Drei Männer auf einer Wiese, vor ihnen schwebt eine Drohne.
Bildrechte: BR/Daniel Peter

Kleines Fluggerät, große Wirkung: In Pinzberg lässt sich Umweltminister Glauber (Mitte) zeigen, wie mithilfe einer Drohne Tiere gerettet werden.

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Drohnen im Einsatz für Rehkitze und Wiesenbrüter

Mit Wärmebildkameras ausgestattete Drohnen sind wertvolle Helfer, wenn Rehkitze oder Bodenbrüter in Wiesen und Feldern aufgespürt werden müssen. So können die Tiere vor Mähmaschinen gerettet werden. Das Umweltministerium unterstützt solche Maßnahmen.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Im Frühling mähen viele Landwirte in Bayern ihre Wiesen, im Herbst kommen dann einige Felder dazu. Unschön, wenn dabei Rehkitze oder Vögel, die am Boden brüten, von den großen landwirtschaftlichen Maschinen erfasst werden. Immer mehr Naturschützer und auch Jäger setzen mittlerweile Drohnen ein, um die Tiere frühzeitig zu lokalisieren und sie an einen sicheren Ort zu bringen. Viele Landwirte informieren die Tierschützer vorher über den Termin für die Mahd.

  • Zum Artikel: "Tierschützer retten 44 Rehkitze in fünf Tagen"

Drohne erkennt Wärmequellen

Mit einem sonoren Surren erhebt sich die Drohne nach oben und hat in wenigen Sekunden knapp 30 Meter erreicht. Auf einem großen Bildschirm beobachtet Uli Wagner, Vorsitzender des Vereins "Kitzrettung Pinzberg", die Drohnenbilder. Dank Wärmebildkamera lassen sich auf der Wiese vor ihm bei Pinzberg im Landkreis Forchheim sowohl warme als auch besonders kalte Punkte erkennen.

Und tatsächlich: Ein roter Punkt wird auf der Karte angezeigt. Wagner schaltet die zweite, optische Kamera ein und zoomt heran. Eine Wärmflasche erscheint auf dem Bildschirm. Die hat Uli Wagner für die Vorführung, zu der Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) gekommen ist, dort deponiert. Im echten Leben könnte hier aber auch ein Rehkitz liegen, sagt der Tierschützer.

Rund 400 Rehkitze gerettet

380 Rehkitze habe sein Verein in den vergangenen drei Jahren gerettet. Das sei schon ein großer Erfolg, schwärmt Uli Wagner. Genau wie die zehn weiteren Mitglieder des Vereins ist er ehrenamtlich dabei wenn es darum geht, im gesamten Landkreis Forchheim Rehkitze und bodenbrütende Vögel zu lokalisieren und dann zu retten.

Es habe ein bisschen gedauert, aber mittlerweile seien sowohl die Landwirte als auch die Jäger zufrieden, so Wagner, der selbst Jäger ist. Fünf Drohnen habe der Verein, insgesamt 17 gebe es im gesamten Landkreis Forchheim. Ab zweitausend Euro kosten solche Geräte mit Wärmebildkameras – eine Preisgrenze nach oben gibt es nicht. Über 20.000 Euro seien leicht zu erreichen, seufzt Wagner. Dafür sorge Zubehör wie gute Monitore und besonderes gute Linsen.

Erst lokalisieren, dann fangen

Zehn Hektar könnten mit den Drohnen, die je nach technischer Ausstattung zwischen 40 und 100 Meter hoch fliegen können, in gut 20 Minuten abgearbeitet werden, so Uli Wagner. Normalerweise starte man in den frühen Morgenstunden. Nachts fliegen sei mit speziellen Genehmigungen und Drohnen auch möglich. Dann fliege die Drohne ihre Bahnen ab, mit einer Überlappung von 20 bis 30 Prozent, um ein möglichst genaues Ergebnis zu bekommen. Je tiefer geflogen werde, umso besser in der Regel die Ergebnisse.

Ist ein Tier lokalisiert, müsse es schnell gehen, damit sich dieses nicht an einen anderen Ort bewegt. Bei jungen Rehkitzen sei das manchmal eine Herausforderung, diese könnten schon mal davonlaufen, lacht Wagner. Bei Bodenbrütern wie einem Kiebitz, dem großen Brachvogel oder dem Braunkehlchen werden Markierungen gesetzt, damit der Landwirt die Gelege umfahren kann. Rehkitze werden in Kartons gepackt und nach dem Mähen wieder freigelassen.

Umweltministerium unterstützt Pilotprojekt

Im Jahr 2020 startete ein Pilotprojekt am Landesamt für Umwelt, das vom Bayerischen Umweltministerium finanziert wird. Es umfasst 400.000 Euro, womit Vereine wie der in Pinzberg unterstützt werden. Im Vordergrund stehe, Gelege und Jungvögel zu entdecken und vor den Mähmaschinen zu schützen, so der Bayerische Umweltminister Thorsten Glauber.

Das Projekt bezeichnet der Minister in Pinzberg als einen absoluten Erfolg. Wenn Lebewesen gerettet würden, sei das ein Gewinn für die Landwirtschaft, die Jägerschaft und die Gesellschaft, ist Glauber überzeugt. Es gehe auch darum, etwas für den Naturschutz zu tun. Drohnen würden dabei einen wichtigen Beitrag leisten.

Einsatz jenseits der Tierrettung

Maximilian Mitterbacher vom Landesamt für Umwelt in Garmisch-Partenkirchen, bei der sich die staatliche Vogelschutzwarte befindet, ist von den Drohnen und dem Projekt begeistert. Es hätten sich viele neue Einsatzmöglichkeiten aufgetan, die man vorher gar nicht auf dem Schirm gehabt hatte, freut sich Mittelbacher. Jenseits der Erkennung von Bodenbrütern auf Feldern und Wiesen könnten mit Hilfe der Drohnen auch unübersichtliche Vogelkolonien wie Lachmöwen oder Graureiher gezählt werden. 30 bis 50 Prozent mehr Nester konnten zum Beispiel schon lokalisiert werden, das sei vom Boden aus nicht möglich gewesen.

Auch beim Einsatz in steilen Gebieten wie in den Alpen seien die Drohnen gut geeignet. So könnten auch Einzelnester von Greifvögeln in hohen Bäumen oder Felswänden erkannt und beobachtet werden.

Projekt läuft noch bis 2024

Im April 2024 läuft das Projekt aus. Schon jetzt steht fest, dass es viele Naturschützer in ganz Bayern gibt, die mit Hilfe von Drohnen etwas für den Arten- und Naturschutz leisten. Für Uli Wagner vom Verein "Kitzrettung Pinzberg" ist klar, dass die Drohnen auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen werden. Die Finanzierung sei dennoch immer eine Herausforderung. Die Drohnen in ihrem Verein seien unter anderem von der Gemeinde, dem Landratsamt und vielen privaten Spendern finanziert worden. Auch vom Ministerium gibt es Unterstützung für den Verein.

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