Schwarzes Insekt mit Flügeln sitzt auf einem Deckel eines Glases
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Asiatische Hornisse "Vespa Velutina"

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Asiatische Hornisse: Letztes Nest in Bayern entfernt?

In Obernburg am Main ist diese Woche mutmaßlich das letzte Nest der Asiatischen Hornisse in Bayern entfernt worden. Wenn Untersuchungen das bestätigen, wäre es ein Schritt, die Ausbreitung der invasiven Art einzudämmen. Ihre Hauptspeise: Honigbienen.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Franken am .

Ein Autokran steht mitten in einem Wohngebiet in Obernburg am Main. Der Lastarm ist weit ausgefahren, an seinem Ende baumelt in 18 Metern Höhe ein Käfig. Darin steht Andreas Bauer und macht sich mit Staubsauger und Säge in einer Baumkrone an die Arbeit.

Im Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde entfernt der Profi ein Nest der Asiatischen Hornisse. Zwei Stunden dauert es, bis er alle ein- und ausfliegenden Tiere abgesaugt und den Bierkasten-großen, braunen Bau unversehrt abgenommen hat.

Das letzte Nest in Bayern?

Das Nest in Obernburg ist das zweite im Umkreis von wenigen Hundert Metern. Das lässt die Hoffnung bei Matthias Meidel vom Landesverband Bayerischer Imker wachsen: Asiatische Hornissen gründen zunächst Primärnester. Werden diese zu klein, fliegt die Königin aus und versorgt parallel ein Sekundärnest – es ist größer und wird nahe des Primärnestes gebaut, allerdings in wesentlich größerer Höhe.

Im August wurde bereits ein Nest gefunden, womöglich das Primärnest. Bestätigt sich das neue Nest als zugehöriges Sekundärnest, wäre Bayern laut Matthias Meidel frei von der Asiatischen Hornisse.

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Nest der Asiatischen Hornisse in einem Baumwipfel

Ausbreitung der Asiatischen Hornisse nicht zu stoppen

Verhindern könne man die Ausbreitung der invasiven Insekten allerdings nicht mehr, das zeigten Erfahrungen anderer Bundesländer, so Meidel. Durch das Aufspüren und Vernichten der Nester könne die Entwicklung aber eingedämmt werden. Deswegen hat Matthias Meidel über viele Wochen bis Ende Oktober ein Monitoring betreut. Asiatische Hornissen wurden eingefangen und markiert oder mit Sendern ausgestattet. Dadurch sollten die Nester gefunden werden.

In Obernburg hatten Meidel und seine Imkerkollegen viel Glück. Nach ersten Hinweisen eines Anwohners meldete ein Imker den Befall der Hornisse an seinen Bienenstöcken ganz in der Nähe. An beiden Orten wurde beobachtet, aus und in welche Richtung die Tiere fliegen. Daraus wurde der Schnittpunkt ermittelt und nach kurzer Suche das Nest hoch oben in einer Zeder entdeckt.

Asiatische Hornisse ernährt sich von Honigbienen

Die Asiatische Hornisse "Vespa Velutina" ist eine invasive Art. Sie ernährt sich zu 85 Prozent von Honigbienen und ist in der Lage ganze Bienenvölker auszurotten. Dabei lauert sie am Bienenstock den zurückkehrenden Bienen auf und fängt sie in der Luft.

Wohl zufällig als blinder Passagier 2004 nach Südfrankreich gekommen, breitet sie sich in Europa immer weiter aus: über Italien, Belgien, die Schweiz und Großbritannien kam sie 2014 schließlich auch nach Deutschland. In Bayern wurde sie bisher nur in den Landkreisen Aschaffenburg, Miltenberg und Main-Spessart gesehen.

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Der Schädlingsbekämpfer saugt ein- und ausfliegende Tiere ab

Untersuchung im Institut für Bienenkunde und Imkerei

In Obernburg kehrt Andreas Bauer nach zwei Stunden in luftiger Höhe mit dem Nest der Asiatischen Hornisse auf festen Boden zurück. Die Bergung ist geglückt, besonders aggressiv waren die Tiere nicht. Das Nest wird direkt nach Veitshöchheim gebracht, ins Institut für Bienenkunde und Imkerei. Dort untersucht es Stefan Berg.

Zwei Fragen sind dabei besonders spannend: Gehören die beiden Obernburger Nester zusammen? Und: Sind schon neue Königinnen geschlüpft und ausgeflogen? Wäre Letzteres der Fall und würden diese Königinnen den Winter überstehen, gäbe es im nächsten Jahr vermutlich neue Nester. In jedem Fall will Matthias Meidel das Monitoring im Frühjahr fortsetzen. Dabei setzt er nicht nur auf das Aufstellen von Lockfallen, sondern auch auf die Bevölkerung.

Asiatische Hornisse ist meldepflichtig

"Vespa velutina" lassen sich gut von den etwas größeren, heimischen Europäischen Hornissen "Vespa crabro" unterscheiden. Die Asiatische Art ist deutlich dunkler, fast schwarz. Nur am Hinterleib zieren sie gelbe Streifen. Beide Hornissenarten sind für den Menschen ungefährlich. Sie sind weder aggressiver noch giftiger als zum Beispiel Bienen oder Wespen.

Die Asiatische Hornisse ist meldepflichtig: Wer ein Exemplar sichtet, soll sich entweder an die Unteren Naturschutzbehörden in den örtlichen Landratsämtern oder direkt an das Institut für Bienenkunde und Imkerei in Veitshöchheim wenden, idealerweise mit einem Foto. Nach Anweisung der EU müssen Nester der Asiatischen Hornisse entfernt werden.

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Eingefangene Nestpopulation in Obernburg

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