Zu sehen ist das Bild der Wildtierkamera von dem Bären im Berchtesgadener Land.
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In Oberbayern ist wieder ein Braunbär gesichtet worden. Im westlichen Landkreis Berchtesgadener Land tappte der Bär in eine Fotofalle.

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Bär im Berchtesgadener Land gesichtet: Wie geht es weiter?

Nachdem im Berchtesgadener Land ein Bär nachgewiesen wurde, äußert sich Landrat Kern zum weiteren Vorgehen. Anders als sein Amtskollege in Traunstein spricht er vorerst nicht davon, den Bären abschießen oder einfangen lassen zu wollen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Die Rückkehr eines Bären in die bayerischen Alpen löst unterschiedliche Reaktionen in den betroffenen Landkreisen aus. Nachdem eine Wildtierkamera im Landkreis Berchtesgadener Land den Bären abgelichtet hat, äußerte sich nun das Landratsamt schriftlich zu dem Vorfall. Auf BR-Anfrage schrieb Landrat Bernhard Kern (CSU) noch nicht davon, die Entnahme des Bären prüfen zu lassen.

Die Bärensichtung bedeute vorerst nur, dass das Landratsamt weiterhin in engem Austausch mit dem Landesamt für Umwelt (LfU) stehe, so Kern. Das LfU habe empfohlen, Nutztiere nachts einzustallen und Herdenschutzmaßnahmen zu ergreifen. Außerdem solle die Bevölkerung die Verhaltensregeln im Umgang mit Wildtieren beachten.

Landrat in Traunstein: Behörde wolle Entnahme des Bären prüfen

Damit fällt die Reaktion aus dem Berchtesgadener Land anders aus als aus dem benachbarten Landkreis Traunstein: Dort hatte eine Wildtierkamera ebenfalls einen Bären eingefangen. Daraufhin hatte Landrat Siegfried Walch (CSU) am Mittwoch angekündigt, die rechtliche Lage prüfen zu wollen, ob und ab wann eine Entnahme – also das Einfangen oder Abschießen des Bären – geboten sei. Heimische Bären seien "eine Gefahr für die Sicherheit von Mensch und Tier", so Walch.

Bürgermeister von Grassau widerspricht: Gibt bessere Lösungen

Dem widersprach Stefan Kattari (SPD), Bürgermeister von Grassau, am Donnerstag. Er forderte in der Diskussion um Bär und Wolf weniger Populismus und mehr konkrete Unterstützung für die Betroffenen, wie er im Gespräch mit dem BR-Studio Chiemgau betonte. Die permanente Forderung nach Abschüssen bringe den Betroffenen effektiv keine Erleichterung, sagte Kattari. Der gelernte Biologe weist darauf hin, dass zum Beispiel Wölfe bis zu 80 Kilometer in einer Nacht zurücklegen. Abschießen als einzige Lösung würde demnach bedeuten, den Wolf in ganz Europa auszurotten und das widerspreche der europäischen Gesetzgebung. Dasselbe treffe auch auf den Bären zu.

Landwirtschaftsministerin Kaniber: Es sei "fünf nach Zwölf"

Die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) zeigt derweil in Richtung Bundesumweltministerium. Ministerin Steffi Lemke (Grüne) müsse klar sagen, wie viele Wölfe ein Land vertrage und wie viele Bären man sich tatsächlich erlauben könne, so Kaniber im Gespräch mit dem BR. Man wisse seit Jahren, dass die Population beim Wolf exorbitant zunehme, deswegen erwarte sie eine Absenkung des Schutzstatus beim Wolf und eine Überprüfung beim Bären. Es sei bereits fünf nach Zwölf: "Wir sollten hier zum Schutz der Weidewirtschaft endlich Lösungen anbieten", so Kaniber. Deshalb habe sich Bayern auf den Weg gemacht mit einer Wolfsverordnung.

Bärenexperte aus Salzburg: Abschuss noch nicht gerechtfertigt

Auch in Österreich beobachten die Behörden die Situation in Oberbayern. Allerdings sieht der Bären- und Wolfsbeauftragte des Landes Salzburg, Hubert Stock, noch keinen Anlass für den Abschuss des oder der Bären – obwohl vor wenigen Wochen ein Braunbär Schafe im Kreis Rosenheim gerissen haben soll. Ein Riss einzelner Weidetiere reiche noch nicht für einen Abschuss aus, sagte Stock. Es gebe einen engen gesetzlichen Rahmen, wenn Braunbären als sogenannte Problemtiere getötet werden sollen. Braunbären sind nach der FFH-Richtlinie in der gesamten EU streng geschützt. Deswegen, so Stock, sei aktuell nicht mehr zu tun als zu beobachten, ob das Tier Richtung Salzburg weiterziehe.

Wie in Bayern wurden auch schon im Salzburger Land Bärenspuren entdeckt: Anfang Mai hatte ein Jäger im Glemmtal (Pinzgau) Abdrücke eines Bären gefunden. In der Nähe von Bad Fusch im Nationalpark Hohe Tauern wollen zwei Wanderer erst kürzlich ebenfalls einen Bären gesehen haben. Die beiden Männer konnten den Bären laut eigenen Angaben bei einer Wanderung in Bad Fusch aus einem Abstand von bis zu 100 Metern gut beobachten.

Bund Naturschutz sieht keinen Grund für die Entnahme

Ähnlich wie der Salzburger Bärenexperte Hubert Stock sieht es auch der Bund Naturschutz in Bayern: Eine Diskussion über eine Entnahme des Tieres sei zum jetzigen Zeitpunkt völlig unangebracht, sagte der Pressesprecher des Bund Naturschutz in Bayern, Felix Hälbich dem BR. Er gehe davon aus, dass sich der Bär wieder in Richtung Trentino zurückbewege. Eine Gefahr für den Menschen sieht der Bund Naturschutz nicht. Wenn man sich ganz normal verhalte und nicht durchs Unterholz schleiche und seinen Hund anleine, dann werde der Bär den Menschen auch nicht angreifen. Das, was im Trentino passiert ist, sei ein tragischer Unfall gewesen, so Hälbich. Der Bund Naturschutz sieht auch keine erhöhte Gefahr für die Weidetierhaltung. Denn Zäune funktionierten beim Bären genauso wie beim Wolf, erklärte Hälbig.

Seit April: Schon mehrfach Bären in Bayern nachgewiesen

In Bayern häufen sich die Bärennachweise seit Mitte April: Das Landesamt in Augsburg hatte am Dienstag mitgeteilt, dass am Montag im westlichen Teil des Berchtesgadener Landes ein Bär durch eine Wildtierkamera aufgenommen worden sei. Am Wochenende hatte ein Bär bereits eine Fotofalle im Landkreis Traunstein ausgelöst. Seit Mitte April gibt es somit insgesamt elf Bärennachweise aus vier bayerischen Landkreisen. Unklar ist bislang, ob die vermehrten Bären-Nachweise in Bayern auf einen oder mehrere Braunbären zurückgehen.

Zu sehen ist ein Bild von dem Bären aus dem Berchtesgadener Land.
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Eine Wildtierkamera hat nun auch im Berchtesgadener Land einen Bären eingefangen. Zuvor wurde schon im Landkreis Traunstein ein Bär gesichtet.

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