Sepp Stückl hat die Münchner "Schwuhplattler" ins Leben gerufen und einiges getan, um Vorurteile gegen Schwule abzubauen. Nun bekommt er eine weitere Auszeichnung von der Stadt München. Diese würdigt damit "sein Engagement für Diversität und Vielfalt in einer offenen Stadtgesellschaft".
Vereinsgründung als Weltpremiere
Die "Schwuhplattler" gelten als weltweit erster schwuler Verein, der sich dem Erhalt von bayerischem Brauchtum und Tradition - konkret dem Schuhplatteln - verschrieben hat. Seit 20 Jahren ist er ein eingetragener Verein. Für Stückl gehörte das Platteln freilich auch davor bereits zur Familientradition: Er stammt aus einer Bauernfamilie in Uffing am Staffelsee und hat sich schon früh im dortigen Trachtenverein engagiert.
Kampf gegen Vorurteile
Nach seinem Outing mit Ende 20 fühlte er sich dort aber nicht mehr willkommen. Mit Gleichgesinnten rief er in München die Schwuhplattler ins Leben. "Wir waren Exoten", hat er einmal im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk erzählt, und das große Medieninteresse habe einigen anderen Vereinen, die nicht diese Präsenz gehabt hätten, aufgestoßen: "Da hieß es dann, wir dürfen hier nicht platteln, das passt nicht zusammen oder wir würden die Tracht und das Brauchtum missbrauchen."
Traditionsbewusst, heimatverbunden und schwul
Mittlerweile bekommen die "Schwuhplattler" so etwas nicht mehr zu hören und werden auch von anderen Trachtengruppen eingeladen. Der Verein hat heute mehr als 100 Mitglieder. Sie sind männlich, weiblich oder divers, in jedem Fall aber traditionsbewusst, heimatverbunden, plattel- und tanzbegeistert. Viele kommen aus dem Umland.
Internationale Auftritte und Mitmachangebote
Mit Auftritten in München sind die "Schwuhplattler" bekannt geworden - zum Beispiel auf der Oidn Wiesn, im Hofbräuhaus sowie beim Christopher Street Day und beim Hans-Sachs-Fest, den beiden größten schwul-lesbischen Veranstaltungen in der bayerischen Landeshauptstadt.
Sogar bei der Regenbogenparade in Wien oder der Gay-Pride-Parade in New York waren die "Schwuhplattler" schon zu sehen. Daneben gibt es Mitmach-Angebote wie offene Übungsabende und einen interkulturellen Tanzkurs - sobald die Corona-Regeln das wieder zulassen.
Volkskulturelle Teilhabe für alle
Vereinsgründer und Vorsitzender Stückl wurde in der Vergangenheit bereits mit der Medaille "München leuchtet" ausgezeichnet. Nun kommt die Ehrenmedaille für Verdienste um die Volkskultur in München hinzu. Es ist eine Anerkennung für sein Engagement, das "Menschen gleich welcher Herkunft, welchen Geschlechts und sexueller Orientierung zu volkskultureller Teilhabe einlädt", wie es in der Begründung der Stadt heißt.
Innovationspreis für Mundart-Poetry-Slam
Neben Stückl werden 15 Münchner Volkskulturgruppen, die heuer ein rundes Jubiläum feiern, mit einer Urkunde als Dank und Anerkennung für ihren Beitrag zur Münchner Volkskultur ausgezeichnet. Der "Innovationspreis Volkskultur" an Ko Bylanzky und Moses Wolff für ihr Projekt "Wer ko der ko" wird bei einem gesonderten Termin verliehen. Mit der Veranstaltungsreihe haben die beiden einen Mundart-Poetry-Slam in München etabliert.
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