival in Nürnberg: Solidarität mit Filmemachern weltweit

Filmfestival in Nürnberg: Solidarität mit Filmemachern weltweit

Seit Mittwoch findet in Nürnberg das 12. Internationale Filmfestival der Menschenrechte statt – ganz real vor Ort. Ein großes Glück, denn das Publikum sieht nicht nur großartige Filme, es erfährt auch vom Unrecht in vielen Ländern der Welt.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Die Wächterin trägt stets weite, schwarze Hosen, schwarze Hemden und ein schwarzes Kopftuch. Sie füttert die Hühner, sorgt sich um ihre Hunde, kehrt die Kirche. Manchmal sitzt sie im Schatten eines Hauses und raucht. Dayrayto nennt sie sich, Schwester. Dayrayto ist syrisch-orthodoxe Nonne. Seit 18 Jahren lebt sie in dem zerstörten aramäischen Dorf Zaz im Südosten der Türkei, einer politisch unsicheren Gegend. Dort bewacht sie das Dorf und die Kirche. Jeden Tag erwacht sie mit der Angst vor dem nächsten Überfall, vor der nächsten Bedrohung.

"Sie kamen in Autos und schrien: Im Namen Gottes, öffne die Tür. Sie nannten mich ungläubig und sagten, dass ich verschwinden soll. Ich geh nicht aus dem Dorf. Ich werde diese Kirche nicht verlassen. Ich habe es versprochen, versprochen, versprochen." Die syrisch-orthodoxe Nonne Dayrayto

Nonne lebt in ständiger Angst vor ihren Verfolgern

Der Zuschauer braucht Zeit, bis ihm bewusstwird, dass die Wächterin in einer permanenten Bedrohung lebt. Sie verrichtet so viele alltägliche, harmlose Dinge. Doch dann sieht er in einer Szene, wie sich die schwarze Gestalt ins karge Land hinausschaut und sich plötzlich voller Angst hinter eine Mauer duckt. Ein Auto nähert sich. Es könnten ihre Feinde sein. Regisseurin Martina Priessner aus Berlin, die viele Jahre in Nürnberg lebte, lernte Dayrayto auf einer Recherchereise kennen. Sie habe gleich gewusst, dass sie über sie einen Film machen wollte. "Ich war unglaublich beeindruckt von ihr, von ihrem Willen, von ihrer Aufgabe, die sie sich selbst gegeben hat, die Wächterin von diesem Dorf und dieser Kirche zu sein“, erzählt Priessner.

"Die Wächterin" gewann Filmpreis des Goethe-Instituts

Mit ihrer Kamerafrau wollte sie eigentlich zunächst einen Probedreh machen. Doch das Material, dass sie von der sechstägigen Reise mitbrachte, war schon so intensiv, so nah, dass sie sich entschlossen habe, daraus ihren Film zu machen. Die richtige Entscheidung: "Die Wächterin" bekam den Dokumentarfilmpreis 2020 des Goethe-Instituts – und ist nun gleich drei Mal beim Nürnberger Menschenrechtsfilmfestival zu sehen.

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Die 19-jährige Hala ist vor einer arrangierten Ehe mit einem IS-Kämpfer geflohen. Ihre Geschichte wird im Film "Other Side of the River" erzählt.

Filmfestival der Menschenrechte zeigt 41 besondere Filme

Es sind solche besonderen Filme wie "Die Wächterin", die das Nürnberger Internationale Filmfestival der Menschenrechte auszeichnen. 41 Produktionen sind bis zum 6. Oktober zu sehen. Zum Beispiel "Other Side of the River", die Geschichte der 19-jährigen Hala, die einer arrangierten Ehe mit einem Kämpfer des Islamischen Staats entkommt und sich einer kurdischen Fraueneinheit anschließt. Mit dem Gewehr in der Hand will Hala ihre Freiheit verteidigen, aber auch die Freiheit ihrer Schwestern erkämpfen, denen ebenfalls eine Ehe mit einem IS-Kämpfer droht. Oder "Pebbles", zu Deutsch "Kieselsteine", die Geschichte eines kleinen Jungen in Indien, den sein saufender Vater aus der Schule reißt, um mit ihm nach der Mutter zu suchen, die vor der Gewalt ihres Mannes geflohen ist.

Treue Fangemeinde unterstützt Filmfestival

Das Festival hat eine treue Fangemeinde. Filmliebhaber Hanns-Peter Weinberger ist so begeistert, dass er aktives Fördermitglied des Festivals ist. Er mag es besonders, dass ihm das Festival immer neue Perspektiven bietet. „Es gibt so ein paar Länder, mit denen ich mich beschäftige, und der Rest, der rutscht halt durch“, sagt Weinberger. "Da bietet das Festival eine super Gelegenheit, dann auch mal dahin zu blicken, wo man selber von sich aus nicht hinschaut". Darüber hinaus bietet es auch die Möglichkeit, Filmemacher persönlich kennenzulernen und ihnen Fragen zu stellen – in diesem Jahr sind 20 Gäste aus aller Welt in Nürnberg.

Filmfestival steht Filmemacher solidarisch an der Seite

Das Nürnberger Menschenrechtsfilmfestival versteht sich aber nicht nur als Forum für gute Filme. Filme über Unrecht und Widerstand zu zeigen sei vielmehr ein Akt der Solidarität, sagt Festivalleiterin Andrea Kuhn. Oft genug würden Filmemacherinnen und Filmemacher in ihren jeweiligen Ländern verfolgt und gezwungen, Filme nicht zu zeigen. Immer wieder gebe es auch Filmschaffende, die nicht zum Festival anreisen dürfen oder die aus Angst vor Verfolgung nicht anreisen wollten.

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Festivalleiterin Andrea Kuhn bei der feierlichen Eröffnung in der Nürnberger Tafelhalle.

Afghanischer Filmemacherin floh in letzter Minute aus Kabul

Am Tag, als die Taliban in die afghanische Hauptstadt Kabul einmarschiert sind, hat Andrea Kuhn mit der Publikumspreisträgerin des letzten Festivals, Sahra Mani, telefoniert. Ihr selbst sei die Flucht in buchstäblich letzter Minute gelungen. Doch nun sorge sich Sahra Mani um ihre Familie in Afghanistan, erzählt die Festivalleiterin. "Das sind ganz normale Bürgerinnen und Bürger, und die sind allein durch diese Familienconnection ebenfalls gefährdet." Für Andrea Kuhn ist klar: Auf ihre aktive Solidarität und die ihres Teams können Sahra Mani und andere Filmemacher zählen – nicht umsonst heißt das Festivalmotto in diesem Jahr "Widerstand und Solidarität".

Filmfestival endet mit Diskussion über Impfgerechtigkeit

Das 12. Internationale Nürnberger Filmfestival der Menschenrechte geht am 6. Oktober zu Ende. Dann werden der Preis der Jury und der Preis des Publikums verliehen. Zudem gibt es eine Premiere: Erstmals lädt das Festival zu einer Podiumsdiskussion ohne Bezug zu einem Film ein. In der Festivallounge des Nürnberger Künstlerhauses geht es um globale Impfgerechtigkeit – aus Sicht von Festivalleiterin Kuhn müssen die Impfstoff-Patente fallen, um die Welt zu impfen. Es könne nicht sein, dass in Afrika erst vier Prozent der Menschen einen Impfschutz haben.

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