Urteil im "Maskenprozess"
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Urteil im "Maskenprozess"

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Prozess um Masken-Atteste: Arzt zu Bewährungsstrafe verurteilt

Ein Arzt aus Niederbayern hat zu Beginn der Corona-Pandemie falsche Atteste ausgestellt. Sie sollten die Patienten aus angeblich medizinischen Gründen von der Maskenpflicht befreien. Heute ist das Urteil im Prozess gegen den Mann gefallen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Urteil im Prozess um Maskenatteste: Die Richter am Amtsgericht Passau haben am Nachmittag den Gynäkologen Ronald Weikl zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr und acht Monaten auf Bewährung verurteilt. Außerdem wurde gegen ihn ein dreijähriges, teilweises Berufsverbot verhängt - und zwar in der Form, dass der 59-Jährige keine ärztlichen Atteste mehr zur Freistellung der Maskenpflicht ausstellen darf. Zusätzlich muss der Verurteilte 50.000 Euro an gemeinnütze Einrichtungen zahlen. Weikl selbst und seine Anwälte kündigten an, das Urteil nicht anzuerkennen und Rechtsmittel einzulegen.

Trotz fehlender Untersuchung Atteste ausgestellt

In der Begründung des Gerichts hieß es, dass die von dem Arzt ausgestellten Gesundheitszeugnisse unrichtig gewesen seien, da keine persönlichen Untersuchungen durchgeführt worden seien. Der Vorsitzende Richter wörtlich: "Der Verurteilte ist seit über 30 Jahren Arzt und wusste um die Standards, die beim Ausstellen von Gesundheitszeugnissen notwendig sind. Er hat sein Handeln nie hinterfragt. Das ist völlige Selbstüberschätzung", so der Richter.

Verteidigung will in Berufung gehen

Verteidiger Andreas Geipel kündigte dem BR gegenüber an, das Urteil anfechten zu wollen. Die mündliche Begründung sei eine Themaverfehlung gewesen. Zentrale Argumente der Verteidigung seien nicht gewürdigt worden, so Geipel. Weikl selbst im BR-Interview: "Ich habe das gemacht, was von einem Arzt zu verlangen ist. Und ich bleibe dabei: Die wissenschaftliche Faktenlage spricht gegen die Maskenpflicht." Das Berufsverbot sieht er als "lächerlich" an. Er habe auf einen Freispruch gehofft.

Tumulte vor dem Gerichtsgebäude

Vor dem Amtsgericht spielten sich tumultartige Szenen ab. Hunderte Weikl-Fans empfingen ihn mit Blumen und lautstarken Sprechchören. Die Polizei, die mit einem großen Aufgebot angerückt war, musste mehrmals dazwischen gehen, als es zu Rangeleien mit Weikl-Gegnern gekommen war.

Staatsanwaltschaft: Grobe Verletzung beruflicher Pflichten

Ronald Weikl hatte im Sommer 2020 Dutzende Masken-Befreiungsatteste ausgestellt, ohne die Patienten vorher untersucht zu haben. "Aus Gründen der Gesunderhaltung", argumentierte der Angeklagte bei dem Prozess immer wieder. Die Staatsanwaltschaft dagegen sah das Verhalten des Passauer Frauenarztes als "grobes Verletzen beruflicher Pflichten". Sie hatte eine dreieinhalbjährige Haftstrafe gefordert.

Arzt gilt als wichtige Figur in Corona-Skeptiker-Szene

Ronald Weikl ist eine bekannte Person in der Corona-Skeptiker-Szene. Zusammen mit dem emeritierten Mikrobiologie-Professor Sucharit Bhakdi gründete er den Verein "Mediziner und Wissenschaftler für Gesundheit, Freiheit und Demokratie". Der Verein verbreitet Fehlinformationen über die Pandemie und Impfungen.

Der Gerichtssaal kurz vor der Urteilsverkündung
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Der Gerichtssaal kurz vor der Urteilsverkündung

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