Eine Maschine verteilt in einem Kuhstall Futter für Kühe.
Bildrechte: BR

Der Futteranschieber selbst braucht zwar nicht viel Energie - aber alle Maschinen zusammen verbrauchen einiges an Strom.

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Landwirtschaft und Energiekrise: So können Bauern Strom sparen

Per Hand wird kaum mehr eine Kuh gemolken: Landwirtschaft bedeutet heutzutage viel Technik - und die braucht viel Strom. Doch für Landwirte ist es schwieriger geworden, an eine Energieberatung zu kommen - ausgerechnet in der Energiekrise.

Über dieses Thema berichtet: Unser Land am .

Landwirt Franz Mooser ist überrascht, wie viel Strom er für seine knapp 50 Milchkühe braucht. "Ich hätte schon gemeint, dass ich im Durchschnitt bin." Aber Energieberater Christian Kern hat es für ihn ausgerechnet: Mooser braucht pro Kuh 515 Kilowattstunden Strom im Jahr. Ein guter Wert wären etwa 400 Kilowattstunden.

Energieberater Kern beruhigt: "Der Wert ist im leicht erhöhten Bereich." Er habe auch schon Höfe gesehen, auf denen das Doppelte an Strom pro Kuh verbraucht wurde.

Energiesparen ist ein wichtiges Thema in der Landwirtschaft

Kern ist im Auftrag der Molkerei Berchtesgadener Land unterwegs. Im Rahmen des Projekts "Zukunftsbauer", das die Molkerei zusammen mit dem Discounter Penny gestartet hat, sucht er auf Höfen nach Möglichkeiten, Energie zu sparen.

Gerade in der Energiekrise ist das ein wichtiges Thema in der Landwirtschaft. Denn selbst kleine Betriebe setzen heutzutage viel Technik ein - zur Arbeitserleichterung und für mehr Tierwohl. Aber Kuhbürste, Futteranschieber und Melkroboter verbrauchen in Summe eben viel Energie.

  • Zum Artikel "Gewächshausbetreiber in der Energiekrise"

Beratungen waren früher kostenlos - das hat sich geändert

Bis zum vergangenen Jahr konnte jeder Landwirt in Bayern so eine Beratung über ein Landwirtschaftsamt bekommen. Doch das Projekt ist Ende 2021 ausgelaufen - ausgerechnet in diesen Zeiten.

Das bayerische Landwirtschaftsministerium begründet das damit, dass es im Rahmen eines Förderprogramms des Bundeslandwirtschaftsministeriums die Möglichkeit gibt, solche Energieberatungen gefördert zu bekommen. Allerdings werden maximal 80 Prozent der Kosten übernommen - die Hürde ist also etwas höher als zuvor.

Darüber hinaus gibt es mittlerweile ein Online-Tool von der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), mit dem sich Landwirte selbst einschätzen können. "Grundsätzlich ist das Tool eine gute Hilfestellung für die Landwirte, dass sie sich mal einordnen können, wie hoch der Energieverbrauch ist", sagt Christian Kern. Doch manchmal sei es gut, wenn jemand von außen komme, der objektiv draufschaue.

Bestandsaufnahme bei der Technik

So wie auf dem Hof von Franz Mooser im Landkreis Berchtesgadener Land. Eigentlich dachte der Milchbauer, dass er schon ganz gut aufgestellt sei. Er hat eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach und nutzt Wasser, das bei der Milchkühlung erwärmt wird, weiter. Dass sein Verbrauch im leicht erhöhten Bereich liegt, kann verschiedene Gründe haben.

Der Energieberater schaut sich die Technik auf dem Hof an: Was ist zu alt, wo kann nachgerüstet werden? Sind die Geräte ineffizient, kann sich eine Neuanschaffung lohnen. Dabei ist für den Energieberater auch der wirtschaftliche Aspekt wichtig. Wenn eine Lampe beispielsweise nur sehr selten und kurz brennt, lohnt es sich weniger, sie auf LED umzurüsten, solange sie noch funktioniert.

Besonders viel Potenzial bei der Milchkühlung

Der Ort, der bei Milchviehbetrieben oft am meisten Energie verbraucht, ist die Milchkühlung. "Die Milch kommt ja mit Kuhtemperatur in den Tank", erklärt Landwirt Mooser. "Da ist natürlich Energie dahinter, bis die von 38 Grad auf 6 Grad runtergekühlt ist. Das ist im Haushalt bei Kühlschränken nichts anderes."

Ein Pluspunkt für Mooser: Der Raum, in dem sein Milchtank steht, hat ein Fenster. Direkt daneben ist das Kühlaggregat, das so regelmäßig Frischluft bekommen kann, erklärt Kern. Außerdem nutzt Mooser Wärmerückgewinnung: Die Abwärme der warmen Milch nutzt er, um Wasser zu erwärmen. Das kann er dann weiter erhitzt nutzen, um beispielsweise seinen Melkroboter zu reinigen.

Aber es geht noch besser: Energieberater Kern empfiehlt einen sogenannten Vorkühler. Der würde die Milch direkt nach dem Melken schon einmal herunterkühlen, bevor sie in den Tank kommt. So füllt sich der nicht ständig wieder mit warmer Milch. Auch beim Vorkühler kann das zum Kühlen verwendete, nun warme Wasser weiterverwendet werden. Allein durch diese Nachrüstung könnte Mooser seinen Energieverbrauch stark reduzieren: von 515 Kilowattstunden pro Kuh im Jahr auf nur noch 423 Kilowattstunden - so Kerns Berechnung.

Fördermöglichkeiten für alle Landwirte

"Ich bin doch überrascht, den Vorkühler habe ich nicht auf der Karte gehabt", sagt Landwirt Franz Mooser nach dem Beratungsgespräch. Er will nun das Projekt angehen und sich auch um einen Batteriespeicher für seine Photovoltaik-Anlage kümmern.

Für beides könnte er von seiner Molkerei und Penny im Rahmen des Projekts "Zukunftsbauer" Förderung bekommen. Außerdem, erklärt Energieberater Kern, gebe es für nahezu alle Maßnahmen rund um das Energiesparen Fördergelder von Seiten der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung.

Video: Energiekrise trifft Landwirtschaft: Strom sparen im Kuhstall

Kühe auf der Weide, im Hintergrund ihr Stall mit eine Solaranlage auf dem Dach
Bildrechte: picture-alliance/dpa | Andreas Gebert
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Landwirtschaft bedeutet heutzutage viel Technik - und die braucht viel Strom.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!