Bagger reißt Gemeindestraße in Bad Endorf auf
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Bagger reißt Gemeindestraße in Bad Endorf auf

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Schildbürgerstreich in Bad Endorf: Streit um Gemeindestraße

Seit gut 40 Jahren führt eine Gemeindestraße in Bad Endorf über Privatgrund. Der Eigentümer will das nicht dulden. Das Verwaltungsgericht urteilt: Die Straße kann weg. Das war vor zwei Jahren, seither hat sich nichts getan. Bis zum Samstagvormittag.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Es klingt wie ein Schildbürgerstreich: Seit gut 40 Jahren führt eine Gemeindestraße in Bad Endorf über privaten Grund. Als der Eigentümer das bemerkt, will er das nicht mehr dulden, zieht vor Gericht und bekommt Recht: Die Straße muss weg. Vor zwei Jahren war das. Seither hat sich aber nichts getan, weiterhin fahren nicht nur Privatautos, sondern auch die Müllabfuhr und sogar 40-Tonner über die kleine Straße, unter anderem zum örtlichen Elektrizitätswerk.

Der Bagger steht bereit

Am Samstagmorgen wollte der Eigentümer Michael Reinthaler Tatsachen schaffen und die Straße wegreißen. Der Bagger stand bereit. Ebenso zahlreiche Anwohnerinnen und Mitarbeiter des E-Werks, die gegen den Abriss der Gemeindestraße protestierten.

"Dann wäre es in Bad Endorf dunkel"

Andreas Stern, Besitzer des örtlichen Elektrizitätswerkes, war in großer Sorge. Wenn es die Straße nicht mehr gibt, könnten nicht nur seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter quasi nicht mehr zur Arbeit fahren. Auch die 40-Tonner, die beispielsweise riesige Kabeltrommeln zum E-Werk liefern, könnten dann nirgendwo mehr umdrehen. Auch die Feuerwehr würde nicht mehr durchkommen.

"Lass irgendwas sein und eine Schaltzelle im E-Werk brennt, dann kann ich die nicht ersetzen. Dann ist es in Bad Endorf und Söchtenau dunkel. Das kann ich nicht verantworten. Da muss ich kämpfen." Andreas Stern, Besitzer E-Werk Stern Bad Endorf

Verwaltungsgericht bestätigt: Straße kann weg

Kämpfen tut auch Michael Reinthaler schon seit Jahren. Als er durch Zufall bei Bauarbeiten erfahren hat, dass die Gemeindestraße über seinen Grund führt, wollte er das nicht mehr länger dulden. Bei der damaligen Bürgermeisterin habe er vorgesprochen, beim Bauamt, beim Verwaltungsleiter. "Jeder hat gesagt, er kümmert sich drum. Passiert ist nix.", schimpft Reinthaler. Also ist er vors Verwaltungsgericht München gezogen und hat Recht bekommen. Er darf die Straße auf eigene Kosten entfernen.

Stimmung kocht hoch

Obwohl er den festen Entschluss dazu hat, das jetzt wirklich zu tun, ist es nicht so leicht. Die Stimmung vor Ort kocht etwas hoch. Reinthaler ist unsicher, wie er sich verhalten soll. Er habe nichts gegen den Betreiber des E-Werks, wolle der Belegschaft natürlich nicht den Arbeitsplatz gefährden. Aber es könne doch nicht sein, dass alles auf seinem Rücken ausgetragen werde. Da er die Erfahrung gemacht hat, dass die Gemeinde nur etwas tut, wenn Druck aufgebaut wird, beschließt er schließlich folgendes: Er lässt den Baggerfahrer zwei Stücke Asphalt aus der Straße auf seinem Grund herausreißen. Mehr nicht. Für dieses Mal.

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Ein kleines Stück ist bereits herausgerissen aus dem Simsseeweg in Bad Endorf.

Bürgermeister verspricht Behelfsstraße

Der Bad Endorfer Bürgermeister Alois Loferer ist auch vor Ort. Seit einem Jahr ist er erst im Amt, hat mit der Vorgeschichte dieser Straße also nicht viel zu tun. Und er hat es dann doch geschafft, zu beschwichtigen und zu schlichten. Indem er der Familie Reinthaler zusichert, dass sich die Gemeinde verstärkt für den Bau einer Behelfsstraße einsetzen wird, die nicht mehr über Reinthalers Grund führt. Doch ganz so leicht ist das alles nicht, denn dafür müssen jetzt andere Anlieger erstmal ihren Grund zur Verfügung stellen.

Perfekte Lösung gibt es nicht

Alois Loferer erklärt, die Behelfsstraße sei auf dem Papier bereits da und diverse Verhandlungen hätten auch schon stattgefunden. Allerdings müssten noch Verträge abgeschlossen werden, die seien noch nicht in trockenen Tüchern. "Aber da sind wir ganz fleißig am Verhandeln, dass das zügig und vor allem noch in diesem Sommer passieren kann", sagt der Bürgermeister.

Eine verzwickte Lage, da es einfach nicht die eine, perfekte Lösung gibt. Der Bagger steht jetzt immerhin wieder still. Und - zumindest vorübergehend - ist jetzt auch wieder etwas Ruhe eingekehrt, im kleinen Simsseeweg in Bad Endorf.

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