Corona-Nachverfolgung im Gesundheitsamt (Symbolbild)
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Corona-Nachverfolgung: Weiter keine einheitliche Software

Bayerns Gesundheitsämter nutzen noch immer nicht einheitlich die Software Sormas, um die Corona-Kontaktnachverfolgung zu verwalten. Das zeigt die Antwort auf eine Grünen-Anfrage. Bei den vakanten Leitungsstellen gibt es einen leichten Rückgang.

In Bayerns Gesundheitsämtern kommt die Software Sormas für die Corona-Kontaktnachverfolgung weiter nicht flächendeckend zum Einsatz – deutlich über ein Jahr nach der entsprechenden Ankündigung. Mitte Februar nutzten nur 46 der 76 Gesundheitsämter im Freistaat Sormas produktiv, wie aus der Antwort des bayerischen Gesundheitsministeriums auf eine Anfrage der Landtags-Grünen hervorgeht.

Eigentlich sollen die Gesundheitsämter seit Monaten flächendeckend mit der Software arbeiten, um die Kontaktnachverfolgung effizienter und über Landkreisgrenzen hinweg durchführen zu können. Die bayernweite Sormas-Einführung hatten Ministerpräsident Markus Söder und die damalige Gesundheitsministerin Melanie Huml (beide CSU) bereits im Dezember 2020 angekündigt.

Sormas: Bayern verweist seit langem auf den Bund

Seitdem verweist das hiesige Gesundheitsministerium auf den Bund: Dieser müsse fehlende Schnittstellen zu den bisher genutzten Programmen bereitstellen. In erster Linie geht es bei diesen technischen Schnittstellen darum, dass die Ämter alle Daten aus ihren bislang verwendeten Software-Lösungen für die Nachverfolgung reibungslos zu Sormas übertragen können. In der aktuellen Antwort auf die Grünen-Anfrage heißt es, dass bestimmte Schnittstellen noch immer nicht verfügbar sind, "obwohl sie vom Bund seit einem Jahr in Aussicht gestellt und von allen Ländern inklusive Bayern mehrfach angemahnt wurden".

Die Kritik zielt nicht zuletzt auf das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, wo Sormas entwickelt wurde. Dass es noch zu einer flächendeckenden Nutzung der Software kommt, ist wegen der Gesamtlage mehr als ungewiss. Angesichts der noch immer hohen Corona-Infektionszahlen und vieler Geimpfter hat die Kontaktnachverfolgung inzwischen nicht mehr den gleichen Stellenwert wie in früheren Pandemie-Wellen. Ende Januar arbeiteten laut dem Gesundheitsministerium in Bayern rund 6.200 Menschen in der Kontaktnachverfolgung.

Kontaktnachverfolgung nicht mehr bei allen Fällen

Schon Anfang November stellten viele Ämter im Freistaat die breite Kontaktnachverfolgung ein. Die Mitarbeiter konzentrieren sich seitdem auf Kontaktpersonen mit besonders hohem Infektionsrisiko und auf das Umfeld durch Corona besonders gefährdeter Gruppen.

Auch aktuell werden längst nicht alle Kontaktpersonen informiert. Selbst positiv Getestete erhalten von ihrem Gesundheitsamt häufig erst nach Wochen die offizielle Isolationsaufforderung – oder gar keine.

Sechs Ämter weiter ohne offizielle Leitung

Die Antwort auf die Grünen-Anfrage zeigt auch, dass sich ein weiteres Problem der Gesundheitsämter nur etwas verbessert hat: die Personalsituation auf Leitungsebene. Demnach waren die Leitungsstellen Mitte Februar in sechs bayerischen Gesundheitsämtern unbesetzt (Berchtesgadener Land, Freising, Weißenburg-Gunzenhausen, Aschaffenburg, Schweinfurt, Neu-Ulm). Dazu kamen acht Gesundheitsämter ohne stellvertretende Leitung.

Zum Vergleich: Im Juli 2021 waren acht Leitungsstellen und acht stellvertretende Leitungen vakant. Anfang April 2021 waren zehn Leitungsstellen und eine stellvertretende Leitung nicht besetzt.

Bayerns Gesundheitsministerium weist in seiner aktuellen Antwort allerdings darauf hin, dass bei allen Ämtern die Wahrnehmung der Leitung sichergestellt sei. Schon vor rund einem Jahr teilte das Ministerium mit, dass die Staatsregierung mit besseren Gehältern mehr Mitarbeiter für die Gesundheitsämter gewinnen will, auch für die Führungspositionen.

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