AfD-Bundestagskandidat Stephan Protschka (links) und SPD-Bundestagsabgeordneter Uli Grötsch (rechts) nehmen am Kontrovers-Realiy-Check teil.
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AfD-Bundestagskandidat Stephan Protschka (links) und SPD-Bundestagsabgeordneter Uli Grötsch (rechts) nehmen am Kontrovers-Realiy-Check teil.

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Politiker von AfD und SPD im Kontrovers-Reality-Check

Politikern wird oft vorgeworfen, sie hätten vom echten Leben keine Ahnung. Ein Vorurteil. Doch was ist, wenn sie einen Tag im Leben ganz normaler Leute verbringen müssen? Der Kontrovers-Reality-Check mit Stephan Protschka (AfD) und Uli Grötsch (SPD).

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

Rasenmähen - das soll eine Herausforderung sein? Für den AfD-Bundestagskandidaten Stephan Protschka klingt das erstmal total machbar: "Rasen mähen, ja, freilich!" Dass er diese Aufgabe kurz darauf mit einem Herzinfarkt vergleichen würde, hätte er wohl nicht gedacht. Er soll einen Tag in das Leben von Petra aus Kaufbeuren eintauchen. Die Krankenschwester hat sich bei der Arbeit mit Corona angesteckt und leidet bis heute an Long Covid.

Damit er sie besser versteht, lässt sie den AfD-Politiker ihren Haushalt machen und in einem Experiment selbst die Atemnot nachempfinden, die ihr das Leben schwer macht. Ob das seine Meinung ändert? Heute muss er seine politischen Ansichten einem Reality-Check unterziehen.

Politik trifft Realität

Wie gut kennen die bayerischen Bundestagskandidatinnen und -kandidaten die Realität der Menschen, die sie im Bundestag vertreten wollen, wirklich – und was taugen ihre Wahlversprechen? Für die sechsteilige TV-Serie "Reality-Check" des BR-Politikmagazins Kontrovers stellen sich dieser Herausforderung bis zur Wahl pro Woche zwei Kandidaten der Parteien, die schon im Bundestag sitzen. In den beiden Folgen dieser Woche werden Stephan Protschka (AfD) und Uli Grötsch (SPD) mit den täglichen Herausforderungen ihrer potentiellen Wähler und ihren Sorgen konfrontiert.

AfD-Politiker: Von Corona-Maßnahmen nicht überzeugt

Der 43-jährige Stephan Protschka ist Beisitzer im AfD-Bundesvorstand und kandidiert für den Bundestag. Von der Corona-Impfung hält er nichts, und auch die Corona-Schutzmaßnahmen findet er überzogen.

"Es ist schlimm, wenn man eine Krankheit hat. Aber dass ich deswegen ein ganzes Land, eine ganze Wirtschaft komplett dem Boden gleichmache?" Stephan Protschka (AfD)

Video: AfDler bei Long-Covid-Patientin: Doch lieber impfen? | Reality-Check

Impfskeptischer AfD-Politiker durchlebt Long Covid-Symptome

Ob der Politiker tatsächlich versteht, welche Folgen eine Corona-Erkrankung mit sich bringen kann? Eine, die davon betroffen ist, ist Petra. Seit ihrer Infektion leidet sie unter Long Covid. Zu den Spätfolgen gehört neben der Erschöpfung auch Atemnot. Ihren Alltag kann Petra momentan kaum bewältigen. Wieder arbeiten: derzeit ausgeschlossen. Unterstützung und Austausch mit anderen Betroffenen findet sie in einer Facebook-Selbsthilfegruppe. Sie hält die Haltung des AfD-Politikers für unverantwortlich und will ihm zeigen, wie real Corona ist und sie auch Monate nach der Infektion noch einschränkt.

Dafür soll der AfD-Bundestagskandidat einen Tag lang Petras neuen, eingeschränkten Alltag durchleben. Petra möchte, dass er die körperlichen Beeinträchtigungen so authentisch wie möglich nachfühlen kann: "Ich gebe Ihnen noch ein Hilfsmittel von einem Lungenfacharzt. Sie bekommen von mir einen Strohhalm und eine Wäscheklammer auf die Nase." Wird sie ihn am Ende davon überzeugen können, dass die Corona-Impfung sinnvoll sein könnte?

SPDler als ambulanter Altenpfleger

Eigentlich hätte sein Tag wesentlich früher anfangen sollen, damit er die vor ihm liegende Herausforderung tatsächlich nachempfinden kann - doch ein Termin mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Uli Grötsch war vor sieben Uhr morgens nicht möglich. Seine Büroleitung wollte den Politiker wohl schonen, vermutet Grötsch. Doch damit ist es jetzt für heute vorbei: Einen Tag lang wird er ein Praktikum bei Kilian Heinl als ambulanter Altenpfleger machen. "Ich denk': Heute Abend werden Dir die Beine weh tun.", warnt ihn der Altenpfleger vor.

Video: SPD-Politiker arbeitet als Pfleger | Reality-Check

Bis zu 15 Patienten besucht Kilian als ambulanter Altenpfleger täglich – manche von ihnen mehrmals pro Schicht. Seit 17 Jahren arbeitet er in dem Job. Und der ist nicht nur körperlich anstrengend, sondern verlangt aufgrund ständigen Personalmangels auch die höchste Flexibilität von Pflegekräften wie Kilian: "Es ist halt bei jedem Urlaub ein unsicheres Gefühl, da es immer passieren kann, dass man trotzdem arbeiten muss."

Noch freut sich der SPD-Politiker auf seine Herausforderung: "Ja, verantwortungsvoller Beruf. Wahnsinn. Ich freu mich sehr darauf, das mal ganz nah erleben zu können." Schließlich sind die Verbesserungen der Pflegebedingungen ein Kernthema der SPD. Nur ist da in den vergangenen acht Jahren in der Regierung zu wenig umgesetzt worden, findet Kilian Heinl: "Es könnte von politischer Seite mehr Unterstützung kommen, mehr Zeit und mehr finanzielle Mittel."

Pflege unter Zeitdruck - Kriegt der SPD-Politiker das hin?

Kilian Heinl will dem SPD-Bundestagsabgeordneten zeigen, wo es im System knirscht und wie der Alltag eines ambulanten Altenpflegers aussieht. Da muss Uli Grötsch bei allem mithelfen: Tabletten verabreichen, Zeitplan einhalten und natürlich auch das Wechseln von Urinbeuteln bei der Morgenhygiene. Ob der Bundestagsabgeordnete sich dazu überwinden kann? Hautnah erlebt er den Stress und die körperliche Belastung des ambulanten Pflegers Kilian mit. Doch auch mit den teilweise schweren Lebensrealitäten der älteren Patienten wird Grötsch konfrontiert. Glaubt der SPD-Politiker nach diesem Tag noch immer, dass die SPD genug für die Pflege macht?

Das Format

Einen Tag lang tauchen Vertreterinnen und Vertreter der Parteien CSU, SPD, AfD, Grüne, FDP und Linke in die Welt ihrer potentiellen Wähler ein: Sie müssen mit anpacken oder den Job sogar gleich ganz übernehmen. Dabei werden sie unter anderem eine komplette Schicht als Pflegekraft arbeiten oder die Aufgaben eines Landwirts erfüllen müssen. Und zwar bei Menschen, die sich von den jeweiligen Politikern überhaupt nicht verstanden oder vertreten fühlen, aber große Lust haben, mit ihnen zu diskutieren.

Wohin und zu wem es sie genau verschlagen wird, erfahren die Bundestagskandidaten erst während der Dreharbeiten. Kann eine Seite die andere überzeugen? Oder können vielleicht sogar gemeinsame Lösungen für die realen Probleme der potentiellen Wählerinnen und Wähler erarbeitet werden?

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