Ein Mädchen hält einen rosa Luftballon in der Hand. Ein Feuerwehrmann in Uniform hält eine Flamme darunter.
Bildrechte: BR/Katharina Reichart

Experimente in der Fahrzeughalle: Wann platzt der Luftballon wegen der Flamme und welche Rolle spielt das kühlende Wasser?

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Brandschutz für Drittklässler: Zündeln erlaubt!

Einmal im Jahr besuchen die Drittklässler der Grundschule Rettenberg die Feuerwehr. Nicht nur, um sich die Feuerwehrautos anzuschauen. Sie dürfen Feuer machen - aber richtig. Der Aktionstag zeigt, wie wichtig Zündeln unter Aufsicht für Kinder ist.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Die meisten Kinder sind neun Jahre alt und fast alle haben auch schon einmal ein Streichholz angezündet. "Da war aber immer die Mama dabei", sagen sie. Bei der Feuerwehr in Rettenberg im Oberallgäu dürfen sie am Aktionstag ganz alleine ran. Die Zunge konzentriert im Mundwinkel, versuchen die Kinder, ein Teelicht zum Leuchten zu bringen. Kommandant Mirco Voss hilft nur, wenn es nötig ist: "Schau, mit ein bisschen mehr Druck geht das Streichholz an. Und jetzt gerade halten. Schau mal, wie langsam das brennt.“

Feuerwehrmänner nehmen sich extra frei

Die rund 50 Grundschul-Kinder aus der Gemeinde Rettenberg haben sich aufgeteilt. Die eine Klasse fängt mit den Experimenten in der Fahrzeughalle an, die andere bekommt wichtige Feuerwehr-Infos im Schulungsraum. Später wird getauscht. Drei Feuerwehrmänner haben sich dafür von ihren eigentlichen Berufen extra frei genommen. "Weil uns die Brandschutzerziehung einfach wichtig ist", erzählt Hubert Brunner. "Das kannst du mit Geld nicht bezahlen, wenn du jemanden so begeistern kannst für ein Thema, das sie vielleicht irgendwann mal brauchen oder wegen dem sie sich deshalb selbst irgendwann mal einer Hilfsorganisation anschließen.“

Kinder dürfen Stroh und Plastik anzünden

Mirco Voss hat sich inzwischen eine kleine Spritzflasche geschnappt, falls das Feuer doch einmal den kleinen Fingern zu nahekommt, kann er es damit löschen. Inzwischen dürfen die Kinder – natürlich in geordneter Reihenfolge und mit voller Konzentration – so einiges an ihrem Teelicht anzünden. Leonie zum Beispiel ist überrascht davon, wie schnell Stroh Feuer fängt: "Ich hätte schon gedacht, dass es länger dauert.“ Auch ein Stück T-Shirt-Stoff brennt "richtig schnell" und ein Plastik-Teilchen ist rasant geschmolzen.

Kinder sollen den Umgang mit Feuer lernen

Eine Stunde lang lässt Mirco Voss die Buben und Mädchen ausprobieren und gibt ihnen Tipps, dass sie zum Beispiel immer darauf achten sollen, nicht über die Flamme zu greifen. Den Kindern den Umgang mit Feuer zu verbieten, davon hält er nichts: "Sie müssen es irgendwo sicher ausprobieren können, sonst fangen sie in ihrem Versteck an zu zündeln. Aber klar muss sein, es gibt im Umgang mit Feuer Regeln, an die sie sich halten müssen“, sagt er. Abstand zu halten zum Beispiel, nicht rumzualbern oder das Streichholz gleich wieder auszupusten.

Mega-Show: die Staubexplosion

Dann wird’s richtig heiß: Der Kommandant zeigt den Kindern, was bei einer Staubexplosion passiert, was sie tun sollen, wenn Öl Feuer gefangen hat oder wie Wasser zum Beispiel die Haut eines Luftballons kühlen kann. Außerdem demonstriert er, wie ein Feuerlöscher funktioniert. Mit begeisterten "Ohhs" und "Ahhs" kommentieren die Kinder die Vorführungen.

Feuer schon vorher Thema im Schulunterricht

Im Schulungsraum dürfen sie später unter anderem noch in die Schutzausrüstung schlüpfen und üben, einen Notruf abzusetzen. Tadellos beantworten die Grundschüler die "fünf W-Fragen" bzw. halten sich daran: "Wo? Wer? Was? Wie viele? Warte bitte!" Die Wochen vor dem Tag bei der Freiwilligen Feuerwehr haben sie in der Schule schon viel über das Thema Feuer gelernt. "Theoretisch", sagt Lehrerin Kathrin Damm. Das dann auch praktisch ausprobieren zu können, sei einfach toll. "Das sind dann einfach Tage von der Schule, die in Erinnerung bleiben“, sagt sie mit einem Lächeln. Und das wird der actionreiche Tag bei der Feuerwehr Rettenberg bestimmt - nicht nur wegen der Experimente. Am Ende wurden die Schläuche ausgerollt und es hieß: Wasser marsch!

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