Bürgermeister Werner Endres und Carsharing-Nutzerin Vera Werner mit dem Dietmannsrieder Carsharing-Auto.
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Bürgermeister Werner Endres und Carsharing-Nutzerin Vera Werner mit dem Dietmannsrieder Carsharing-Auto.

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Carsharing auf dem Land: Modell mit Zukunft?

Im Oberallgäu bieten acht Gemeinden ihren Bürgern E-Autos zum Teilen an. Wie das Carsharing-Angebot angenommen wird und ob es auf dem Land eine Zukunft hat – Beispiele aus Dietmannsried und Oberdorf.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 am Samstagvormittag am .

Vera Werner öffnet per App den Renault Zoe auf seinem Stellplatz vor dem Rathaus von Dietmannsried und steigt ein. Die 24-Jährige arbeitet in der Gemeinde und nutzt das neue Elektro-Carsharing-Auto im Dorf regelmäßig. Sie ist von dem Angebot begeistert. "Das Auto war immer da, wenn ich es gebraucht habe. Und die Buchung über die App ist wirklich total easy", sagt die Verwaltungsfachwirtin.

30 Buchungen in der ersten Woche

80 Menschen aus dem 8.000-Einwohner-Ort haben sich schon vor dem Start Ende Juni für das Carsharing in Dietmannsried registriert. In der ersten Woche zählte die Gemeinde gleich 30 Buchungen für das Auto. Wie sieben andere Gemeinden im Landkreis Oberallgäu bietet Dietmannsried im Rahmen des Projekts AllgaEu-Mobil jetzt für seine Bürger ein E-Auto zum Teilen an.

Um das Carsharing-Angebot nutzen zu können, muss zunächst eine einmalige Registrierungsgebühr in Höhe von 39 Euro entrichtet werden. Dann kann das Auto zu einem Tarif von 3,50 Euro pro Stunde gebucht werden, hinzu kommen laut Anbieter 29 Cent pro gefahrenem Kilometer.

Als Extra zum Start des Carsharings bietet die Gemeinde an, dass der Stundentarif bis zu 5 Stunden wieder erstattet wird, nach Vorlage der Rechnung. Dieses Angebot gilt noch bis 30. September.

Gutes Angebot für gelegentliche Fahrten

Bürgermeister Werner Endres (FW) ist überzeugt, dass das Carsharing in seinem Dorf eine Zukunft hat. Schließlich sei der Nahverkehr auf dem Land nicht so getaktet, wie man sich das wünsche. Da sei das Carsharing eine gute Alternative. "Gerade für junge Leute, die selber kein Auto haben, oder auch für Senioren, die sagen: 'Ich habe nur gelegentlich Fahrten' – für die ist das ein gutes Angebot auf dem Land", sagt der Bürgermeister.

In Oberdorf wird der "Dorfflitzer" rege genutzt

Gut 20 Kilometer weiter südlich, im Waltenhofener Ortsteil Oberdorf, haben sie schon Erfahrung mit dem Carsharing auf dem Land. Der Verein IG OMa hat dort vor drei Jahren in Zusammenarbeit mit einem Kemptener Carsharing-Anbieter ein Auto an den Bahnhof gestellt. Der "Dorfflitzer" wird regelmäßig genutzt. "Es funktioniert", sagt Wolfgang Lau von der IG OMa. "Und es muss in Zukunft einfach funktionieren. Es geht nicht mehr, dass jeder seine Autos hat für jede Person in der Familie. Wir müssen da umdenken."

Von der Familienkutsche bis zum Geschäftsauto

Es sind nicht die großen Massen, die das Auto nutzen - in Oberdorf sind es gerade Mal sieben regelmäßige Nutzer. Aber: Das Auto ist jeden Tag ein bis zwei Mal unterwegs und fährt immerhin 10.000 Kilometer im Jahr. Unter den regelmäßigen Nutzern sei eine Familie, die gar kein Auto hat, erzählt Wolfgang Lau. Außerdem sei auch eine Familie dabei, die sonst ein zweites Auto hätte kaufen müssen. "Ich persönlich nutze es sehr gern für meine Geschäftsfahrten", erzählt Lau.

Carsharing braucht Kümmerer

Carsharing auf dem Land funktioniere vor allem dann, wenn es – wie in Oberdorf - einen Kümmerer gebe, sagt Alexander Kreipl vom ADAC Südbayern. "Die Beispiele, die mir jetzt bekannt sind - wie zum Beispiel das Carsharing Pfaffenwinkel im Landkreis Weilheim oder auch in Ebersberg – die haben klein angefangen. Dort gibt es eine Vereinsstruktur, wo auch ehrenamtliche Helfer mit dabei sind", sagt ADAC-Verkehrsexperte Kreipl. "Da wurde das dann so peu à peu aufgebaut und der Nutzerkreis konnte sich erweitern."

Carsharing kann aus Sicht des ADAC-Experten eine sinnvolle Ergänzung sein zum Mobilitätsangebot auf dem Land - vor allem für Familien, die auf ein Zweit- oder gar Drittauto verzichten wollen. "Es wird sich dort etablieren können, wo wirklich jemand mit Nachdruck dahinter ist", sagt Alexander Kreipl. "Und wenn es etabliert ist, kann es auch einen Beitrag zum Mobilitätsverhalten der Zukunft leisten."

Nachfrage auch in Ortsteilen von Dietmannsried

In Dietmannsried gibt es kurz nach dem Start des Carsharing-Angebots schon Nachfragen nach weiteren Autos für die verschiedenen Ortsteile. Bürgermeister Werner Endres ist zuversichtlich, dass das Carsharing in seinem Dorf dauerhaft angenommen wird. "Das ist ungewohnt – auf dem Land noch viel mehr als in der Stadt", sagt der Dietmannsrieder Bürgermeister. "Aber das wird die Zukunft für ergänzende Mobilitätsformen sein. Da bin ich mir ganz sicher."

Auch Carsharing-Nutzerin Vera Werner hofft, dass sich das Angebot in Dietmannsried durchsetzt: "So tun wir ja auch unserer Umwelt etwas Gutes und man kann ein Auto nutzen, wenn man es braucht, hat aber nicht noch zwei auf dem Hof stehen."

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