Eichstätter Dom zwischen Bäumen.
Bildrechte: BR/ Herbert Ebner

Das Bistum Eichstätt ist mit dem Vorwurf konfrontiert, einen bereits auffälligen Priester wieder in der Seelsorge eingesetzt zu haben.

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Bistum Eichstätt: Auffälliger Priester wurde wieder eingesetzt

Ende März hatte das Bistum Eichstätt bekannt gegeben, dass die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen einen Priester aufgenommen habe. Der Tatvorwurf: sexueller Missbrauch. Jetzt wurde bekannt, dass der Mann schon zuvor auffällig geworden war.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Ein bereits wegen grenzüberschreitenden Verhaltens auffällig gewordener Priester ist im Bistum Eichstätt erneut in der Seelsorge eingesetzt worden. Das bestätigte eine Sprecherin des Bistums auf BR-Anfrage. Ende März gab das Bistum bekannt, dass gegen einen Priester aus dem Landkreis Neumarkt Ermittlungen laufen. Wie die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth bestätigte, lautet der Vorwurf auf "sexuellen Missbrauch von Kindern ohne Körperkontakt mit dem Kind". Jetzt wurde bekannt, dass der Mann, der zuvor im Landkreis Eichstätt tätig war, schon dort auffällig geworden war.

Priester soll sich unangebracht gegenüber Mädchen geäußert haben

Dem Priester wurde an seinem vorherigen Einsatzort im Landkreis Eichstätt ein grenzüberschreitendes Verhalten gegenüber einer Minderjährigen vorgeworfen. Der Priester habe sich auf unangebrachte Art und Weise gegenüber einem Mädchen geäußert. Eine Bistumssprecherin teilte auf BR-Anfrage mit, dass der Priester nach den ersten Vorfällen im Landkreis Eichstätt "vorübergehend aus dem seelsorglichen und schulischen Dienst herausgenommen" worden sei.

Nach damaligem Stand lagen kirchenrechtlich relevante Vorwürfe nicht vor, sodass mangels Voraussetzungen die kirchenrechtliche Voruntersuchung nicht eingeleitet wurde. Man habe ihm neben Personalgesprächen "therapeutische Hilfen und Begleitung angeboten". Diese habe der Priester angenommen.

Nach Auszeit wieder in der Seelsorge

Außerdem nahm der beschuldigte Priester eine Auszeit. Nach dieser Auszeit habe der damalige Generalvikar Michael Huber beschlossen, dass der Priester unter Begleitung einsetzbar sei, so das Bistum. Der Beraterstab des Bistums habe über die damaligen Vorfälle des zuletzt im Landkreis Neumarkt eingesetzten Priesters intensiv beraten. Neben den beiden unabhängigen Ansprechpersonen gehören diesem auch die Präventionsbeauftragten, der Generalvikar und weitere Berater aus den Bereichen Psychologie, Kirchenrecht und Strafrecht an.

So kam der Priester in eine Pfarrei im Landkreis Neumarkt. Der Pfarrer der jüngsten Einsatzstelle des Kaplans sei persönlich vom damaligen Generalvikar über die Hintergründe informiert worden. Ein psychologisches Gutachten gab es nicht, teilt die Sprecherin des Bistums mit. Generalvikar Michael Huber ist im vergangenen Sommer als neuer Provinzial der Herz-Jesu-Missionare nach Österreich gewechselt. Seine Nachfolge trat zum 1. September 2022 Michael Alberter an. Er äußerte sich zum aktuellen Fall nicht.

Priester aktuell freigestellt

Laut Diözese wurde der Priester nach Bekanntwerden der Ermittlungen gegen ihn vom pastoralen Dienst freigestellt und es wurde ein Aufenthaltsverbot für seinen bisherigen Wohn- und Wirkungsort ausgesprochen. Außerdem hat Generalvikar Alberter den Amtsverzicht des Priesters angenommen. Endgültige Maßnahmen werden erst nach dem Abschluss des Verfahrens verhängt, bis dahin gilt die Unschuldsvermutung. Die Bezüge werden aufgrund seiner Freistellung bis auf Weiteres gekürzt - so das Bistum.

Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth teilte zudem mit, dass derzeit noch die Auswertung des Materials, das man bei einer Hausdurchsuchung sichergestellt habe, laufe. Alle Aspekte des Falls werden derzeit noch geprüft, so die Staatsanwaltschaft.

Zweiter Fall: Priester nun im Ausland tätig

Bei einem zweiten Fall ging es, wie der Donaukurier berichtete, um einen Priester, der pornographische Inhalte verbreitet haben soll. Eine strafrechtliche Verurteilung gab es nicht. Der Mann ist nun im Ausland wieder in einer Pfarrei tätig. Das Bistum Eichstätt habe gemäß der Interventionsordnung eine kirchenrechtliche Voruntersuchung durchgeführt und anschließend die Akte an die Kongregation für die Glaubenslehre nach Rom weitergeleitet, teilt die Sprecherin des Bistums mit. Dort wurde die Akte mittlerweile geschlossen.

Laut Bistumssprecherin wäre er im Bistum Eichstätt nicht mehr seelsorglich eingesetzt worden. Seit September 2022 sei er aus eigenem Betreiben und auf eigenen ausdrücklichen Wunsch für den Dienst in der jetzigen Einsatzdiözese freigestellt. Diese Diözese habe man umfänglich im Vorfeld informiert, heißt es vonseiten des Bistums.

Zahlreiche Fälle im Bistum Eichstätt

Zuletzt wurden mehrere Fälle mit dem Vorwurf des sexuellen Missbrauchs aus dem Bistum Eichstätt bekannt. Neben den aktuellen Fällen sorgte vor allem ein Fall aus den 1960er Jahren für Wirbel. Dabei geht es um den Vorwurf, dass der damalige Eichstätter Bischof Alois Brems den mutmaßlichen Täter gedeckt und ihm zur Flucht ins Ausland verholfen haben soll.

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