Photovoltaik-Module auf einer Wiese
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So könnte der neue Solarpark in Schönau aussehen

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Niederbayern: Bürger entscheiden über 17 Hektar großen Solarpark

Kommt der geplante Solarpark im niederbayerischen Landkreis Rottal-Inn oder nicht? Darüber dürfen am Sonntag die Menschen aus Schönau per Bürgerentscheid abstimmen. Nicht alle sind mit dem Projekt einverstanden. Das sind die Argumente.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Soll die PV-Anlage zwischen Bachham und Heiligenberg gebaut werden? Diese Frage dürfen alle Schönauer Bürgerinnen und Bürger am kommenden Sonntag beantworten. Zuvor hatte eine Bürgerinitiative rund 300 Unterschriften gesammelt, um den Bürgerentscheid einreichen zu können – denn nicht alle Schönauer sind mit dem Vorhaben einverstanden.

17 Hektar Solarpark in der kleinen Gemeinde

Schönau im Landkreis Rottal-Inn ist ein beschauliches niederbayerisches Dorf. Rund 2.000 Menschen leben hier, das Ortsbild ist geprägt von Landwirtschaft. Aber es wird auch viel gebaut, vor allem junge Familien zieht es in den Ort nahe Pfarrkirchen. Genau dort soll auf 17 Hektar Projektfläche ein Solarpark entstehen. Nach aktuellem Planungsstand soll dessen Gesamtfläche zur Hälfte mit PV-Modulen bebaut werden – für eine Leistung von 19 Megawatt.

Dieses Projekt zeigt, dass der Ausbau klimaneutraler Stromerzeugung spätestens seit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz 2023 in allen bayerischen Kommunen angekommen ist. Das sogenannte EEG 2023 besagt, dass der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch bis 2030 auf mindestens 80 Prozent steigen soll. Und dieser Ausbau soll konsequent, deutlich und schneller als in der Vergangenheit sein.

Projektentwickler: Standort ist gut geeignet

Der potenzielle Solarpark in Schönau wurde von der SEAC Group aus dem benachbarten Hebertsfelden geplant. Sandra Falk, Leitung der Projektentwicklung, ist überzeugt, dass sich der Standort gut eignet: "Er liegt zu 50 Prozent im sehr hohen Erosionsgefahrgebiet, ist benachteiligtes Gebiet und die Bodenpunkte sind gerade mal der Durchschnitt vom Landkreis Rottal-Inn." Letzteres ist ein Maß für die Fruchtbarkeit und Qualität des Bodens.

Auf der ehemals landwirtschaftlich genutzten Ackerfläche in Hanglage hat die SEAC Group große Pläne. Neben Photovoltaik-Modulen auf rund 50 Prozent der Fläche soll ein Habitat für die Artenvielfalt entstehen. "Das wird zum Rückzugsort für Tiere", so Falk.

Kritik: Freiland-PV-Anlagen stören das Landschaftsbild

Was einige Schönauer Bürgerinnen und Bürger allerdings stört: Der Freiland-Solarpark würde das Landschaftsbild negativ verändern. "Das heißt nicht, dass ich generell gegen PV-Anlagen bin, aber man sollte sie über bereits bebaute, versiegelte Flächen bauen und nicht in der freien Landschaft", sagt Georg Effner von der Bürgerinitiative gegen den Solarpark.

Aber der Bürgerinitiative geht es nicht nur um die Ästhetik. "Wir wollen verhindern, dass das da gebaut wird, weil wir hier in Schönau viermal so viel regenerativen Strom erzeugen, als wir benötigen", sagt Thom Setzermann. Das bedeutet, dass der Solarstrom über Leitungen und Speicher weiterverteilt werden würde. "Das halten wir für unsinnig", so Setzermann, der selbst Händler für Photovoltaik ist. "Ich bin der Meinung, dass wir so viele Dächer haben, dass wir die nutzen sollten", so Setzermann.

Für SEAC Vertriebsleiter Franz Moser ist das zu kurz gedacht, "das passt für ein Zuhause, aber irgendwo muss man in die Arbeit gehen, ist die Industrie angesiedelt, verdient man Geld". Die Energie, die auf dem Dach erzeugt werde, reiche bei Weitem nicht aus, so Moser, "dazu braucht man Anlagen im Feld".

Artenschutzrechtliche Prüfungen laufen

Es gibt auch Bedenken, dass sich auf der Projektfläche ein Brutgebiet der Kiebitze – dem Vogel des Jahres - befinden könnte. Aktuell läuft noch die artenschutzrechtliche Prüfung. Denn Kiebitze sind Bodenbrüter, sie brauchen eine offene Landschaft und siedeln sich nicht unter Photovoltaik-Modulen an.

Pro Solarpark oder contra – Bürger müssen entscheiden

Entscheiden sich die Schönauer Bürgerinnen und Bürger am Sonntag für den Solarpark, dann wird der Strom ins öffentliche Netz gehen. Der Einspeisepunkt würde unweit der Anlage liegen, sagt Franz Moser, und eine eigene Leitung müsste gebaut werden. Ein Vorteil für die Schönauer: Wenn sie dabei sind, bekommen sie den Strom zu einem Vorzugspreis. Dazu würden 90 Prozent der Gewerbesteuer an die Gemeinde gehen. "Die PV-Parks kommen, die kommen ringsherum, die Gemeinde hat nur einen finanziellen Vorteil, wenn die auf dem Gemeindegebiet stehen", erklärt Moser.

"Für mich ist das so ein einschneidendes Projekt in das Landschaftsbild, das sollen die Schönauer entscheiden, ob sie das haben wollen, oder nicht", meint Georg Effner, "für mich würde das ein Stück Lebensqualität nehmen". Für ein gültiges Wahlergebnis ist am Sonntag die Wahlbeteiligung entscheidend. Mindestens 300 Stimmen müssen eingereicht werden, damit der Bürgerentscheid rechtskräftig ist.

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Die Bürgerinnen und Bürger protestieren auch mit Plakaten gegen den Solarpark

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