Eine Frau und ein Mann üben eine Herzdruckmassage
Bildrechte: BR/Philip Kuntschner

Neben der Herzdruckmassage können auch Defibrillatoren lebensrettend sein. Feuerwehrler werden darin geschult das Gerät anzuwenden.

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Wenn es schnell gehen muss: Feuerwehren als "Defi-Zubringer"

"Weg vom Tisch": Mithilfe von Stromstößen kann ein Defibrillator Leben retten. Das Gerät kommt zum Einsatz, wenn Menschen reanimiert werden. Jetzt lernen auch Feuerwehrmitglieder, wie sie damit im Notfall schnell helfen können.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Ende Oktober im Landshuter Eisstadion: Rund 3.000 Zuschauer sind auf den Tribünen, als dort plötzlich ein Mann zusammenbricht. Er muss wiederbelebt werden. Sanitäter und zwei freiwillige Helfer übernehmen. Einer von ihnen ist Florian Baumann, Eishockey-Fan und ausgebildeter Rettungssanitäter: "Wir haben zuerst mit der Herzdruckmassage begonnen. Irgendwann hat dann der Defibrillator den ersten Schock freigegeben. Den haben wir dann ausgelöst und recht bald hat dann auch der Patient wieder angefangen zu atmen."

Feuerwehren üben am Defibrillator

Dass Florian Baumann den Umgang mit dem "Defi" beherrscht, liegt zum einen an seiner Ausbildung. Zum anderen wird er als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in Tiefenbach bei Landshut auch immer wieder zusammen mit seinen Kameraden im Umgang mit dem Gerät geschult. Denn ab Januar nimmt die Tiefenbacher Feuerwehr an einem besonderen Projekt teil: Dem Defi-Zubringer.

Sekunden, die ein Leben retten können

Die Idee hinter dem Projekt: Sobald ein Notruf bei der sogenannten Integrierten Leitstelle in Essenbach eingeht und klar ist, dass eine Person reanimiert werden muss, folgt der Blick auf die Landkarte. Die entscheidende Frage lautet dann: Wo ist der nächste Defibrillator?

Früher waren damit nur die mobilen Rettungssanitäter und Notärzte ausgestattet, erzählt Jürgen Königer, Ärztlicher Leiter im Rettungsdienst-Bereich Landshut. Jetzt gibt es auf dieser Landkarte schon knapp 30 Freiwillige Feuerwehren, die ebenfalls alarmiert werden können. Weil sie flächendeckend und in nahezu jedem Ort vertreten sind, kann die Feuerwehr im Notfall oft viel schneller am Einsatzort sein. Minuten, oder auch nur Sekunden, die Leben retten können, so Königer: "Unser Ziel ist, dass dort, wo der Rettungsdienst eine lange Anfahrt hat, die Feuerwehren die Ersthelfermaßnahme inklusive Defi übernehmen können."

Erste Menschen bereits gerettet

Ein solcher Fall komme jährlich einmal pro 1.000 Einwohner vor. Die Feuerwehr in Tiefenbach kann sich also auf rund vier Einsätze pro Jahr einstellen. Das sind allesamt Notfälle, bei denen sie dann womöglich vor dem Rettungsdienst eintreffen wird. Mehreren Menschen konnte durch das Defi-Zubringer-Projekt im Rettungsdienstbereich Landshut schon das Leben gerettet werden.

Mit der Maßnahme hofft man in Landshut deswegen auf Nachahmer. Je mehr Feuerwehren und Rettungsdienst-Bereiche sich ebenfalls als Defi-Zubringer engagieren, desto mehr Leben können gerettet werden, so die einfache Rechnung. Und tatsächlich schließen sich immer mehr Freiwillige Feuerwehren in den Landkreisen Landshut und Kelheim dieser Maßnahme an - und erhöhen damit die Überlebenschancen, sobald Patienten einen Herz-Kreislauf-Stillstand erleiden.

Laien können ebenfalls helfen

Aber auch Ersthelfer sind dazu aufgerufen, öffentlich zugängliche Defibrillatoren im Ernstfall auch wirklich einzusetzen. Diese seien so intuitiv gebaut, dass sie sich von Laien selbst in einer absoluten Stresssituation noch sicher bedienen lassen - dank einfachster Beschreibung mittels Bilder und Audio-Anweisungen, die das Gerät selbst über einen Lautsprecher gibt.

Am vergangenen Dienstag konnte so in der Deggendorfer Innenstadt ein 82-Jähriger nach einem Herzstillstand gerettet werden. Passanten hatten einen "Defi" aus einer nahegelegenen Tiefgarage geholt. Notarzt und Rettungshelfer brachten den Mann dann ins Klinikum. Sein Zustand ist stabil.

Immer mehr Defibrillatoren in der Region

In ganz Niederbayern nimmt die Zahl an öffentlichen Defibrillatoren zu. Zuletzt sind im September insgesamt 13 neue Standorte im Landkreis Passau mit einem automatisierten externen Defibrillator, kurz AED, ausgestattet worden. Damit besteht im Kreis nun ein Netz aus rund 140 Defibrillator-Standorten.

Im Kreis Dingolfing-Landau sind inzwischen insgesamt mehr 60 Standorte mit einem "Defi" ausgerüstet worden. Neben zahlreichen Rathäusern und Feuerwehrwachen befinden sie sich zum Beispiel auch oft in Banken oder bei größeren Firmen. Alleine in der Marktgemeinde Wallersdorf gibt es neun Stück.

Auch kleine Ortschaften wie Oberschneiding oder Laberweinting im Kreis Straubing-Bogen verfügen über einen Defibrillator. Im ganzen Landkreis sind es fast 90 Stück.

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