Drei Männer in einer Halle vor einer Werkbank.
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Ausbildung: Doppelqualifikation an der Berufsschule Eichstätt

In diesen Wochen machen sich viele Schüler der Abschlussklassen bereits Gedanken, wie es nach der Schule weitergehen soll. Die Berufsschule Eichstätt hat eine Kombi-Ausbildung auf den Weg gebracht: den Technischen Kaufmann (oder Kauffrau).

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Wie geht es nach der Schule weiter und wie ist man gut für den Arbeitsmarkt vorbereitet? Diese Fragen stellen sich viele junge Menschen. Denn auch die Berufswelt wandelt sich ständig. Um den Anforderungen im Arbeitsalltag gerecht zu werden, muss sich auch die Ausbildung immer wieder anpassen. Und das hat man in der Berufsschule in Eichstätt gemacht. Gemeinsam mit Unternehmen, IHK und Kultusministerium.

Kombi-Ausbildung: Technischer Kaufmann

Die Idee ist, die jungen Leute mit einer Doppelqualifikation auszustatten: Die Ausbildung zum Industriemechaniker ist die Basis und obendrauf kommt eine kaufmännische Ausbildung. Eine kombinierte Ausbildung. Die beiden Bereiche gehen dabei während der Ausbildung Hand in Hand. Wobei rund 60 Prozent auf technische und 40 Prozent auf kaufmännische Inhalte entfallen. Der kaufmännische Anteil ist etwas weniger, da dort etwas mehr Vorkenntnisse vorhanden sind. Der Technische Kaufmann ist quasi der kleine Bruder des Wirtschaftsingenieurs. Aktuell machen rund 30 junge Menschen die Ausbildung. In den Unternehmen in Oberbayern, Oberpfalz, Niederbayern oder Mittelfranken. Die Berufsschule besuchen sie in Eichstätt.

Mit breitem Wissen in die Arbeitswelt

Einer der Auszubildenden ist der 22-jährige Domenik Ndue. Er macht die Doppelausbildung bei der Firma Max Bögl in Deining in der Oberpfalz. Er durchläuft quasi zwei Ausbildungen und ist damit wesentlich breiter aufgestellt: "Es ist so, dass man die Sicht das Kaufmännische hat, wo es vor allem um die Kosten geht und dann im Technischen, wo man schaut, passt das alles so oder kann man da was verbessern", berichtet der Azubi. Um sowohl den technischen als auch den kaufmännischen Bereich gut zu lernen, hat er einen höheren Schulanteil als Azubis in anderen Ausbildungsberufen. Und diese Kompetenzen sind im Beruf gefragt.

Arbeiten im Einkauf, Vertrieb oder in der Qualitätskontrolle

Preislisten überprüfen und dann vielleicht noch mal nachverhandeln: Da wird Domenik Ndue Vorteile haben, denn er kennt sich auch mit den Produkten gut aus. Der technische Einkauf ist ein Beispiel, wo die Doppelausbildung zum Technischen Kaufmann ansetzt. Weitere Arbeitsfelder sind der Vertrieb oder die Qualitätskontrolle. An diesen Schnittstellen haben die Betriebe Azubis gesucht, die von beiden Seiten eine Ahnung haben. Sie haben sich mit ihren Wünschen an die Berufsschule in Eichstätt gewandt.

500 Anrufe bei Betrieben

Um junge Menschen technisch und kaufmännisch fit zu machen, musste etwas Neues initiiert werden. Berufsschullehrer Stefan Plank kümmerte sich darum. Er rief rund 500 Betriebe an, um den Bedarf festzustellen. "Ich wusste nicht, wie hoch der Bedarf tatsächlich ist. Ob das nur wenige Betriebe sind oder doch viele." Danach ging die Arbeit dann richtig los. Er und seine Kollegen haben das Programm aufgesetzt. Gemeinsam mit der IHK und dem Kultusministerium. Viel Arbeit, die sich für ihn gelohnt hat: "Wir an der Berufsschule in Eichstätt schauen schon immer, was wir Neues machen können. Aber das ist tatsächlich was Exklusives, was wir ganz alleine auf die Beine gestellt haben, das ist schon was Besonderes", meint Plank.

Viele Abteilungen während der Ausbildung

Die Azubis durchlaufen in der Praxis mehrere Abteilungen der Unternehmen. Bei der Firma Bögl wollte man schon lange die Menschen an Schnittstellen wie technischer Einkauf, Qualitätssicherung und Vertrieb besser aufstellen, berichtet Ralph Walter, Leiter der Aus- und Weiterbildung. Gerade in Verhandlungen seien Menschen mit der Doppelqualifikation im Vorteil, meint er. "Es ist wichtig, dass ich nicht nur verhandeln kann, sondern auch weiß, worüber ich rede.“ Dadurch sei man gegenüber dem Verhandlungspartner in einer besseren Position. Da es der Firma so ein großes Anliegen war, begleitet sie die Kombi-Ausbildung seit Beginn vor drei Jahren. Aktuell haben sie zwei Azubis, die sich zum Technischen Kaufmann ausbilden lassen. "Aber es dürften noch mehr sein", meint Walter.

Interesse auch bei Firmen aus Norddeutschland

Bislang sind sowohl die Vertreter als auch die Betriebe und die Azubis sehr zufrieden mit der Ausbildung und der Doppelqualifikation. Und das hat sich auch schon herumgesprochen. "Erst letzte Woche meldete sich eine Firma aus Hamburg bei einer beteiligten Firma, das wurde jetzt an mich weitergeleitet. Aber anscheinend findet das auch in Norddeutschland Anklang", berichtet Berufsschullehrer Stefan Plank.

Gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt

Die ersten Azubis werden im nächsten Jahr ihren Abschluss machen. Ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt werden wohl gut sein. Aktuell kann man sich auch wieder bei den beteiligten Betrieben für eine Ausbildung zum Technischen Kaufmann bewerben. Und auch wenn man sich schon für den Industriemechaniker entschieden hat, ist es möglich, noch den theoretischen Teil an der Berufsschule in Eichstätt mitzunehmen - ohne das der Betrieb sofort die Ausbildung umstellen muss.

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