Bild vom Streik der Lkw-Fahrer an der A5 bei Gräfenhausen im vergangenen Jahr.
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Bild vom Streik der Lkw-Fahrer an der A5 bei Gräfenhausen im vergangenen Jahr (Symbolbild)

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Eskalation zwischen Lkw-Fahrer und Chef – Fall mit Vorgeschichte

Ein Streit eines Lkw-Fahrers mit einem polnischen Logistikunternehmen hat einen Polizeieinsatz ausgelöst. Auf einem Rastplatz an der A8 in Schwaben beendeten Einsatzkräfte die handgreifliche Auseinandersetzung. Der Spediteur ist kein Unbekannter.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Eine körperliche Auseinandersetzung zwischen einem Lkw-Fahrer und seinem Chef hat am Samstagmorgen für einen Polizeieinsatz auf einem Rastplatz an der A8 bei Jettingen-Scheppach im Landkreis Günzburg gesorgt. Laut Polizei hatte ein 31-jähriger usbekischer Kraftfahrer seinen Sattelzug auf der Rastanlage Burgauer See geparkt. Telefonisch reichte er seine Kündigung bei seinem Arbeitgeber ein, da er kein Gehalt mehr bekommen hatte.

Klappmesser und Pfefferspray

Am frühen Samstagmorgen traf der 41-jährige Unternehmenschef der polnischen Logistikfirma zusammen mit einem Ersatzfahrer und einem weiteren Mitarbeiter an der Rastanlage ein, um für die Weiterfahrt des Lasters zu sorgen. Hierbei soll es zu einem handgreiflichen Streit zwischen dem ehemaligen Angestellten und dem Unternehmenschef gekommen sein. Ein Klappmesser und ein Reizstoffsprühgerät kamen zwischen den Streitenden zum Einsatz, so die Polizei.

Beide Männer wurden festgenommen und anschließend in einem Krankenhaus medizinisch versorgt. Gegen sie wird nun wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung ermittelt. Der Unternehmensleiter musste eine Sicherheitsleistung im mittleren vierstelligen Bereich entrichten.

Vorfall mit Vorgeschichte

Der Fall hat eine Vorgeschichte: Bereits im vergangenen Jahr hatte der beschuldigte Unternehmer in ähnlichen Fällen für Aufsehen gesorgt. So rückte er am Karfreitag 2023 auf einem Autobahnparkplatz bei der A5 bei Darmstadt mit einem gepanzerten Fahrzeug und polnischen Sicherheitsdienstmitarbeitern an, um die Sattelzüge der dort streikenden Fahrer zurückzuführen. Dieser Fall hatte einen größeren Polizeieinsatz zur Folge.

Polnischer Spediteur hält offenbar Lohn zurück

Laut Stefan Körzell, Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), handelt es sich bei dem Unternehmer um Lukasz Mazur, der einer der größten Spediteure der EU sei. Rund 1.200 Trucks seien für ihn im Einsatz. Der Unternehmer falle dadurch auf, dass er seine Fahrer über Monate nicht bezahle, so Körzell. Im April 2023 hatten deshalb in Hessen 60 Fahrer gestreikt, Mazur war ihnen laut dem Gewerkschafter insgesamt 360.000 Euro Lohn schuldig geblieben.

Das Ermittlungsverfahren wegen des Einsatzes einer "paramilitärischen Schlägertruppe" laufe noch, so Körzell. Ermittelt werde auch wegen der Einfuhr "einer nicht genehmigten Kriegswaffe", also des gepanzerten Fahrzeugs.

Gewerkschaft fordert Entzug der Transportlizenz

Ein weiteres Mal war der Unternehmer in Erscheinung getreten, als im Juli 2023 laut Körzell rund 160 Fahrer in Hessen in einen Streik traten, weil Löhne von insgesamt mehr als 500.000 Euro ausstanden. Mazur reagierte laut Körzell auf den Streik, indem er alle Fahrer anzeigte.

Der DGB sorgte zusammen mit dem DGB-Beratungsnetzwerk "Faire Mobilität" sowie einer polnischen Organisation dafür, dass die Fahrer ihr Geld bekamen. "Laut Lieferkettengesetz sind die auftraggebenden Firmen verpflichtet, dafür zu sorgen, dass entlang der Lieferkette keine sklavenähnliche Arbeitsbedingungen herrschen", so Körzell.

Auf X (vormals Twitter) forderte der DGB-Bundesvorstand Stefan Körzell am Sonntag öffentlich: "Mazur muss endlich die Transportlizenz entzogen werden." Die angegriffene Firma war am Sonntag zunächst für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Laut Internetauftritt bietet sie Bürozeiten nur Montag bis Freitag an.

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