Die Bläser stehen mit ihren Instrumenten zum Gruppenbild zusammen.
Bildrechte: Theresa Krinninger / BR

Die Barock-Posaunen und zwei Zinken (links.) sind Extraanfertigungen für die Orgel im Ettendorfer Kircherl.

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Barockmusik in Traunstein: Posaunen für das Ettendorfer Kircherl

Knapp 20.000 Euro haben Privatpersonen, Stiftungen und Unternehmen gespendet, damit die historische Orgel im Ettendorfer Kircherl ihr Klangpotenzial wieder voll entfalten kann. Dafür sind ganz besondere Instrumente nötig.

Die Hans-Vogel-Orgel im Ettendorfer Kircherl ist 352 Jahre alt, doch das sieht man ihr nicht an. Seitdem sie 2005 restauriert wurde strahlen die goldenen Verzierungen wieder in voller Pracht auf dem schwarz lackierten Holz. Auch klanglich wurde sie in den originalen Zustand zurückversetzt. Doch das hat einen Haken, vor allem, wenn sie mit anderen Instrumenten zusammen erklingen soll. Denn sie ist einen Viertelton höher gestimmt, als heute üblich und passt in ihrer Stimmtonhöhe nicht mehr zu modernen Begleitinstrumenten.

Zielsumme der Spendensammlung überschritten

Ein Profi-Musiker aus Bad Reichenhall hat sich deshalb etwas Besonderes überlegt. Über eine Crowdfunding-Plattform hat Robert Schlegl im Frühjahr Geld für spezielle Barock-Blasinstrumente gesammelt. 16.545 Euro war die Zielsumme, doch am Ende kamen 19.570 Euro zusammen. Unter den 53 Unterstützern sind Privatpersonen, Unternehmen, Stiftungen sowie die Volks- und Reifeisenbank.

Kopien aus dem Museum

Mit der Summe konnten drei Barock-Posaunen und zwei Zinken, eine Mischung aus Flöte und Trompete für die Traunsteiner Pfarrei Sankt Oswald bestellt werden. Als Vorlage dienten Blasinstrumente, die eigentlich nur noch im Museum stehen. Eine Barock-Posaune aus dem 17. Jahrhundert ist filigraner aus, hat dünnere Rohre und einen kleineren Schalltrichter als moderne Posaunen. Und damit das Posaunen-Ensemble aus Alt-, Tenor-, und Bassposaune klanglich zur historischen Orgel im Ettendorfer Kircherl passt, also höher klingt, mussten die Instrumente auch ein Stück kürzer ausfallen.

Handgefertigt in Geretsried

Historische Blasinstrumente dieser Art stellen nur wenige Spezialisten in Europa her. Einer davon ist Ewald Meinl in Geretsried bei München. Er hat drei Posaunen für das Ettendorfer Kircherl in mühevoller Handarbeit gefertigt. „Die Rohre werden traditionell in Blei gebogen, so wie es früher gemacht wurde“, sagt er. Dabei verwendet der Instrumentenbauer Handwerkstechniken aus dem 17. Jahrhundert. Das mache ihm zufolge den besonderen Klang des Instruments aus.

Die perfekte Kombination für Musik aus dem 17. Jahrhundert

Robert Schlegl zufolge klingt eine Barock-Posaune feiner und leiser. Außerdem müsse man bei einer Barock-Posaune viel weniger Kraft anwenden, um Töne zu erzeugen. „Mit dieser Instrumentenfamilie – Alt, Tenor Bass – haben wir die perfekte Abstimmung um Musik aus dem 17. Jahrhundert spielen zu können“, so Schlegl. Zu den drei Posaunen wurden noch zwei sogenannte Zinken angeschafft, eine Mischung aus Flöte und Trompete. Ein Zink ist aus Zypressenholz, der andere kommt aus dem 3-D-Drucker.

Im Juli und August: Erste Konzerte im Ettendorfer Kircherl

Ein erstes Konzert fand unter Corona-Auflagen am vergangenen Samstag vor Publikum statt. Ein Bläser-Quartett, ein Organist und ein Tenorsänger haben das Ettendorfer Kircherl für etwa 45 Minuten klanglich in einen barocken italienischen Palazzo verwandelt. Einige Musikinteressierte sind dafür extra aus München angereist. Weitere Konzerte und Workshops sind im Juli und August geplant.