Baumwipfelpfad Steigerwald bei Ebrach
Bildrechte: BR/Christoph Puhr-Westerheide

Wie geht es mit dem Baumwipfelpfad weiter? In München laufen Verhandlungen zur Zukunft der Touristenattraktion.

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Baumwipfelpfad Ebrach: Verhandlungen über Zukunft laufen

Er gilt als Touristenattraktion im Steigerwald: der Baumwipfelpfad Ebrach. Betrieben und betreut wird er derzeit durch die Bayerischen Staatsforsten. Der Vertrag dazu läuft im nächsten Jahr aus. Und der Oberste Rechnungshof fordert ein Neukonzept.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Wie geht es weiter mit dem Baumwipfelpfad Steigerwald? Diese Frage stellt sich aktuell, denn in München laufen derzeit Verhandlungen zur Zukunft der Attraktion. Im Juni 2024 läuft der sogenannte Betrauungsvertrag mit den Bayerischen Staatsforsten aus. Bei ihrem letzten Wahlkampfbesuch in Bamberg brachte Landrat Johann Kalb (CSU) das Thema bei Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) an, doch bis jetzt gab es noch keine Antwort. Mittlerweile hat auch der Pächter der Gastronomie seinen Vertrag zum Ende des Jahres gekündigt.

Appell für Vertragsverlängerung

"Der Baumwipfelpfad ist ein wichtiger Bestandteil des Gesamtkonzeptes des Naturparks Steigerwald… Ich bitte deshalb, alle Bemühungen zu unternehmen, dass der Baumwipfelpfad auch in Zukunft seiner Funktion als Leuchtturmprojekt gerecht werden kann", so heißt es in dem Appell von Johann Kalb an die bayerische Landwirtschaftsministerin. Im September hat er seine Sorge um die Zukunft des Baumwipfelpfads in Ebrach persönlich Michaela Kaniber vorgetragen. Bis jetzt soll es keine Reaktion darauf gegeben haben. Auf eine Anfrage von BR24 schreibt das Ministerium:

"Ministerpräsident Dr. Markus Söder hat am 29. September 2023 bei einem Besuch der Region zugesagt, dass der Baumwipfelpfad erhalten bleibt. Das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten prüft derzeit gemeinsam mit den Bayerischen Staatsforsten verschiedene Möglichkeiten des Weiterbetriebs nach dem 30. Juni 2024. Bis dahin wird der Baumwipfelpfad auf Basis des bestehenden Betrauungsakts weiter betrieben."

Kommt ein privater Pächter infrage?

Konkret heißt das: Der Baumwipfelpfad wird nicht geschlossen. "Diese Pläne sind vom Tisch", so die kommissarische Leiterin des Baumwipfelpfades, Sandra Fischer. Im Ministerium werden im Moment Gespräche geführt, ob denn auch ein privater Pächter infrage käme. Einen Bewerber soll es nach ersten Informationen dafür geben. Doch bereits beim Bau wollte die Regierung auf private Investoren setzen und scheiterte mit dem Plan. Die Bayerischen Staatsforsten erhielten damals den Betrauungsvertrag und kümmern sich seitdem um den Baumwipfelpfad bei Ebrach.

"Der Aufsichtsrat der Bayerischen Staatsforsten hat die Bayerischen Staatsforsten damit beauftragt, einfach eine Prüfung durchzuführen", so Sandra Fischer im Gespräch mit BR24. Dabei solle geprüft werden, ob nun in dieser schwierigen Situation, ähnlich wie ursprünglich vorgesehen, ein externer Pächter für die Anlage zu finden ist.

Baumwipfelpfad bei Ebrach im Landkreis Bamberg
Bildrechte: BR/Christoph Puhr-Westerheide
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Wie geht es mit dem Baumwipfelpfad weiter? Nun soll geprüft werden, ob ein externer Pächter für die Anlage zu finden ist.

Rechnungshof rügt Millionenzuschuss

Die schwierige Situation bezieht sich vor allem auf den Bericht des Bayerischen Obersten Rechnungshofs (ORH) aus dem Jahr 2022. Er rügt darin die staatliche Förderung des Steigerwald-Zentrums im unterfränkischen Handthal und des Baumwipfelpfads in Ebrach in Millionenhöhe. "Der ORH empfiehlt, eine umfassende Evaluierung und grundlegende konzeptionelle Neuausrichtung beider Einrichtungen", heißt es im Prüfbericht. Der Freistaat und die Bayerischen Staatsforsten (BaySF) hätten danach für die beiden Einrichtungen seit Baubeginn im September 2012 bis Juni 2020 insgesamt 14,4 Millionen Euro investiert. Alleine für den Betrieb sei laut Prüfbericht bis zum 30. Juni 2020 ein Fehlbetrag von 1,16 Millionen Euro aufgelaufen. Weiter heißt es: "Da trotz aller Anstrengungen der BaySF auch weiter ein erhebliches Defizit zu erwarten und zu weiten Teilen vom Freistaat zu tragen ist, sollte nach Ansicht des ORH frühestmöglich geklärt werden, ob und wie der BWP nach Ablauf der Betrauungsfrist weiter betrieben werden soll."

Doch der Spielraum für eine Neuausrichtung ist eng. Der Baumwipfelpfad fällt unter die Bezeichnung "besondere Gemeinwohlleistung". Damit muss sein Betreiber einen Mehrwert im Bereich Naturschutz oder für Erholungssuchende erbringen. Schon in den letzten Monaten hat sich viel auf dem Baumwipfelpfad getan. Es werden Hochzeiten abgehalten oder Lesungen und nächtliche Spaziergänge. Doch enge Grenzen sind dem Betrauungsvertrag gesetzt. Was möglich wäre und ein bisschen mehr Geld einbringen würde, ist die Abschaffung der kostenlosen Parkplätze, doch dann würde der Baumwipfelpfad, der nicht gerade in einem touristischem Hotspot liegt, eigentlich unattraktiver werden. Derzeit ist der Turm mitten im Wald ein Ausflugsziel, dass sich Familien leisten können, weil gerade die Parkplätze nicht auch noch gebührenpflichtig sind. Der Eintritt beträgt für Erwachsene zehn Euro, für die komplette Familie 25 Euro. Ob das bei einem möglichen privaten Investor so bleibt, ist fraglich.

Bildrechte: BR/Christoph Puhr-Westerheide
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Der Oberste Rechnungshof empfiehlt, eine umfassende Evaluierung und grundlegende konzeptionelle Neuausrichtung des Baumwipfelpfads vorzunehmen.

Zu wenige Besucher

1,1 Millionen Besucher haben die Höhen im Steigerwald bereits in den letzten Jahren erklommen. Das sind im Durchschnitt 100.000 Gäste jährlich. Ein kleiner Besuchermagnet im Ebracher Forst, aber eben ein kleiner. Der 42 Meter hohe Holz-Aussichtsturm wurde 2016 eingeweiht. Betreut wird er seitdem von den Bayerischen Staatsforsten. 15 Mitarbeiter umfasst das Team, das für die Pflege und Erhaltung der Anlage zuständig ist. Es herrscht Verunsicherung. Zwar könne niemand, der im Öffentlichen Dienst beschäftigt ist, gekündigt werden, aber beim Zuschlag an einen privaten Investor, würden die Mitarbeiter mit Versetzungen in andere Gebiete rechnen müssen.

Gastronomie wird Ende des Jahres eingestellt

Bereits zum 31. Dezember 2023 stellt die Lebenshilfe Schweinfurt die Bewirtung am Baumwipfelpfad ein. Damit schließen auch der Souvenirladen und der Kassenbetrieb ihre Pforten, die ebenfalls vom Markt- und Service-Integrationsunternehmen (MSI) betrieben werden. 20 Beschäftigte fanden bis jetzt hier Arbeit. Die Besucherzahlen, die sich nach der Corona-Pandemie nicht wieder wie erhofft entwickelten, hätten es nicht erlaubt, den Pachtvertrag zu verlängern. Auch die allgemeine Teuerung und das Auslaufen von verschiedenen öffentlichen Fördergeldern könne das MSI auf Dauer nicht vollständig ausgleichen, heißt es in einer Mail an BR24.

Die weitere Verpachtung des Betriebs wird zum Problem. Erst recht, wenn weiterhin Unsicherheit über die Verlängerung des Betreuungsvertrages herrscht. Zwar ist der Baumwipfelpfad das ganze Jahr geöffnet, doch die Hauptsaison beginnt erst mit den ersten sonnigen Tagen um Ostern herum. Es wird also schwer, einen Gastronomen zu finden, der das Geschäft ganzjährig betreiben will und ab Januar übernimmt. Bis dahin dürfte dann auch klar sein, wer den Baumwipfelpfad weiter betreibt.

Tourismusmagnet und Lehrzentrum

Das Konzept "Zentrum-Nachhaltigkeit-Wald im Steigerwald" soll die Region und die dortige touristische Entwicklung unterstützten. Dazu wurde im Jahr 2014 das Steigerwald-Zentrum "Nachhaltig erleben" (SZN) im Handthal und 2016 der Baumwipfelpfad bei Ebrach errichtet. Das SZN soll den Besuchern als Bildungs- und Informationszentrum das Prinzip der Nachhaltigkeit am Beispiel der naturnahen Waldbewirtschaftung und des nachwachsenden Rohstoffes Holz vermitteln. Der Baumwipfelpfad gilt als weiterer Projektstein.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!