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Bistum Würzburg verbietet Mömbriser Diakon Vereinsarbeit

Ein Diakon aus Mömbris wollte bei Gottesdiensten, Beerdigungen und Taufen mehr Flexibilität. Daraufhin entbrannte ein Streit mit dem Bistum Würzburg. Das möchte ihm Jetzt die Mitarbeit in einem aus ihrer Sicht "illegitimen Verein" verbieten.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Mit dem "Verein für christliche Seelsorge in Freiheit" wollte der Mömbriser Diakon Reinhold Glaser "lebensnahe christliche Seelsorge" anbieten. Bewusst für Menschen, die sich nicht mehr von der römisch-katholischen Kirche abgeholt fühlen und enttäuscht sind. Er gründete den Verein, nachdem ihn das Bistum Würzburg zum 1. November entlassen hat, weil er sich laut Ansicht des Bistums nicht an die Seelsorge-Vorgaben gehalten hatte.

Das Bistum sprach von anhaltenden Konflikten "hinsichtlich Dienst und Verhalten" des Diakons. Reinhold Glaser, der auch schon als Bürgermeister im Markt Mömbris wirkte, wehrte sich mit einem Anwalt. Mit der Gründung eines neuen Vereins wollte Glaser einen "positiven Weg zur Beendigung" des schwelenden Konflikts einleiten, das ist nun offenbar gescheitert.

Generalvikar verbietet Mitarbeit in "kirchenrechtlich illegitimen" Verein

Generalvikar Jürgen Vorndran hat Glaser als Diakon des Bistums Würzburg "jedwede Mitarbeit in dem von ihm gegründeten, kirchenrechtlich illegitimen Verein für christliche Seelsorge in Freiheit verboten". Das teilt das Bistum Würzburg in einer Presseerklärung mit.

Gegenüber BR24 sagte Glaser: "Mir ist unerklärlich, warum von Bischof Jung ein solcher neuerlicher strafender Verwaltungsbefehl erlassen wurde". Seit zwei Jahren werde ihm von Seiten des Bistums nur gesagt "in der Sache reden wir nicht mit Ihnen." In anderen Pfarreien in Deutschland sei ein flexiblerer Umgang mit Gottesdienstzeiten längst möglich.

Seelsorge in "ein Korsett gepresst"

Glaser verweist auf das Bischofswort aus dem März 2022, in dem alle deutschen Bischöfe, auch der Würzburger Bischof Jung, eine Seelsorge einforderten, die ganz nah am Menschen ist: "In der Seelsorge schlägt das Herz der Kirche", steht dort einleitend. "Seinen Priestern legt er dieses Bischofswort vor, aber wenn ich die Kritik äußere und sage, bei uns wird das nicht so gehandhabt, dann werde ich bestraft", sagt Glaser.

Laut Schreiben des Generalvikars sei jeder Diakon gehalten, gemäß der Konstitution "Lumen Gentium" des Zweiten Vatikanischen Konzils, in Gemeinschaft mit Bischof und Presbyterium – dem Priesterkollegium einer Diözese – seinen Dienst zu vollziehen. Warum die Seelsorge dann in so ein Korsett gepresst werde, sei für Glaser unerklärlich. Durch das Vorgehen des Bistums werde ihm eher klar, warum sich so viele Menschen von der Kirche abwenden.

Vorfall zur Prüfung an den Vatikan weitergegeben

Jetzt geht der Konflikt wohl nach Rom: Der Diakon wolle den Sachverhalt an das Dikasterium für den Klerus in Rom zur Prüfung weiterer Maßnahmen senden. Dieses befasst sich mit allen Angelegenheiten, die die Priester und Diakone des Diözesanklerus in Bezug auf ihre Person, ihren pastoralen Dienst und das, was für dessen Ausübung erforderlich ist, betreffen.

Diakon darf keine Seelsorge leisten

Ausdrücklich unberührt von dieser aktuellen Maßnahme bleib laut Bistum die gegen Diakon Glaser ausgesprochene Verfügung, im Pastoralen Raum Kahlgrund auf Dauer keine Dienste mehr wahrzunehmen und sich jeder Einmischung in die Seelsorge zu enthalten.

Entbrannt war der Streit zwischen Bistum und Diakon, weil der sich für mehr Flexibilität der Gottesdienstzeiten eingesetzt hatte, etwa bei Beerdigungen und Taufen. Der Pfarrer und das Pastoralteam dagegen hätten sich für eine einheitliche Regelung ohne Abweichungen ausgesprochen.

Diakon startet Online-Petition

Im Sommer 2022 hatte Glaser sogar eine Online-Petition für mehr Flexibilität in der katholischen Seelsorge im Kahlgrund gestartet. Für dieses Anliegen unterschreiben rund 1.700 Menschen, was etwa zehn Prozent der Gläubigen im Pastoralen Raum Kahlgrund entspricht.

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