Das Feuer hat einen Stall und eine Halle zerstört. Inzwischen sind die Ruinen abgerissen.
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Der Stall brennt: Kühe vor dem Feuertod retten

Der Stall brennt: Kühe vor dem Feuertod retten

Das Thema "Brandschutz im Stall" ist wichtig, doch offenbar ein Tabuthema. Sich damit zu beschäftigen kann verhindern, dass ein Hof in eine existentielle Bedrohung gerät. Mit einfachen Anpassungen ist schon viel geholfen.

Über dieses Thema berichtet: Unser Land am .

Regelmäßig hört man in den Nachrichten von brennenden Ställen, Millionen-Schäden, mitunter auch von verbrannten Tieren. Einen Brand am Hof ausschließen kann niemand. Doch im Ernstfall können einfache Anpassungen Schäden verringern und verhindern, dass ein landwirtschaftlicher Betrieb wegen eines Brandes in eine existentielle Bedrohung gerät, sagt ein Betroffener.

Brand bricht vermutlich im Strohlager aus - Stall und Halle brennen

Auf Michael Pellmeyers Hof im Landkreis Freising brach am 25. August 2022 ein Feuer aus. Warum? Das kann die Kriminalpolizei nicht genau ermitteln. Doch die Vermutung ist, dass es beim Einfräsen vom Stroh zu einer Entzündung gekommen ist. Vom Strohlager breitet sich das Feuer extrem schnell aus.

Über 180 Einsatzkräfte rücken an und schaffen es, dass das Feuer nicht auf das Wohnhaus und die Biogasanlage übergreift. Die Mitarbeiter vom Eggertshof versuchen unterdessen, die Tiere im Stall zu retten. Doch manche Kühe trauen sich nicht, den Stall zu verlassen. 10 Kühe sterben in den Flammen oder an den Folgen des Brandes.

Rinder retten sich nicht selbst

Rinder scheuen es, den geschützten Stall zu verlassen – selbst, wenn er brennt. Deshalb gilt: Versuchen, ihnen diese Scheu zu nehmen.

Aber wie? Das untersucht Tierarzt Florian Diel für seine Doktorarbeit an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Er sagt: "Wenig kann schon viel bringen. Sich fragen, was mache ich denn, wenn es brennt? Welche Ausgänge stehen zur Verfügung? Wie kann ich die vielleicht noch anpassen? Welche Flächen habe ich, auf die ich meine Tiere raustreiben kann?"

Evakuierung von Kühen - Eine seltene Übung

Am Staatsgut Achselschwang hat Florian Diel mit der Feuerwehr Utting am Ammersee einen Austriebversuch gemacht – eine Übung. Stallbrände sind auch für die Feuerwehrleute eine riesige Herausforderung, erklärt Kommandant Florian Hoffmann: "Das war für unsere Mannschaft natürlich sehr lehrreich, zu wissen, wie reagiert eine Kuh. Wo läuft sie hin? Was passiert, wenn sie Panik hat? Da konnten wir sehr viel mitnehmen."

Kühe nicht blenden, Sammelplatz ausleuchten

Bei der nächtlichen Übung kam die Feuerwehr mit Sirenen und Blaulicht. Durch wenige Anpassungen haben es Florian Diel und die Feuerwehrleute geschafft, alle Tiere in unter einer Minute aus dem Stall zu treiben. Zum Beispiel wurde darauf geachtet, dass die Kühe nicht geblendet wurden.

Kühe sehen relativ unscharf. Ein Kuhauge braucht sehr lange, bis es sich an Lichtwechsel anpasst. Alles was flackert, führt zu Irritationen. Hoffmann erklärt, das die Feuerwehr in der Regel nur die Brandstelle ausleuchtet, künftig wollen er und seine Mannschaft bei einem Stallbrand auch die Stelle ausleuchten, zu der die Kuh laufen soll - denn Kühe laufen dorthin, wo Licht brennt.

Für schnellere Flucht: Seitenwege absperren und Gitter abdecken

Im Ernstfall ist es wichtig, im Stall Seitenwege absperren zu können, so dass die Tiere nur in eine Richtung laufen können und nicht wieder abbiegen und zurück rennen. Kühe haben Angst, über Gitter zu laufen. Mit rutschfesten Platten lassen sich Gitter am Boden schnell abdecken. Mit solchen Anpassungen sei schon viel gewonnen, sagt Diel.

Eggertshof war brandschutztechnisch gut aufgestellt

Doch auch auf den generellen Brandschutz kommt es an. Am Eggertshof waren alle Feuerwehrpläne auf dem aktuellsten Stand. Das bestätigt die Feuerwehr. Weil Landwirt Pellmeyer eine Biogasanlage betreibt, unterliegt er einer strengeren Überwachung. Erst wenige Monate zuvor hatte eines der jährlichen Audits stattgefunden. Pellmeyer war also brandschutztechnisch gut aufgestellt. Trotzdem entsteht ein Schaden von rund 2,5 Millionen Euro.

Wichtig: Die richtige Versicherung

Michael Pellmeyer hat sich die letzten Monate mit der Versicherungsabwicklung beschäftigt. Sein Tipp für Berufskollegen: Sich mit einem Versicherungsfachmann und einem Brandschutz-Sachverständigen, zum Beispiel auch von der örtlichen Feuerwehr, austauschen. Außerdem sei es wichtig, die Versicherungspolicen aktuell zu halten, Gebäude und Inventar bei der selben Versicherung versichern zu lassen und eine Betriebsunterbrechungsversicherung abschließen. Tritt wirklich der Ernstfall ein, muss der Betrieb viele Kosten vorstecken. Eine gute Liquidität ist dann essenziell.

Übernimmt die Versicherung Folgekosten?

Pellmeyers Versicherung übernimmt wohl die Schäden am Gebäude und am Inventar. Nicht aber die sogenannten Betriebsunterbrechungskosten von rund 100.000 Euro und die Tierarztkosten von rund 7.000 Euro.

Kühe mit Brandwunden

Tierärztin Prof. Dr. Eva Zeiler und ihr Team waren nach dem Brand oft am Hof - wegen Verbrennungen, Rauchgasvergiftungen oder Fehlgeburten der Kühe nach dem Stress. Zwei Tiere mit Rauchvergiftung mussten von ihren Leiden erlöst werden, erklärt Tierärztin Zeiler: "Bei diesem großen Tier ist die Lunge relativ klein. Wenn dann noch massive Schädigungen durch Rauchgas dazukommen, ist es halt dieses Quäntchen, was dann echt zu viel wird."

Die Tierärztin und Herdenmanagerin Veronika Haselbeck setzten alles daran, dass so viele Kühe wie möglich überleben und schnell gesund werden. Beim heutigen Besuch am Hof ist Zeiler sehr zufrieden. Die Brandwunden sind gut geheilt und werden regelmäßig mit Honig eingeschmiert. Die am stärksten verbrannte Kuh Biolada hat inzwischen ein gesundes Kalb auf die Welt gebracht.

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