Gesundheitstourismus ist ein Megatrend.
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Das Comeback der Kur - Vorfreude bei den Heilbädern

Die Kur soll wieder Kassenleistung werden. Künftig werden medizinische Behandlungen bezahlt, wenn sie von einem Arzt verschrieben werden. Die Gesetzesänderung ist am Freitag Thema im Bundesrat. Die Vorfreude bei den Heilbädern und Kurorten ist groß.

Nach der Gesundheitsreform 1995 lag der Kursektor am Boden. Die Kurpatienten blieben aus, Kurhotels und Sanatorien mussten schließen und sich eine neue Bestimmung suchen. Jetzt könnte es einen neuen Aufschwung geben. Der Bundestag hatte am 11. Juni das Gesetz zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung verabschiedet. Das Gesetz macht Kuren zur Pflichtleistung der Krankenkassen. Morgen wird es noch im Bundesrat beraten.

Große Freude in den Kurorten

25 Jahre lang haben sich die Kurdirektoren dafür eingesetzt, dass ambulante Badekuren wieder stärker finanziell gefördert werden. Herausragend sei die aktuelle Entwicklung, kommentiert nun Bad Aiblings Kurdirektor Thomas Jahn, und der Bad Endorfer Kurdirektor Peter Helfmeyer spricht von einem kleinen Wunder.

Längere Verweildauer der Kurgäste

Früher blieben die Kurpatienten drei Wochen, die Selbstzahler heute bleiben oft nur wenige Tage. 130.000 Übernachtungen pro Jahr fehlen Bad Endorf im Vergleich zu früher. Nun hofft Kurdirektor Helfmayer, dass die Gäste wieder länger bleiben, denn immerhin gebe jeder Kurgast im Durchschnitt täglich fünfzig Euro in seinem Kurort aus. Auch die Einnahmen aus der Kurtaxe würden gebraucht, denn in den vergangenen Jahren sei sehr viel in Qualitätsoffensiven investiert worden.

Auch für die Krankenkassen sei die anvisierte Gesetzesänderung positiv, ist sich der Kurdirektor sicher. Letztendlich entlaste man die Krankenkassen dadurch, denn werde ein Versicherter krank, falle er mitunter wochenlang aus und das würde immense Kosten für seine Behandlung nach sich ziehen. Eine Kur diene der Vorsorge und der Gesunderhaltung, dadurch entstünden letztendlich weniger Kosten.

Der Bedarf nach Kuren ist da

Auch Norbert Notheis findet die aktuelle Gesetzesänderung überfällig. Der Bedarf nach mehr Kuren sei da, meint der operative Leiter der Rehazentren an der Endorfer Simssee Klinik. Mit dem demographischen Wandel müssten die Menschen immer länger arbeiten und deswegen sei es zwingend notwendig, dass sie sich auch Pausen nehmen und regenerieren können. Außerdem glaubt Notheis, dass auch die Corona-Pandemie mehr Kuren nötig machen wird.

Wer eine Kur plant, muss wissen, dass er dafür drei Wochen Urlaub nehmen muss. Hier möchte der Bayerische Heilbäderverband nun die Arbeitgeber ins Boot holen. Sie könnten doch die Hälfte der Urlaubstage übernehmen, schlägt Aiblings Kurdirektor Thomas Jahn vor, der auch im Verband tätig ist. Denn auch die Arbeitgeber würden davon profitieren, wenn ihre Mitarbeiter so lange wie möglich gesund bleiben und arbeiten können. Die medizinischen Anwendungen werden künftig von der Krankenkasse übernommen und vielleicht gibt sie noch einen Übernachtungszuschuss dazu. Das sei von Kasse zu Kasse verschieden.

Bis in die 90er-Jahre konnten Patienten auf Kosten ihrer Krankenkasse eine Badekur machen. Nach der Gesundheitsreform war damit Schluss. Doch genau das soll nun durch ein neues Gesetz wieder ermöglicht werden. Die Kurorte freut's.
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Bis in die 90er-Jahre konnten Patienten auf Kosten ihrer Krankenkasse eine Badekur machen. Nach der Gesundheitsreform war damit Schluss.

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