Im südwestlichen Landkreis Traunstein ist der Braunbär von einer Wildtierkamera fotografiert worden.
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Im südwestlichen Landkreis Traunstein ist der Braunbär von einer Wildtierkamera fotografiert worden.

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Neue Braunbär-Sichtung entfacht Diskussion über Abschuss

Bärenspuren in Oberbayern: Ein neues Foto löst wieder Diskussionen aus, ob man das Tier frei leben lassen sollte. Der Landrat im Landkreis Traunstein äußert sich kritisch. In Italien sorgt ein neues Gutachten für Furore.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Nach dem gesicherten Nachweis eines Braunbären in Oberbayern will der Traunsteiner Landrat das Tier nicht dauerhaft in seinem Landkreis dulden. Der Bär sei eine Gefahr für die landwirtschaftliche Nutztierhaltung, meinte Landrat Siegfried Walch (CSU) am Dienstag. "Ein Nebeneinander von großen Beutegreifern und Weidehaltung ist schlicht und ergreifend nicht möglich", sagte er. Ein Experte des Bund Naturschutz in Bayern (BN) widersprach dieser Sichtweise.

Das Landesamt für Umwelt hatte am Montag bekanntgegeben, dass am Vortag im südwestlichen Teil des Landkreises Traunstein ein Braunbär von einer Wildkamera aufgenommen worden sei. Bereits im April hatte die Behörde von Tatzenabdrücken eines Bären im Schnee berichtet.

  • Zum Artikel: "Sorge wegen Bär - Forderungen, Verhaltenstipps und neue Spuren"

Landrat sieht Bär als mögliche Gefahr für Sicherheit

Landrat Walch warnte davor, dass der Braunbär dauerhaft in dem oberbayerischen Landkreis leben könnte und brachte bereits eine Entnahme in die Diskussion. "Wenn ein Bär bei uns in der Region heimisch wird, ist das eine Gefahr für die Sicherheit von Mensch und Tier." Seine Behörde werde umgehend die rechtliche Situation prüfen, ob und ab wann eine Entnahme geboten sei.

In der Diskussion um die Duldung von Wolf oder Bär wird unter der sogenannten Entnahme beim Wolf üblicherweise die Tötung der Tiere verstanden. Bei Bären dagegen kann das Ziel genauso sein, sie lebend zu fangen. Zuletzt hatte es in Bayern insbesondere Forderungen gegeben, die wie Braunbären streng geschützten Wölfe leichter abschießen zu können.

Bund Naturschutz: Entnahme nur "ultima ratio"

Der BN-Artenschutzreferent Uwe Friedel sagte hingegen, dass ein Nebeneinander von Braunbär und Weidehaltung möglich sei. "Der Bär hat bisher keinerlei Anzeichen geliefert, die einen Abschuss fachlich und rechtlich rechtfertigen würden." Für die Schäfer und Bauern, die Tiere draußen hielten, gebe es Instrumente wie den Herdenschutz. Eine Entnahme ist für Friedel nur die "ultima ratio", also das letzte Mittel.

Laut einem Sprecher des Umwelt-Landesamtes in Augsburg gab es am Sonntag noch einen bestätigten Spurenhinweis auf einen Bären im näheren Umfeld der Wildtierkamera. Allein im April gab es in den benachbarten Landkreisen Miesbach und Rosenheim laut der Behörde acht einzelne Bärennachweise, doppelt so viele wie im gesamten Vorjahr im südlichen Oberbayern. Ob es sich bei den aktuellen Nachweisen immer um dasselbe Tier handelt, ist unklar.

Im Audio: Im Landkreis Traunstein erneut Braunbär nachgewiesen

Landkreis Traunstein: Hier wurde der Bär fotografiert
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Landkreis Traunstein: Hier wurde der Bär fotografiert

Tierschutzverband behauptet: Jogger in Italien nicht von Bärin JJ4 getötet

Auch in Norditalien sorgten Bären zuletzt für einige Schlagzeilen. Nun eine mögliche Wende im Fall der tödlichen Bärenattacke auf einen Jogger vor mehr als einem Monat: Ein italienischer Tierschutzverband jedenfalls behauptet, dass der Mann nicht von der "Problembärin" JJ4 getötet wurde. Der Verband Leal reichte beim Verwaltungsgericht in Trient das Gutachten zweier Veterinärmediziner ein, das beweisen soll, dass der 26-jährige Trentiner nicht von dem Bärenweibchen, sondern von einem ausgewachsenen Bärenmännchen angegriffen und getötet worden sei. Das gab Leal am Dienstag bekannt.

Der festgestellte Abstand zwischen den Eckzähnen in den Bisswunden sei typisch für ein Bärenmännchen, hieß es. Der Angriff auf den Jogger sei außerdem auf einen "langwierigen Versuch des Bären zurückzuführen, das Opfer zu vertreiben und abzuschrecken". Der Tierschutzverband fordert die Freilassung der inzwischen eingefangenen JJ4 sowie den Rücktritt von Regionalpräsident Maurizio Fugatti, der die Tötung und den Fang der Bärin angeordnet hatte.

Eltern des Joggers empört

Die Eltern des getöteten Joggers reagierten auf das Gutachten und die Schlussfolgerungen des Vereins hingegen empört. Die Rekonstruktionen seien "fantasievoll und unglaublich", wie sie über ihre Anwälte mitteilen ließen. Nichts werde ihnen ihren Sohn zurückgeben. "Aber wir werden keine weiteren Provokationen akzeptieren."

Anfang April war der Jogger an einem Forstweg in dem bei Wanderern und Touristen beliebten Val di Sole tot aufgefunden worden. JJ4, eine Schwester des 2006 in Bayern getöteten "Problembären" Bruno, hatte den Mann laut bisherigen Erkenntnissen getötet. Sie konnte gefangen werden und befindet sich seitdem in einem abgesperrten Wildgehege.

Gericht entscheidet erst später

Die Provinz Trentino unter Fugatti hatte bereits zwei Mal die Tötung der Bärin angeordnet - beide Male wurde die Entscheidung von einem Gericht in Trient kassiert. Die ursprünglich für den 11. Mai vorgesehene Anhörung vor Gericht wurde auf den 25. Mai verschoben. Dann soll über die Zukunft von JJ4 entschieden werden.

Mit Informationen von dpa

Von einer Wildkamera gemachtes Schwarz-Weiß-Foto des Braunbären.
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Im südwestlichen Landkreis Traunstein ist der Braunbär von einer Wildtierkamera fotografiert worden.

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