Einmal in der Woche treffen sich rund 30 Männer in Bamberg zum gemeinsamen singen. Der Chor "Männersache" singt aber keine alten Chorlieder, sondern vor allem bekannte Popsongs. Musiker und Chorleiter Thomas Kaminski begleitet "seine Jungs" dabei mit dem Keyboard. Bei den Proben im März ist er auf die Idee gekommen, aus Solidarität mit der Ukraine einen besonderen Song einzustudieren. "Ich wollte mit meinem Chor was Besonderes machen, das so nicht alle machen", so Kaminski. Deshalb habe er sich an eine ukrainische Bekannte gewendet und ließ eine Strophe des Popsongs "Heimat" von Johannes Oerding ins Ukrainische übersetzen.
Letzte Probe vor der Premiere von "Heimat"
Kurz vor der ersten Aufführung des deutsch-ukrainischen Songs in den Haas-Sälen in der Sandstraße, proben die Männer noch ein letztes Mal im Garten eines Chorteilnehmers. "Oh Heimat, schön wie du mich anlachst. Du bist immer da, wenn ich keinen zum Reden hab. Oh Heimat, und wie du wieder aussiehst. Ich trag dich immer, immer bei mir, wie'n Souvenir", singen die Männer mit viel Gefühl. Bei der ukrainischen Textzeile schauen sie alle konzentriert auf ihre Liederblätter oder Handys. Auf ihnen steht der ukrainische Text in deutscher Schrift mit genauen Betonungen. "Den deutschen Text können wir auswendig, aber bei der zweiten Strophe auf Ukrainisch müssen wir ablesen, damit wir auch gut verstanden werden", so Chorsänger Mats Reichardt.
Ukrainerin half bei Übersetzung
Bei der Probe mit dabei ist auch Marija Popadinets. Die Ukrainerin hat den deutschen Text gemeinsam mit Chorleiter Kaminski ins Ukrainische übersetzt. An der Übersetzung saßen sie tatsächlich länger, denn es habe gedauert den ukrainischen Text genau an die Melodie anzupassen, so Popadinets. Sie hört bei der Probe genau zu und singt leise mit. Nun klinge es sehr gut, so die Ukrainerin. Thomas Kaminski gibt noch ein paar Tipps, um den Auftritt zu perfektionieren und dann machen sich die Männer auf, zu ihrem Konzert in der Sandstraße. "Ich freue mich und bin schon gespannt, wie die Leute darauf reagieren", so Chorleiter Kaminski.
Songpremiere in der Sandstraße
In den Haas-Sälen lauschen die Zuschauer einem Reisevortrag von Chorteilnehmer Witali, der zu Fuß durch Europa gelaufen ist. Thomas Kaminski und sein Chor wirken kurz vor dem Auftritt ein wenig angespannt. Normalerweise sei er nicht aufgeregt, aber wenn sie einen neuen Song und auch noch einen so besonderen Song zum ersten Mal singen, sei die Aufregung größer, so Kaminski. Am Ende des Reisevortrags schleichen sich die Sänger durchs Publikum auf die Bühne. Thomas Kaminski baut sein Keyboard auf und auf sein Kommando hin, beginnen die Männer zu singen: "Dein Gesicht, es spiegelt sich in Regenpfützen. Ey sogar grau kannst du tragen", klingt es aus den Haas-Sälen. Danach folgt die zweite Strophe auf Ukrainisch. Das Publikum wirkt überrascht und gerührt von der Gesangseinlage in zwei Sprachen.
Gänsehaut beim Premierenpublikum
Zum Ende der Performance applaudieren die Zuhörer begeistert. Auch die Ukrainern Marija Popadinets sitzt im Publikum und applaudiert. Sie habe immer wieder Gänsehaut beim Zuhören bekommen, so Popadinets. Chorleiter Thomas Kaminski ist nach dem Auftritt zufrieden und begeistert. Es mache so viel Spaß gemeinsam auf der Bühne zu stehen und zu merken, wie man mit diesen Textzeilen auf Ukrainisch, die Menschen berühren könne. Dieser Moment sei für den Männerchor unbeschreiblich gewesen.
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