Roter Belag auf der A8 zwischen Günzburg und Augsburg. Blick von einer Autobahnbrücke
Bildrechte: BR/Peter Allgaier

Auf der A8 in Schwaben sehen Autofahrer "Rot"

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Darum erscheint die Fahrbahn der A8 in Schwaben rot

Bayerns Autobahnen erstrahlen normalerweise in "50 Shades of Grey". Die A8 zwischen Günzburg und Augsburg macht eine Ausnahme und bringt Farbe ins Spiel. Das hat weniger optische Gründe als vielmehr praktischen Nutzen.

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Spielt einem die Wahrnehmung Streiche, sollte man als Autofahrer eine Pause einlegen. Wer auf der A8 unterwegs ist und plötzlich "rot" sieht, muss sich dennoch keine Sorgen machen. Die obere Betonschicht der Fahrbahn besteht unter anderem aus Porphyr, das ist ein vulkanisches Gestein. Der rote Splitt stammt aus Sachsen-Anhalt, genauer gesagt der Stadt Wettin-Löbejün und kam mit der Bahn. Doch warum fährt man Gestein durch die halbe Republik bis nach Bayern?

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Betonkrebs führt zu Rissen

"Es lag an den Baufirmen, die aus dieser Region kommen, aber ausschlaggebend waren die Eigenschaften des Gesteins, das sogar extra für uns im Labor getestet wurde", sagt Robert Schmidt von der Pansuevia. Die Betreibergesellschaft kümmert sich um den Streckenabschnitt zwischen der Anschlussstelle Ulm/Elchingen und Augsburg. Der verwendete rote Splitt ist wenig anfällig für die sogenannte Alkali-Kieselsäure-Reaktion, landläufig auch "Betonkrebs" genannt. Dabei kann sich aus der Kieselsäure eines Gesteins, verbunden mit Wasser und Alkalien aus Zement oder auch Streusalz eine Art Gel bilden. Die Fahrbahn bekommt im Laufe der Jahre von innen Risse, schlimmstenfalls platzt sie sogar auf.

Langlebige Fahrbahn, aber kompliziert zum Ausbessern

Porphyr hat einen weiteren Vorteil – er gilt als abriebfest. "Wir haben eine Autobahn gebaut, die 50 Jahre halten soll, während normaler Asphalt eine Lebensdauer von zehn bis 16 Jahre hat", betont Schmidt. Die Pansuevia erhält einen Teil der Mauteinnahmen und hat deshalb Interesse daran, dass der Verkehr auf der Autobahn fließt und es nicht zu Staus oder größeren Baustellen und Umleitungen kommt.

Doch warum werden nicht generell alle Autobahnen mit Beton und entsprechenden "Zuschlagsstoffen", wie es im Fachjargon heißt, gebaut? Josef Seebacher, Pressesprecher der Autobahn GmbH des Bundes, sieht Vor- und Nachteile bei beiden Verfahren: "Asphalt kann man relativ schnell erneuern, nach einer Nachtbaustelle kann der Berufsverkehr sofort wieder weiterrollen. Beton hält zwar länger, aber wenn man etwas ausbessern muss, ist das schwieriger."

Banken fordern Garantien

Die Pansuevia erhält den rund 60 Kilometer langen Streckenabschnitt der Autobahn bis zum Jahr 2041 für den Bund – eine sogenannte Öffentliche Private Partnerschaft. "Banken wollen bei solchen Vorhaben oft spezielle Sicherheiten, also etwa Garantien für die Langlebigkeit einer Fahrbahn", sagt Seebacher von der Autobahn GmbH. Das betrifft zum Beispiel auch die Widerstandsfähigkeit gegen Betonkrebs, obwohl der im südlichen Bayern, verglichen mit den neuen Bundesländern, nur selten auftritt. Das Porphyr auf der A8 ist übrigens nicht die einzige Lösung, dass Straßen länger halten, es gibt andere Zuschlagsstoffe, die eine ähnliche Wirkung haben. Bei dem sonst häufig verbauten Grau-in-grau ist rot aber zumindest eine gelungene Abwechslung.

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